Dinslaken/Duisburg. Dr. Amer Khazndar kam 2014 aus Syrien. Seit 2019 ist er als Kinderarzt in Dinslaken tätig. Für das neue Jahr hat er noch besondere Pläne.
„Dinslaken ist jetzt meine Heimat“, sagt der Dinslakener Kinderarzt Amer Khazndar. In Saudi-Arabien hat er bereits Medizin studiert und gearbeitet. Doch er wollte sein Leben in der Heimat weiter aufbauen. Also kehrte er nach Syrien zurück. Als aber dort der Krieg ausbrach, beschloss er, mit seiner Frau und den beiden Töchtern das Land zu verlassen. „Wir wollten von Anfang an nach Deutschland“, sagt der Arzt aus Dinslaken. Deshalb beantragte er ein D-Visum.
Mit diesem Arbeitsvisum kann man für eine bestimmte Zeit in Deutschland arbeiten. Es besteht die Möglichkeit, das Visum zu verlängern und in eine Aufenthaltserlaubnis umzuwandeln, wenn man einen Job findet. „Dafür musste ich mein Erspartes auf ein Sperrkonto einzahlen, damit ich davon leben kann, bis ich eine Arbeit gefunden habe“, erklärt Khazndar.
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Kinderarzt in Dinslaken: „Sprache ist der Schlüssel“
Khazndar ist seit 2014 in Deutschland. Mit 35 Jahren nahm er die Herausforderung an. Mit seiner Frau und den beiden Töchtern kam er damals nach Leipzig. Doch in einem neuen Land zu sein, ist gar nicht so einfach. Er sprach damals kein Wort Deutsch. „Aber ich bin hier, um in meinem Traumberuf zu arbeiten“, sagt der 44-jährige Syrer.
Deshalb hat er sofort mit dem Deutschunterricht begonnen, um später einen richtigen Job zu finden. Neben der Sprache muss er aber auch seine Zeugnisse anerkennen lassen, um als Kinderarzt arbeiten zu können. Dafür muss man aber erst einmal die Sprache lernen“, sagt der Dinslakener. Dieser Schritt ist ihm sehr wichtig. „Denn die Sprache ist der Schlüssel für den Arbeitsmarkt, aber auch wichtig, um richtig in der Gesellschaft anzukommen“, erklärt Khazndar.
Nach dem Spracherwerb erhielt er Anfang 2016 die Approbation, mit der er in Deutschland als Arzt arbeiten durfte. Erst im Mai 2016 bekam er seine erste Stelle in einem Krankenhaus im niedersächsischen Hildesheim. „In dieser Zeit habe ich meine Unterlagen und Zeugnisse an die Ärztekammer in Hannover geschickt, damit sie anerkannt werden und ich als Kinderarzt arbeiten kann“, sagt der Dinslakener. Seine Erfahrungen im Klinikum Hildesheim hätten dabei eine große Rolle gespielt.
Der Umzug von Braunschweig nach Dinslaken
Wie er nach Dinslaken kam? Während seiner Tätigkeit in Hildesheim wurde Khazndar auf Dinslaken aufmerksam. Er besuchte die Stadt immer mal wieder, weil er als Vertretung für einen Kinderarzt in der Stadt arbeitete. „Über Freunde kannte ich hier schon den Arzt Hussam Halabi. Während seines Urlaubs hatte ich die Möglichkeit, ihn in Dinslaken zu vertreten.“
Seit 2019 ist Khazndar nun mit seiner Familie in Dinslaken. Hier hat er eine eigene Praxis eröffnet. „Als Dr. Hussam Halabi seine Praxis an der Bahnstraße verkaufen wollte, habe ich sofort beschlossen, sie ihm abzukaufen“, sagt der Khazndar. Doch sie war zu klein, und so suchte er sich einen anderen, größeren Standort. „Damit wir auch neue Patienten aufnehmen können.“
Kinderarzt aus Dinslaken eröffnet neue Praxis in Duisburg
Dieser neue Standort befindet sich seit Oktober 2020 an der Saarstraße 14 in der Dinslakener Innenstadt. Insgesamt arbeiten dort laut Khazndar 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter drei Kinderärzte. „Wir bilden auch Medizinische Fachangestellte aus.“ Doch das ist keine normale Ausbildung. Khazndar versucht unter anderem, Menschen mit Fluchterfahrung einen Ausbildungsplatz anzubieten. Auch wenn sie nicht gut Deutsch können. „Sie lernen die Sprache im Alltag. Deshalb versuchen wir, eine Balance zu finden zwischen Azubis, die sehr gut Deutsch sprechen, und anderen, die noch in der Lernphase sind“, erklärt der Arzt aus Dinslaken. Damit wolle er helfen, diese Menschen in die Gesellschaft zu integrieren.
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Ein Engagement, mit dem Khazndar zufrieden ist. „Als ich nach Deutschland kam, musste ich mich dieser Herausforderung stellen, und ich weiß genau, wie man ohne Sprache leidet.“ Jetzt steht Khazndar kurz davor, zwei neue Praxen in Duisburg zu eröffnen. „Ob in Dinslaken oder in Duisburg: Wir nehmen auch neue Kinder auf.“ Los geht es mit den beiden Praxen in Neudorf und Röttgersbach im Januar 2025.