Duisburg. Ein neues Millionenpaket für die Straßenbahn soll der DVG den 5-Minuten-Takt ermöglichen. Was genau geplant ist und welche Linie Priorität hat.

  • Rat soll Konzept zur Taktverdichtung beschließen
  • Problem-Linie 903 hat Priorität – Ziel: 5-Minuten-Takt bis 2027
  • Investitionen: 25 Millionen extra bis 2027
  • DVG bestellt auch zwei weitere neue Straßenbahnen

Fahrgäste der krisengebeutelten DVG dürfen sich Hoffnung auf ein besseres Angebot machen. Die Verkehrsplaner der Gesellschaft und der Stadt haben ein Konzept ausgearbeitet, wie deutlich mehr Straßenbahnen in Duisburg fahren können. Dazu soll in einem ersten Schritt der Takt der Linien 901 und 903 schnellstmöglich verdichtet werden. Auf der massiv überlasteten Problem-Linie 903 würden die Straßenbahnen wochentags im 5-Minuten-Takt verkehren. Der Rat soll Anfang Dezember über das Millionenpaket entscheiden – und somit auch über den Kauf zusätzlicher Fahrzeuge.

Denn für den vorgeschlagenen Plan der Taktverdichtung soll die DVG zwei weitere Niederflurbahnen NF4 (betriebsinterne Bezeichnung: GT8ND) bei Hersteller Alstom ordern.

Duisburg: Investitionen in Straßenbahnen und eine neue Abstellanlage

Ursprünglich hatten die Verkehrsbetriebe 47 Bahnen bestellt, zwei weitere gab’s gratis als Entschädigung für die massiven Lieferverzögerungen. Und im Herbst 2023 bestellte die DVG fünf Niederflurfahrzeuge nach. Macht insgesamt 56 neue Bahnen. (Erst 21 davon befinden sich in Duisburg.)

So sieht es oft in Straßenbahnen der DVG-Linien 901, 903 und U79 aus. In Duisburg sollen die Bahnen der Linien deutlich häufiger und zuverlässiger verkehren. (Archivbild)
So sieht es oft in Straßenbahnen der DVG-Linien 901, 903 und U79 aus. In Duisburg sollen die Bahnen der Linien deutlich häufiger und zuverlässiger verkehren. (Archivbild) © Unbekannt | Leserfoto

Die Verträge hätten die Nachbestellung von bis zu 13 Fahrzeugen ermöglicht. Braucht die DVG für den 5-Minuten-Takt nicht mehr Fahrzeuge für die Linien 901 und 903? „Gemäß dem zugrunde liegenden Konzept der DVG können die geplanten Maßnahmen mit den nun avisierten Ergänzungen vollumfänglich umgesetzt werden“, sagt Martin Linne, Dezernent für Stadtentwicklung und Mobilität.

Immerhin: Die Verträge mit Alstom ermöglichen der DVG Fahrzeug-Bestellungen bis ins Jahr 2030, erklärt DVG-Sprecherin Kathrin Naß. Sollte sich also später herausstellen, dass 56 Niederflurbahnen doch nicht ausreichen, könnten die Duisburger noch weitere NF4 nachordern.

Zur Umsetzung der Taktverdichtung sind darüber hinaus mehrere Infrastrukturmaßnahmen erforderlich: Dazu zählen laut Verwaltung „Investitionen im Werkstattbereich, ein neues Unterwerk, der Ausbau der Kehranlage am Haltepunkt Watereck (Walsum-Vierlinden, d. Red.) und insbesondere der Bau einer neuen Abstellanlage“ für die künftig erhöhte Anzahl an Fahrzeugen.

Invesitionen: 25 Millionen Euro extra bis 2027

Das aktuelle Millionenpaket beinhaltet auch zusätzliche Kosten für Instandhaltung, Strom, Material und Personal. Die DVG rechnet mit Mehrkosten in Höhe von etwa 4,2 Millionen Euro im Jahr 2025, mit 8,3 Millionen Euro 2026 und rund 12,5 Millionen Euro ab dem Jahr 2027.

Im weiter hoch verschuldeten Duisburg unterliegt die Verkehrsplanung besonderen Zwängen. „,Kosten‘ spielen im ÖPNV sowohl hinsichtlich der Investition als auch des laufenden Betriebs natürlich immer eine große Rolle, da ,zusätzliche‘ Aufwendungen absehbar aus dem kommunalen Haushalt gegenfinanziert werden müssen“, verdeutlicht Dezernent Linne.

903 hat Priorität, U79 muss weiter warten

Die Linie 903 hat wegen des größeren Fahrgastaufkommens und der vielen Ausfälle und überfüllten Wagen Priorität. Die Umsetzung solle „schnellstmöglich“ erfolgen, da auch Besucher der Internationalen Gartenausstellung IGA 2027 mit der 903 nach Hochfeld fahren sollen. Bis zum Bau der Abstellanlage werden einige Bahnen provisorisch in Tunnel- und Wendeanlagen abgestellt werden müssen.

