Duisburg. Zum siebten Mal wird ein Fußballclub Opfer einer Einbruchserie. Sogar die Versicherung hat den Verein rausgeworfen. Das ist nicht das einzige Problem.

Beim Rheinland Hamborn 03 e.V. sitzt der Frust tief: Zum siebten Mal in drei Jahren wurde das Vereinsheim des Fußballclubs an der Grillostraße in Marxloh von Dieben heimgesucht. Unbekannte haben sich am Wochenende mit brachialer Gewalt Zutritt zu den Räumen verschafft.

Das Clubhaus ist eh seit Jahren ein Provisorium, der Verein musste sich in einem alten Container einrichten. „Der ist mindestens 30 Jahre alt“, sagt Jugendleiter Ferhat Ulutas. „Wir können ihn nicht einmal heizen. Deshalb haben wir einen Kamin eingebaut.“

Schon der siebte Einbruch beim Fußballverein Rheinland Hamborn 03 in Marxloh

Schon 2023 hatten Diebe ein großes Loch in die Blechwand geschnitten. „An dieser Stelle sind sie zweimal rein.“ Sie ist immer noch deutlich zu erkennen. Der Verein hat das Blech notdürftig verschlossen und schließlich die Wand auch von innen verstärkt. „Ich denke, das wussten die Täter. Die waren schon mal in unseren Räumen. Deshalb haben sie dieses Mal das Blech direkt daneben aufgeschnitten“, so Ulutas.

Beim Verein Rheinland Hamborn 03 e.V. wurde zum wiederholten Male eingebrochen
Die Täter haben die Tür zum Büro aufgebrochen und alles durchwühlt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Das Loch ist noch größer als das alte und wurde inzwischen ebenfalls provisorisch zugemacht. Wie immer in letzter Zeit in Eigenregie, weil es an Geld fehlt. Denn eine Versicherung hat der Verein nicht mehr. „Die hat uns wegen der vielen Schäden durch die Einbrüche rausgeschmissen. Hat sich für die wirtschaftlich wohl nicht mehr gelohnt“, vermutet der Unternehmer.

„Wir sind froh, dass die Täter nicht randaliert haben“

Allein deshalb trifft jeder neue Einbruch die Fußballer bis ins Mark. „Wir schaffen es mittlerweile nicht mehr, alles, was gestohlen wird, eins zu eins zu ersetzen“, ergänzt Hakan Aydin, der Vorsitzende des Vereins. Deshalb sind alle froh, dass die Einbrecher wenigstens nicht randaliert oder ein Feuer gelegt haben – so wie neulich beim BSV Beeck 05.

Dieses Mal haben die Täter mehrere Sätze Trainingsklamotten, Red-Bull-Dosen und 100 Euro Bargeld mitgehen lassen. Immerhin sind die Trikots der Spieler noch da. Die sollen jetzt ein neues Lager bekommen, eines, wo Diebe sie auf keinen Fall vermuten würden. So will der Verein sicherstellen, dass ihre Kicker wenigstens bei Spielen ausgestattet sind und auflaufen können.

Beim Verein Rheinland Hamborn 03 e.V. wurde zum wiederholten Male eingebrochen
Die defekte Dusche in der Gäste-Umkleide wurde einfach stillgelegt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Um auf Beutezug gehen zu können, haben die Täter nicht nur das Außenblech beschädigt, sondern auch zwei Türen aufgebrochen. Für die Aktiven bedeutet das jetzt wieder: das völlig zerpflückte Büro aufräumen, im Baumarkt zwei neue Türen kaufen und einbauen und einen günstigen Weg finden, das Wellblech auch an der neuen Stelle von innen zu verstärken.

