Duisburg. Welche Flächen hat die Stadt als Alternativen zum umstrittenen Standort für ein neues Duisburger Tierheim geprüft? Jetzt taucht diese Liste auf.

Das geplante neue Tierheim für Duisburg im Außenbereich an der Essenberger Straße gegenüber dem Businesspark Asterlagen stößt weiter auf Widerstand. Wie aktuell zu hören ist, denken die Anwohner aus der Bergmannssiedlung Diergardt, die nicht weit von der für den Neubau vorgesehenen 25.000 Quadratmeter großen Fläche leben, nach wie vor ernsthaft über eine Klage nach. Die größte Befürchtung: dauerhafte Lärmbelästigungen durch Hundegebell.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Wie die Anwohner haben auch Naturschützer im Umweltausschuss den Standort kritisiert und für nicht alternativlos erklärt. Dr. Randolph Kricke, Leiter der unteren Umweltbehörde, entgegnete daraufhin im Ausschuss, dass mehr als 20 Flächen für einen Tierheim-Neubau „intensiv geprüft“, aber als ungeeignet eingestuft worden seien. Um welche es sich dabei gehandelt hat, wollte die Stadt im Juni auf eine entsprechende Nachfrage der Redaktion nicht mitteilen – „aus Gründen des Vertrauensschutzes gegenüber den Flächeneigentümern“, hieß es.

Streit um neues Tierheim für Duisburg: Liste mit Alternativ-Standorten

Ein Argument, das aber nur für private und nicht für städtische Grundstücke gelten kann. Offenbar sieht dies die Stadt mittlerweile genau so und kommt diesbezüglich ihrer Informationspflicht nun nach. In einer aktuellen Vorlage im Ratsinformationssystem finden sich allerdings keine über 20 Flächen, wie von Kricke mitgeteilt. Neben acht städtischen sind fünf geschwärzte private Grundstücke aufgeführt, wovon drei längst bekannt sind.

Kricke selbst nannte im Ausschuss die ehemalige Bergbaufläche der Zeche Walsum und Schacht 2/5 zwischen Marxloh und Fahrn. Dort will Thyssenkrupp Steel als Eigentümerin des Geländes allerdings zunächst vorübergehend ein „Containerdorf“ im Zuge des Baus der ersten wasserstoffbetriebenen Direktreduktionsanlage realisieren und Jahre später einen Gewerbepark fertigstellen (wir berichteten).

Stadt hatte Interesse an Privatfläche an der Wilhelmallee in Homberg

Auch kein Geheimnis ist, dass die Stadt mehrmals versucht hat, eine private Fläche an der Wilhelmallee am Rhein in Homberg für den Bau eines neuen Tierheims zu kaufen – problemlos nachzulesen im Quartalsbericht des Immobilien-Managements Duisburg (IMD) vom 1. Januar bis 31. März 2022. Die Verhandlungen scheiterten allerdings.

Wie erst jetzt bekannt wird, befindet sich an der Wilhelmallee auch eines der acht städtischen Grundstücke, die in der aktuellen Verwaltungsvorlage aufgelistet sind. Dabei handelt es sich um eine brach liegende rund 15.000 Quadratmeter große Grünfläche, die innerhalb des angemessenen Abstands des Störfallbetriebs Venator liegt. Außerdem verweist die Stadt darauf, dass Grundwasser regelmäßig auf der Oberfläche stehe und auf gesetzliche geschützte Biotope. Deshalb das Urteil: zu klein und planungsrechtlich unzulässig.

Baseball- und Fußballhartplatz in Neumühl im Visier

Dies gilt laut Stadt auch für ihre etwa 16.000 Quadratmeter große Fläche an der Sportanlage des Vereins Genc Osman in Neumühl, die sie ebenfalls für ein neues Tierheim ins Auge gefasst hatte. Dort befindet sich ein Baseball- und Fußballhartplatz, die aber nicht mehr benötigt werden. Eine separate Erschließung des als öffentliche Grünfläche festgelegten Bereichs für eine intensivere Nutzung sei allerdings nicht gesichert. Außerdem gebe es quasi über die gesamte Fläche eine Anbauverbots- beziehungsweise Anbaubeschränkungszone.

In Neuenkamp sind gleich drei städtische Grundstücke geprüft worden, darunter eine rund 13.000 Quadratmeter große Fläche an der Paul-Rücker-Straße, die als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird und laut Bebauungsplan als Gemeinbedarfsfläche (Schule) festgesetzt ist. Auch eine etwa 17.000 Quadratmeter große Fläche südlich der Essenberger Straße in Neuenkamp, auf der sich eine Parkanlage befindet und die laut Bebauungsplan als (Verbands-) Grünfläche ausgewiesen, sei geprüft worden. Die Urteile jeweils auch hier: zu klein und planungsrechtlich unzulässig.