Die DVG soll zwei neue Straßenbahnen zusätzlich bestellen, um die Taktverdichtung umsetzen zu können.
Die DVG soll zwei neue Straßenbahnen zusätzlich bestellen, um die Taktverdichtung umsetzen zu können. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der neue Plan sieht Taktverdichtungen für 901 und 903 vor (Details: siehe unten), aber noch keine Entscheidungen zur U79. Die Stadtbahnlinie von Meiderich nach Düsseldorf hat noch vor der 903 die meisten Passagiere, auf ihr wird ein durchgängiger 10-Minuten-Takt angestrebt. Bereits seit November 2022 fahren die Bahnen nur noch alle 15 Minuten. Die DVG setzt wegen Fahrzeugmangels oft Solowagen ein, die schnell überfüllt sind.

Aber, so erklärt die Verwaltung nun: Für die U79 solle ein „separater Beschluss zu einem anderen Zeitpunkt gefasst werden“, zunächst solle die Beschaffung der neuen Stadtbahnfahrzeuge abgeschlossen werden. Die DVG hat bei Siemens Mobility 18 neue Stadtbahnen (GT6ND) bestellt, die Rheinbahn 91 – aber die Auslieferung verzögert sich um mindestens 29 Monate. Frühestens im ersten Quartal 2026 wird das erste Vorserienfahrzeug in Duisburg sein.

Das neue Taktschema, das die Verkehrsplaner für die Linien 901 und 903 vorschlagen, sieht so aus:

Linie 903: Montags bis samstags tagsüber im Fünf-Minuten-Takt

Die 903 soll montags bis freitags im Kernabschnitt (Watereck–Rheintörchenstraße; siehe Karte) zwischen 5.30 und 19.30 Uhr im 5-Minuten-Takt verkehren (bislang alle siebeneinhalb Minuten). Zwischen 19.30 und 21.30 Uhr fährt die Linie bis Hüttenheim im 15-Minuten-Takt (bislang alle 30 Minuten), freitags, samstags und vor Feiertagen bis zum Betriebsende (bislang alle 30 Minuten). Der Takt im Abschnitt Rheintörchenstraße–Hüttenheim wird zwischen 5.30 und 19.30 Uhr verdoppelt auf siebeneinhalb Minuten im Schnitt.

Auch samstags soll die Linie 903 im Kernabschnitt zwischen 6.30 und 19.30 Uhr alle fünf Minuten fahren (bislang alle siebeneinhalb/15 Minuten). Ab 19.30 Uhr verkehrt die Linie bis Hüttenheim bis zum Betriebsende im 15-Minuten-Takt (bislang alle 30 Minuten). Der Takt im Abschnitt Rheintörchenstraße–Hüttenheim wird zwischen 6.30 und 19.30 Uhr verdoppelt, Fahrgäste können im Schnitt alle siebeneinhalb Minuten einsteigen.

Auch an Sonntagen und Feiertagen soll die 903 doppelt so häufig fahren wie bislang, im Kernabschnitt also zwischen 6.30 und 17.30 Uhr alle siebeneinhalb Minuten. Der Abschnitt Rheintörchenstraße–Hüttenheim wird auf einen 15-Minuten-Takt verdichtet. Ab 17.30 Uhr verkehrt die 903 laut Plan bis zum Betriebsende im 15-Minuten-Takt.

Der Plan für die 901: Meist alle siebeneinhalb Minuten eine Bahn

Auf der Linie 901 gibt es zwar keinen 5-Minuten-Takt, aber auch hier sollen die Bahnen deutlich häufiger fahren: auf dem Kernabschnitt Scholtenhofstraße–Zoo/Uni (siehe Karte) wochentags zwischen 5.30 und 19.30 Uhr im durchgehenden Siebeneinhalb-Minuten-Takt (bislang teilweise alle 15 Minuten). Zwischen 19.30 und 21.30 Uhr verkehrt die Linie im nördlichen Abschnitt bis zur Hermannstraße im 15-Minuten-Takt (bislang alle 30 Minuten), freitags, samstags und vor Feiertagen bis zum Betriebsende.

Alle siebeneinhalb Minuten soll die 901 im Kernabschnitt auch samstags zwischen 6.30 und 19.30 Uhr kommen. An Sonn- und Feiertagen, so der Plan, könnten Fahrgäste auf dem Kernabschnitt zwischen 6.30 und 21.30 Uhr alle 15 Minuten einsteigen (bislang 30-Minuten-Takt in Randzeiten).

>> Drei Linien sind das Rückgrat des ÖPNV in Duisburg

  • Das Konzept ist die Fortschreibung des Nahverkehrsplans. Den Auftrag zur Ausarbeitung hatte der Rat der Verwaltung Anfang 2023 erteilt.
  • Straßen- und Stadtbahnen stellen das Rückgrat des Duisburger ÖPNV dar. Die Verwaltung nennt Zahlen: Während im gesamten Duisburger Busnetz an einem Werktag etwa 80.000 Fahrgäste befördert werden, verzeichnen die Linien 901, 903 und U79 insgesamt etwa 130.000 Fahrgäste.
  • Da die geplanten Ausweitungen des Angebots ausschließlich das Duisburger Stadtgebiet betreffen (und nicht die Abschnitte in Dinslaken, Mülheim oder Düsseldorf), muss Duisburg die Nachbarkommunen nicht in die Entscheidung einbinden.