Duisburg. Die Sana Kliniken stellen sich in Duisburg als Spezialversorger neu auf. Geschäftsführer verraten, auf welche Säulen sie setzen. Diese Abteilung fällt weg.
Nach einem Jahr der Existenzangst sieht die Geschäftsführung der Sana Kliniken Anlass zur Hoffnung für einen wirtschaftlichen Betrieb mit einem neuen medizinischen Konzept am Duisburger Standort. „Wir sehen uns als Gewinner der Klinikreform“, sagen Geschäftsführerin Ines Grunewald und Michael Weckmann, Cluster-Geschäftsführer des Münchner Klinik-Konzerns, der außerdem noch für die Sana-Häuser in Düsseldorf, Hürth und Köln zuständig ist.
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Die Bewilligungsbescheide für die künftigen medizinischen Leistungsbereiche aus dem NRW-Gesundheitsministerium habe man mit Erleichterung aufgenommen, berichtet Grunewald, die Berlinerin führt seit einem Jahr das ehemalige Städtische Klinikum. „Wir konnten alle Fachabteilungen halten, damit haben wir nicht gerechnet.“
Sana Kliniken Duisburg: Neue Positionierung als „Spezialversorger“
Dennoch führt der Vollzug der Reform von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) zu einem Wechsel im Selbstverständnis. „Die Sana Kliniken Duisburg wollen nicht mehr Maximalversorger sein, sondern uns als Spezial-Versorger neu aufstellen. Wir werden uns auf das fokussieren, was wir am besten können.“ Ein Personalabbau bei den rund 1600 Beschäftigten sei nicht vorgesehen, betonen die Geschäftsführer.
Auf drei Säulen soll das medizinische Konzept ruhen: Das Eltern-Kind-Zentrum, das neurovaskuläre Zentrum und die Altersmedizin. Als Perinatal-Zentrum für Frühgeburten und Risikoschwangerschaften hat das Haus überregionale Bedeutung. Das hochqualifizierten Teams des Neurozentrums wird durch modernste Medizintechnik gestärkt, die bald vorgestellt werden soll. „In neuen Therapien zur Behandlung von Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson sehen wir große Chancen“, sagt Grundewald.
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„Die Investitionsentscheidung ist für Duisburg gefallen“, berichtet Michael Weckmann. Er werte das als Zeichen, „dass auch die Konzernführung an die Zukunftsfähigkeit des Standorts glaubt und hinter uns steht.“
Klinik am Kalkweg bleibt Standort der Notfall-Versorgung
Außerdem bleibt der Kalkweg Standort der Notfall-Versorgung und wird weiterhin die internistische, chirurgische und kardiologische Grundversorgung seiner Patienten gewährleisten. Sana kann hier die Lücke schließen, die durch Insolvenz des St. Marien-Krankenhauses in Ratingen entsteht, das im vergangenen April geschlossen wurde.
Doch auch Sana wurden nicht alle beantragten Leistungen genehmigt: Die Endoprothetik (Knie- und Hüftgelenk-Ersatz) wird es am Kalkweg nicht geben, die Kardiologen müssen auf die Elektrophysiologie verzichten. Andere, wie die Thorax-Chirurgie, wurden mit Blick auf die niedrigen Fallzahlen gar nicht erst beantragt.
Kooperationen sollen jahrelangen Konkurrenzkampf beenden
„Wir haben uns mit uns selbst beschäftigt, was und wie wir es tun“, sagt Ines Grunewald. Am Ende stehe die Erkenntnis, das mit der Klinikreform auch der für alle Häuser ruinöse Konkurrenzkampf enden müsse. So wird es zwar weiter eine onkologische Klinik geben, die aber nicht im Wettbewerb mit dem Krebszentrum des benachbarten Bethesda stehen soll.
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Der Neuaufstellung werde in den nächsten Wochen eine Strategieplanung folgen, kündigt Ines Grunewald an. „Dabei wird es auch um neue Kooperationen mit anderen Häusern gehen.“ Gespräche über eine „strategische Partnerschaft“ mit den Johannitern führten bisher nicht zu zählbaren Ergebnissen. „Es funktioniert nur auf der Basis einer Medizin-Strategie, durch die sich auch Ergänzungen ergeben“, sagt Michael Weckmann dazu.
Ines Grunewald: Im Moment sprechen alle mit allen
Einen solchen Weg innerhalb der Leitplanken, die auch die zweite Klinikreform von Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) setzte, sei vor dem Abschluss des Prozesses schwierig zu finden, so der Cluster-Geschäftsführer. „Das wird einfacher, nachdem alle wissen, woran sie sind.“ Denkbar seien neben dem Einstieg eines anderen Trägers auch „andere Konstrukte.“
Eine Gesprächsbereitschaft gebe es nicht nur seitens der Sana Kliniken, registriert Ines Grunewald. „Im Moment sprechen alle mit allen.“ Bis auf Weiteres bleibt es bei der Fortsetzung Zusammenarbeit zwischen Sana und den Johannitern in Rheinhausen in der Onkologie: Beide Häuser teilen sich einen Chefarzt.
Durch die Reform seien „alte Grenzen“ zwischen kommunalen, kirchlichen und privaten Trägern gefallen, sagt Weckmann: „Das macht uns als Partner interessanter und gibt uns die Möglichkeit, über Kooperationen nachzudenken.“ Alle müssten sich nun „die Karten legen“ und darüber nachdenken, „ob es nicht auch wirtschaftlich sinnvoller ist, in Verbünden zu denken“. Die Übernahme von Anteilen an Mitbewerbern könne dann erst der folgende Schritt sein.
Ziel: Jährliches Defizit soll in den nächsten Jahren drastisch sinken
Zweck der neuen Strategie ist auch bei Sana die wirtschaftliche Zukunft des Hauses. Seit der Übernahme von der Stadt vor zehn Jahren summieren sich die Verluste auf rund 100 Millionen Euro. Dass das Defizit im vergangenen Jahr nicht über 30 Millionen Euro betrug, ist schon eine gute Nachricht.
Drei Jahre geben sich die Sana Kliniken, um das Ergebnis in Richtung schwarze Null zu drehen. Dazu werde man alle bisherigen Strukturen auf den Prüfstand stellen. „Wir haben zuletzt drei Millionen Euro pro Jahr ausgegeben. Das ist deutlich zu viel“, nennt Ines Grunewald ein Beispiel.
Wirtschaftlicher soll der Klinik-Betrieb auch durch die Digitalisierung werden. Hier werde Sana bald eine konzernweite Lösung umsetzen, Fördermittel stehen auch dem Duisburger Haus zur Verfügung. „Der Prozess soll in zwei Jahren abgeschlossen sein“, kündigt Michael Weckmann an.
BETIEBSRAT BRINGT KOOPERATION MIT BETHESDA INS SPIEL
- „Die Endzeit-Stimmung ist weg“, berichtet Helmut Böckeler. In der Belegschaft sei Erleichterung spürbar. Dazu trage auch das Bekenntnis des Sana-Konzerns zum Standort bei.
- Der Betriebsrat hoffe nun auf die Vereinbarung von Kooperationen mit den anderen Kliniken in Duisburg, so der langjährige Vorsitzende des Betriebsrats.
- Böckeler bringt eine Zusammenarbeit der Sana Kliniken mit dem Bethesda ins Spiel. Nicht nur die Nähe, auch das medizinische Portfolio beider Häuser lege es nahe, über Kooperationen mit dem Hochfelder Hospital nachzudenken.