Das Tierheim an der Lehmstraße in Duisburg-Neuenkamp ist völlig marode. Ein Neubau ist dringend erforderlich, der aktuell geplante Standort dafür allerdings umstritten. Die Stadt hat Alternativen geprüft. Jetzt gibt es dazu Details.
Das Tierheim an der Lehmstraße in Duisburg-Neuenkamp ist völlig marode. Ein Neubau ist dringend erforderlich, der aktuell geplante Standort dafür allerdings umstritten. Die Stadt hat Alternativen geprüft. Jetzt gibt es dazu Details. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Tierschutzrechtliche Anforderungen

In Neuenkamp hat die Stadt darüber hinaus überlegt, was am bisherigen Tierheim-Standort an der Lehmstraße möglich ist. Doch die 5700 Quadratmeter große Fläche sei zu klein. Außerdem könne sie dort den tierschutzrechtlichen Anforderungen nicht mehr gerecht werden.

Die ausreichende Größe hätte mit rund 32.700 Quadratmetern ein städtisches Grundstück an der Masurenallee in Wedau, das als Parkplatz dient. Mitten durch das als Forstwirtschaftsfläche ausgewiesene Flurstück führt eine Richtfunkstrecke. Das Urteil: planungsrechtlich unzulässig.

Favorit für Feuerwachenstandort in Kaßlerfeld

Dies trifft nach Angaben der Stadt auch auf ihr Grundstück an der Kaßlerfelder Straße zu, das als Parkplatz für die „Rheinorange“-Grünfläche genutzt wird. Es ist mit 10.594 Quadratmetern außerdem zu klein und gilt als Favorit für einen Feuerwachenstandort in Kaßlerfeld.

Diese rund 13.000 Quadratmeter große Fläche mitten im Businesspark Asterlagen war bereits fest für einen Tierheim-Neubau auserkoren. Doch dann machte die Stadt einen Rückzieher.
Diese rund 13.000 Quadratmeter große Fläche mitten im Businesspark Asterlagen war bereits fest für einen Tierheim-Neubau auserkoren. Doch dann machte die Stadt einen Rückzieher. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Nur“ zu klein ist laut Stadt ihre rund 13.000 Quadratmeter große Fläche mitten im Businesspark Asterlagen, die bereits fest für einen Tierheim-Neubau auserkoren war. Der Rat hatte im Frühjahr 2023 schon grünes Licht gegeben. Dass die Stadt ein Jahr später einen Rückzieher machte, lag aber nicht nur am gestiegenen Flächenbedarf. Die verärgerten Anlieger dort, allen voran das Bildungszentrum für die Ver- und Entsorgungswirtschaft (BEW), drohten mit Klage – so wie jetzt auch die von den aktuellen Plänen betroffenen Anwohner aus der Bergmannssiedlung.

Angst vor Lärmbelästigungen

Sie fürchten nicht nur Lärmbelästigungen, sondern kritisieren, dass durch den Neubau zudem ein Naherholungsgebiet kaputt gemacht werde. Die Versiegelung der vorgesehenen Fläche sei auch deshalb problematisch, weil in diesem Bereich schon jetzt Grundwasser abgepumpt werde. Steht künftig das Wasser im Garten und Keller? Es gehe ihnen nicht nur um das Tierheim. Dieser Außenbereich gehöre grundsätzlich nicht bebaut.

Anwohner aus der Bergmannssiedlung Diergardt in Asterlagen wollen sich weiter gegen die aktuellen Pläne der Stadt zum Bau eines Tierheims wehren.
Anwohner aus der Bergmannssiedlung Diergardt in Asterlagen wollen sich weiter gegen die aktuellen Pläne der Stadt zum Bau eines Tierheims wehren. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Stadt sieht sich bisher rechtlich auf der sicheren Seite, dort ein neues Heim mit Platz für 80 Hunde, 185 Katzen sowie ungefähr 130 Kleintieren bauen zu dürfen. Es werde ein „in der Umgebung eingepasstes, ökologisch nachhaltiges Tierschutzzentrum ganz im Sinne des Tierwohls“ entstehen. Es gebe „wenige sensible Nutzungen im unmittelbaren Umfeld“. Außerdem lassen sich nach Angaben der Stadt auf der vorgesehenen Fläche „alle inhaltlichen und tierschutzrechtlich gebotenen Tierheimanlagen realisieren“.

Zuletzt war der Bereich bereits für die Entwurfsplanung vermessen worden. Sobald der Entwurf als Grundlage für den Bauantrag vorliegt, sollen auch die einzelnen Einwände der Anwohner geprüft werden, hieß es zuletzt von der Stadt. Sie nennt den Zeitplan. Demnach soll ein Fachgutachter einen Bauantrag erstellen, um diesen im zweiten Quartal 2025 einreichen zu können.

>> MILLIONENERBE FÜR NEUBAU DES DUISBURGER TIERHEIMS

  • Der Neubau des neuen Tierheims für Duisburg war zuletzt mit 20 Millionen Euro veranschlagt worden.
  • Die Stadt profitiert dabei von einem Millionen-Erbe einer bereits 2013 verstorbenen Katzenliebhaberin.
  • Das Testament sieht eine Erbschaft in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro vor. Sie ist laut Stadt zwar mit keiner Auflage zur Verwendung verbunden. Priorität habe aber, dass die bauliche Situation zum Wohle der Tiere verbessert wird.
  • Das Erbe sei zudem an keine Bedingung geknüpft und könne auch nicht verfallen.