Duisburg. Anderthalb Jahre nach Erfolg vor Gericht geht es für die Familie eines Loveparade-Opfers weiter. Warum sie den eigenen Anwalt verklagt hat.
13 Jahre nach der Loveparade-Katastrophe kann eine Familie endlich einen Haken machen hinter einem zähen Verfahren: Die Hinterbliebenen von Jian Liu, die auf dem Weg zum Festivalgelände im Gedränge des Tunnelaufgangs in Duisburg zu Tode kam, mussten gegen ihren eigenen Anwalt prozessieren, weil dieser ihnen Schmerzensgelder vorenthalten hatte.
Obwohl die chinesische Familie den Prozess vor dem Landgericht in Wuppertal im Juli 2023 gewonnen hat, haben Hanhui Huang und sein Sohn Zhenyu noch fast anderthalb Jahre auf das ihnen zustehende Geld gewartet. Jetzt kann ihr Anwalt Dirk Grotstollen erleichtert verkünden: „Wir konnten alle Ansprüche durchsetzen.“
Loveparade-Hinterbliebene bekommen Entschädigung mit Zinsen
Über den Haftpflichtversicherer des Veranstalters Lopavent, die Axa, und den Hilfsfonds des Landes NRW sollten die Angehörigen rund 200.000 Euro bekommen. Von dem Geld kamen aber nur 155.000 Euro in China an, der Rest blieb auf dem Fremdgeldkonto des Wuppertaler Anwalts liegen. Begründet hatte dieser die ausbleibende Überweisung mit offenen Honorarforderungen und einem neuen Mandat.
Da Huang weder Honorarrechnungen noch Unterlagen für ein neues Klageverfahren erreichten, beschritt er mithilfe der Stiftung Duisburg 24.07.2010 den Rechtsweg. Dirk Grotstollen kämpfte daraufhin hartnäckig für die beiden Chinesen. Mit Erfolg: „Unsere Mandanten, Vater und Sohn Huang, haben den vollen fehlenden Entschädigungsbetrag in Höhe von 45.000 EUR erhalten und sämtliche Zinsen der letzten Jahre.“
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Darüber hinaus muss der beklagte Rechtsanwalt sämtliche Kosten tragen, die angefallen sind, so dass auch die Stiftung Duisburg 24.07.2010 die ausgelegten Verfahrenskosten in voller Höhe zurückerhalten hat.
Wuppertaler Anwalt muss 63.000 Euro zahlen
Insgesamt wurden 63.000 Euro vollstreckt: 45.000 Euro Schmerzensgeld, 5200 Euro Zinsen und die restliche Summe für die Prozess- und Rechtsanwaltskosten, berichtet der Ruhrorter Rechtsanwalt.
Er hatte in den ersten Wochen nach dem Prozess noch mit einer Vollstreckung bei seinem Wuppertaler Kollegen gewartet, weil dieser Lösungen versprach, sie dann aber nicht einhielt. So sollten die chinesischen Ex-Mandanten in das Grundbuch einer Eigentumswohnung eingetragen werden, aus deren Erlös schließlich auch die offenen Summen beglichen wurden. Ursprünglich angedrohte Gegenforderungen, die der beklagte Rechtsanwalt vor Gericht geltend machen wollte, seien nicht umgesetzt worden, sagt Grotstollen.