Duisburg. Ein weltweit agierender Kranspezialist mit einer Niederlassung in Beeck ist auf Expansionskurs. Von den Plänen könnte Duisburg stark profitieren.

Bei BVS Cranes in Beeck wird groß gedacht: Das Unternehmen produziert Krane, die Lasten von bis zu 500 Tonnen in serienmäßiger Fertigung tragen können. Da dauert es schon mal anderthalb Jahre von der Bestellung bis zu Lieferung. Und wenn der Kran sich auf den Weg zum Kunden macht, ist der Transport ein logistisches Meisterwerk.

Kranspezialist: BVS Cranes beschäftigt in Duisburg 25 Mitarbeiter und will expandieren

Betriebsleiter Yüksel Kara nennt ein Beispiel: „Wir werden einen insgesamt 350 Tonnen schweren Kran nach Süddeutschland liefern. Soweit es möglich ist, werden die Komponenten per Schiff transportiert. Dann werden wir sie auf 27 Lkw umladen und zum Kunden fahren.“ Vor Ort bauen BVS Cranes-Mitarbeiter den Kran zusammen. Vier solcher Kolosse hat der Kunde bestellt, spätestens Ende des Jahres soll der erste ausgeliefert sein.

Önder Bülbüloglu, Vorstandsvorsitzender BVS Holding, ist der Gründer des Kranspezialisten – hier im Gespräch mit OB Sören Link, der die Firma im Rahmen seiner Reihe „OB im Wirtschaftsdialog“ besucht hat. Rechts: Niederlassungsleiter Alpaslan Karabulut.
Önder Bülbüloglu, Vorstandsvorsitzender BVS Holding, ist der Gründer des Kranspezialisten – hier im Gespräch mit OB Sören Link, der die Firma im Rahmen seiner Reihe „OB im Wirtschaftsdialog“ besucht hat. Rechts: Niederlassungsleiter Alpaslan Karabulut. © Stadt Duisburg | Ilja Höpping

Die Welt der Krane ist bunt. Es gibt Brückenkrane, Portalkrane und Prozesskrane: Sie alle erfüllen spezielle Aufgaben und kommen zum Beispiel in Häfen beim Beladen der Containerschiffe, in Werften, der Automobilindustrie, im Bergbau, Müllbunkern oder in der Stahlindustrie zum Einsatz. Die meisten Krane sind Standardmodelle, Großkrane sind aber meist Individualisten – sie werden speziell für den jeweiligen Kunden konzipiert. Und das braucht eben seine Zeit.

Die meisten Kran-Komponenten, die BVS Cranes verbaut, werden in der Türkei gefertigt. Hier betreibt das 1985 gegründete Unternehmen mehrere Standorte. „Wir gehören zu den drei größten Kranbauern weltweit“, sagt Yüksel Kara. „Und wir sind der einzige Anbieter der Welt, der alle Formen von Kranen realisieren kann. Darauf sind wir stolz.“ 1000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat BVS-Canes insgesamt, aktuell arbeiten 27 davon in Duisburg.

Dieser Hafen-Drehkran mit 120 Tonnen Hebelast ist im Militärhafen in Toulon (Frankreich) im Einsatz.
Dieser Hafen-Drehkran mit 120 Tonnen Hebelast ist im Militärhafen in Toulon (Frankreich) im Einsatz. © BVS Cranes

Den Standort im Norden der Stadt gibt es seit 2017. Die Nähe zum größten europäischen Binnenhafen habe den Ausschlag für Duisburg gegeben: „Hier werden schließlich viele Krane gebraucht“, so Kara. Das Duisburger Team unterstützt die Kollegen in Ankara bei der Konstruktion von neuen Anlagen, baut in seiner Halle einzelne Komponenten nach Kundenwünschen um und übernimmt Reparaturen. „Unsere Auftragsbücher sind voll. Neue Kunden müssen sich hinten anstellen“, erklärt der Betriebsleiter.

Ein Schwerpunkt ist Wartung und Instandhaltung

Ein Schwerpunkt ist Wartung und Instandhaltung. Große Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder der Duisburger Hafen setzen dabei auf BVS Cranes. „Wir betreuen unsere Kunden 24/7. Man kann sich vorstellen, dass jede Minute etwa im Containerdienst sehr viel Geld wert ist.“ Da muss es im Notfall schnell gehen. Weil ein Kran eigentlich immer laufen soll, werde seine Elektrik zur Sicherheit oftmals redundant gebaut.

Wie viele andere Firmen kämpft auch BVS Cranes mit dem Fachkräftemangel. „Wir könnten mehr Kunden bedienen, wenn wir mehr Leute hätten.“ Momentan sucht die Geschäftsführung „händeringend“ Mechatroniker und Elektroniker. Der Betrieb bildet selbst aus – die drei Azubis können sich über eine Jobgarantie freuen. Ab Sommer möchte man zusätzlich kaufmännisch ausbilden. „Grundsätzlich setzen wir auf ein langsames, aber sicheres Wachstum“, ordnet Kara ein.

BVS Cranes ist in mehr als 90 Ländern aktiv: Dieser Prozesskran wurde für eine Stahlfabrik in Katar gebaut.
BVS Cranes ist in mehr als 90 Ländern aktiv: Dieser Prozesskran wurde für eine Stahlfabrik in Katar gebaut. © BVS Cranes

Offenbar fühlen sich die Mitarbeiter in Beeck wohl: „Bis jetzt hat noch niemand gekündigt“, freut sich Kara. „Uns ist aber auch wichtig, dass die Leute morgens mit guter Laune zur Arbeit kommen. Wir hören zu, wenn es Probleme gibt, zum Beispiel mit der Familie, und versuchen zu helfen.“

„Mittelfristig“ könnte das Unternehmen für einen Paukenschlag in Duisburg sorgen. Es steht die Überlegung im Raum, in den nächsten ein bis zwei Jahren eine neue Fertigung zu eröffnen, in der Krane produziert werden können. „Am liebsten in Deutschland und vorrangig in Duisburg“, erklärt der Betriebsleiter. Natürlich müssten alle Gegebenheiten stimmen, um sich für einen Standort zu entscheiden. Man sei schon mit der Wirtschaftsförderung DBI in Kontakt. „Aber natürlich sind auch andere Städte an uns interessiert.“