Duisburg. Joachim Kube zählt zu den bundesweit wenigen Footbike-Athleten und ist sehr erfolgreich. Wie der Duisburger zu der außergewöhnlichen Sportart gekommen ist.

Wenn Joachim Kube mit seinem Footbike in Duisburg unterwegs ist, erntet er von vielen Passanten irritierte Blicke. „Ein paar Radfahrer haben mal mit einem Augenzwinkern gefragt, ob ich meinen Sattel vergessen habe“, erzählt der 48-Jährige. Von solchen Sprüchen lässt sich Kube allerdings nicht beeindrucken – schließlich erreicht er mit seinem Tretroller Geschwindigkeiten, von denen die meisten Hobby-Radler nur träumen können. Bis zu 35 Kilometer pro Stunde schafft der agile Duisburger auf ebener Strecke, bergab können es bei optimalen Bedingungen sogar über 70 km/h werden.

Dass er in seiner Altersklasse (M40-49) einer der schnellsten Tretrollerfahrer der Welt ist, hat Kube im vergangenen Jahr bei der Footbike-Weltmeisterschaft in Tschechien gezeigt: Dort erreichte er im Rennen über 12 Kilometer in 24:21,60 Minuten den zweiten Platz. Im Sprintwettbewerb über 800 Meter belegte Kube in 1:40,11 Minute den fünften Rang, die Langdistanz von 30 Kilometern schloss er in 1:05,45 Stunde als Achter ab.

Mit 48: Duisburger ist Vize-Weltmeister auf dem Footbike

Besonders beeindruckend erscheint dieser Erfolg vor dem Hintergrund, dass Joachim Kube erst vor etwa drei Jahren Footbike als Sport für sich entdeckt hat. „Ich habe nach einer Sportart abseits von Joggen und Radfahren gesucht, bei der man weite Strecken zurücklegt“, erinnert er sich. Bei einer Online-Recherche stieß Kube dann auf den Deutschen Tretroller-Verband (DTRV) und fing an, sich über das Rollerfahren als Sportdisziplin zu informieren.

Die richtige Technik hat er sich mithilfe von Lehrvideos selbst beigebracht. „Ich bin ein kompletter Autodidakt“, so Kube. Als Sportwissenschaftler und ehemaliger Leichtathlet gelang es ihm schnell, sich in die neue Domäne einzuarbeiten.

Fit wie mit 25

„Am Rollerfahren mag ich besonders, dass es eine stehende Bewegung ist – so ähnlich wie beim Snowboarden“, erzählt Kube. Außerdem sei der Sport gelenkschonender als zum Beispiel Joggen. Ähnlich wie beim Laufen ist aber auch beim Tretrollerfahren eine gute Kondition unerlässlich. „Man kann durch das Training wirklich fit werden“, ist Kube überzeugt. „Ich bin heute wieder in so einer guten Form wie zuletzt mit 25.“

Der Duisburger Joachim Kube (48) ist in seiner Altersklasse Vize-Weltmeister mit dem Footbike.
Der Duisburger Joachim Kube (48) ist in seiner Altersklasse Vize-Weltmeister mit dem Footbike. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

An drei bis vier Tagen pro Woche trainiert Joachim Kube mit seinem Footbike, oft ist er in Duisburg an der Regattabahn unterwegs. Vereine oder Trainer, die ihn bei seinem Sport unterstützen, gebe es in der Umgebung kaum: „Ein paar Sportvereine haben mittlerweile eine Tretroller-Sparte“, sagt Kube. Aber in Duisburg sei er diesbezüglich bisher nicht fündig geworden. Vor wichtigen Wettkämpfen organisiert er manchmal private Treffen mit anderen Athleten, um gemeinsam zu trainieren. „In Deutschland gibt es allerdings nur etwa zwei Dutzend Leute, die den Sport professioneller betreiben“, erklärt Kube.

Tipps für Einsteiger

Deutlich größer ist hingegen die Zahl der Freizeitsportler, die hin und wieder auf einen Tretroller steigen. „Grundsätzlich ist Footbike sehr einsteigerfreundlich“, findet Kube. Es gebe allerdings ein paar technische Feinheiten, die Anfänger kennen sollten, bevor sie selbst loslegen. Interessierten empfiehlt Kube daher, sich auf der Internetseite des DTRV zunächst über die Grundlagen des Sports zu informieren. „Dort gibt es auch Angebote von Trainern, die spezielle Kurse für Einsteiger anbieten.“

Wer im Internet recherchiert, findet entsprechende Roller ab etwa 300 Euro. Je professioneller der Sport betrieben werden soll, umso teurer wird. Kube zum Beispiel besitzt eine Sonderanfertigung, mit der er sich aktuell auf den nächsten großen Wettkampf vorbereitet: Nach seinem WM-Erfolg möchte er auch bei der diesjährigen Europameisterschaft in Enschede ein gutes Ergebnis einfahren. Sein größtes Ziel bleibt allerdings, bei der nächsten Weltmeisterschaft 2026 ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Vize wolle er nicht mehr sein, stellt Kube kämpferisch klar.

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>> FOOTBIKE: AUCH HOBBYSPORTLER STARTEN BEI DEUTSCHEN MEISTERSCHAFTEN

  • Während in Deutschland nur wenige Athleten professionell mit dem Tretroller trainieren, erfreut sich der Sport in anderen Ländern großer Beliebtheit.
  • So gibt es etwa in den Niederlanden und Tschechien eine ernstzunehmende Rennszene – doch auch aus Nordeuropa und Italien reisen regelmäßig Sportler zu internationalen Wettkämpfen an.
  • Bei den jährlichen Deutschen Meisterschaften können auch Hobbysportler teilnehmen. Wer dort Erfolge feiert, kann dann auch bei Europa- und Weltmeisterschaften an den Start gehen, die jeweils alle zwei Jahre stattfinden.

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