Duisburg. Finanz- und Personalnot, dazu Kritik von Trägern: Wie der Leiter des Duisburger Jugendamts die Lage jetzt bewertet und welche Pläne es gibt.
Das Jugendamt Duisburg macht aktuell reichlich Schlagzeilen: mit offenen Rechnungen, Inkassoverfahren, drohender Zahlungsunfähigkeit. Amtsleiter Hinrich Köpcke will sich damit aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. Im Gegenteil, es gebe viel Gutes zu berichten.
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Es gebe viele positive Entwicklungen für die 1876 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die „hoch motiviert nach vorne gucken“. Als Beleg führt er eine aktuelle Werbekampagne an: In kurzen Videos erklären Kollegen des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD), wie ihr Arbeitstag aussieht, welche schönen Momente sie erinnern, welchen Einfluss der Job auf ihr Privatleben hat und werben so für ihr Team. Auf Youtube sind aktuell acht Videos zu sehen, auf LinkedIn werden sie nach und nach auf der Seite der Stadt gepostet. Auch mit einem Podcast will das Jugendamt seine Arbeit greifbarer werden.
Duisburgs Jugendamtsleiter sagt: „Ich bin auf meine Mannschaft stolz“
„Ich bin auf meine Mannschaft stolz“, sagt Köpcke. Die Teams helfen sich gegenseitig, auch bereichsübergreifend. Dass „trotz örtlich guter Bewerbungslage“ auf die Dauerausschreibungen für den ASD Lücken nicht geschlossen werden können, liege am hohen Fachkräftebedarf in den sich insgesamt ausweitenden Arbeitsfeldern der sozialen Arbeit und sei dem allgemeinen Fachkräftemangel und fehlenden Landes- und Bundesentscheidungen geschuldet: „Wir brauchen Sozialarbeiter, junge Menschen werden aber durch hohe Zugangshürden am Studienbeginn gehindert. Die Folge ist eine lange Warteliste für Studierwillige“, bedauert er.
Mit seiner Personalsuche sei er nicht allein, „das bewegt alle Jugendämter“. Duisburg lockt Fachkräfte für den ASD und die Vormundschaft sogar mit einem zusätzlichen Aufschlag von 250 Euro monatlich, biete Mentoring, ein „sehr gutes Fortbildungsprogramm“ und strukturierte Einarbeitung. Parallel zu den fehlenden Kräften spüre das Amt eine deutliche Fallzunahme, auch die Folgen der Corona-Pandemie wirken weiter, erklärt Köpcke.
Umso mehr freut er sich, dass der Stadtsportbund künftig mit einer halben Stelle unterstützt werden kann, um in den vielen Vereinen die Erstellung von Kinderschutzkonzepten zu begleiten. „Das ist ein großer Gewinn. Es ist wichtig, dass sich der Jugendhilfeausschuss positioniert hat. Wir hatten hier bislang eine Lücke.“
Aktuell werde außerdem eine neue Stelle zur Innenrevision ausgeschrieben. „Das ist eine wichtige Aufgabe, wird eine Stabsstelle im Amt werden“, so Köpcke.
Auf korrekte Abrechnungen der Träger achten
Die Ermittlungen gegen einen Träger der Jugendhilfe, der Fachkraftstunden abgerechnet haben soll, obwohl er Autohändler und Verkäufer in die Familien schickte, läuft indes weiter. Zum aktuellen Fall will sich der Jugendamtsleiter nicht äußern.
Grundsätzlich sei der Einsatz von Nicht-Fachkräften nicht tabu. In der stabilisierenden Familienhilfe arbeite man häufig mit nicht-pädagogischen Kräften, etwa wenn es um die praktische Unterstützung im Haushalt geht, darum, die Wohnung in den Griff zu kriegen. Aber man müsse darauf achten, dass korrekt abgerechnet wird.
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Stadt sucht per Headhunter einen Nachfolger für den Jugendamtsleiter
Köpcke selbst ist studierter Diplom-Sozialarbeiter, er hat mit obdachlosen Familien gearbeitet, in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, auch im ASD. „Ich bin Praktiker“, sagt er. Voraussichtlich wird er zum 1. Juni mit dann 66 Jahren und drei Monaten in Rente gehen. Anonyme Quellen hatten darauf hingewiesen, dass 50.000 Euro in einen Headhunter investiert werden sollen, um einen Nachfolger zu finden.
Der Beigeordnete Paul Bischof erklärt dazu, „dass im Hinblick auf die hohe Bedeutung der Stelle die Verwaltungsleitung entschieden hat, das Besetzungsverfahren mithilfe eines Personaldienstleisters durchzuführen. Sowohl externe als auch interne Bewerberinnen und Bewerber werden so die Gelegenheit haben, sich vorzustellen. Die Vorbereitung dazu laufen.“
Köpcke betont jedenfalls, dass sein „Haus gut bestellt ist“ für eine Übergabe. Soziale Arbeit und Jugendhilfe sei aber immer in Bewegung, stark an gesellschaftlichen Prozessen orientiert. „Wir müssen flexibel sein“, aber intern auch „kritisch zu uns selbst, um Verbesserungen herbeiführen zu können“.