Diebe haben auch die Überwachungskameras mitgehen lassen

Bei der Polizei anzeigen wird der Verein den neuerlichen Einbruch nicht. Das entsprechende Formular liegt zwar auf dem Tisch des Vereinsheims, aber es wird unausgefüllt bleiben. „Nach wem sollen die Beamten suchen? Uns kostet die Anzeige wieder Stunden und wir verschwenden nicht die Zeit der Polizei. Uns bringt eine Anzeige nichts. Wir sind ja nicht mehr versichert.“ Der Frust ist Ferhat Ulutas deutlich anzumerken. Sie könnten der Polizei noch nicht einmal Bilder liefern. Die Täter haben am Sonntag auch die Kameras samt Aufzeichner geklaut.

Sie ständigen Einbrüche sind das eine, der Zustand des Vereinsheims das andere Problem. Ulutas zeigt die Umkleide der Gastmannschaft. „Seit einem Wasserschaden hat der Raum kein Licht mehr. Auch hier wird immer nur geflickt.“ Die Dusche, die den Rohrbruch verursacht hat, wurde einfach nur abgeklemmt, nicht repariert. Der Raum atmet den Charme der 70er ohne zwischenzeitliche Sanierung. Hier möchte man wirklich nicht duschen.

Beim Verein Rheinland Hamborn 03 e.V. wurde zum wiederholten Male eingebrochen
Im großen Duschraum des Vereins bietet sich auch kein besseres Bild. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Dann kommen die Gäste aus dem Duisburger Süden oder aus Dinslaken aus der Umkleide und das Erste, was sie sehen, ist das geflickte Wellblech. Da denken die sich: Was ist das für ein Scheißverein? Das ist eine Schande.“ Alle bei Rheinland Hamborn 03 wünschen sich ein richtiges Vereinsheim und neue Umkleiden. „Das erste Gespräch über die Anlage hat schon 2016 mit DuisburgSport stattgefunden. Es soll was passieren, aber wann? Die Jahre vergehen und es ist noch nichts klar“, sagt Ferhat Ulutas.

Inzwischen hätten sie auch das Vertrauen der Eltern verloren, bedauert der Jugendleiter. Sie glauben einfach nicht mehr, dass etwas passiert, und melden ihre Kinder bei anderen Vereinen an. Da spielt auch der Aschenplatz eine Rolle. Vor Kurzem musste Ulutas sechs Jugendmannschaften abmelden. Kein Geld und Aschenplatz. „Da findet man keine Trainer mehr.“ Deshalb steht ein Rasenplatz ganz oben auf der Wunschliste.

Die Stadt bestätigt, dass es Gespräche zwischen der Stadt Duisburg und dem Verein gibt. „Genaueres können wir aber noch nicht sagen, da die Gespräche noch nicht abgeschlossen sind“, teilt Sprecher Malte Werning mit. Ferhat Ulutas wird also weiter den Kontakt zu DuisburgSport suchen und versuchen, sich ein Fünkchen Hoffnung zu bewahren.

Das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium, auf dessen Gelände Club-Container und Umkleiden stehen, wird einen Erweiterungsbau bekommen. Und die Stadt prüft derzeit, ob die Wiese neben dem Vereinsheim für die neue Grundschule in Marxloh ausreicht. „Wir hoffen, dass im Zuge dieser Projekte dann auch bei uns was passiert. Dauert das aber bis 2027, können wir genauso gut dichtmachen.“

>> Rheinland Hamborn 03 hat vor allem sozial schwache Mitglieder

  • Die erste Mannschaft von Rheinland Hamborn 03 spielt aktuell in der Bezirksliga, die zweite Mannschaft in der Kreisliga B.
  • Der Verein hatte in der Vergangenheit sieben Jugendmannschaften, momentan gibt es nur noch ein D-Jugend-Team.
  • Der Verein zählt 200 Mitglieder. Die meisten haben selbst mit Geldproblemen zu kämpfen. „Deshalb bezahlen sie auch die Beiträge nur sporadisch“, sagt Ulutas. Ein Grund, warum die Kassen des Vereins leer sind.
  • Ulutas hat 2024 einen Antrag bei der Sparkassen-Stiftung auf Unterstützung für eine neue Anlage gestellt. „Der wurde leider abgelehnt“, bedauert der Jugendleiter.