Duisburg. Die Berliner Brücke auf der A59 ist für Schwerlasttransporter gesperrt. Müssen die jetzt über Duisburgs Straßen ausweichen? Spediteur spricht offen.

„Die Sperrung der Berliner Brücke für den Schwerlastverkehr ist eine Belastung für die Anwohner und die Wirtschaft“, sagt Andreas Kahl. Der 62-jährige Duisburger ist geschäftsführender Gesellschafter der Kahl Schwerlast GmbH mit Sitz in Moers. Das Unternehmen führt nicht nur Schwertransporte durch, sondern betreibt mit Partnern das Schwerlastterminal im Duisburger Hafen sowie den Schwerlastkran „Leo“ mit einer Umschlagskapazität von bis zu 300 Tonnen. „Die Zufahrt zu unserem Terminal ist jetzt erschwert“, erklärt der Firmenchef.

Die Kahl Unternehmensgruppe betreibt im Duisburger Hafen ein Schwerlastterminal (Heavylift Terminal Duisburg, HDT). Durch die aktuellen Einschränkungen auf der Berliner Brücke ist es für Transporter über 48 Tonnen schwerer zu erreichen.
Die Kahl Unternehmensgruppe betreibt im Duisburger Hafen ein Schwerlastterminal (Heavylift Terminal Duisburg, HDT). Durch die aktuellen Einschränkungen auf der Berliner Brücke ist es für Transporter über 48 Tonnen schwerer zu erreichen. © Kahl Schwerlast GmbH

Sperrung der Berliner Brücke auf der A59 in Duisburg führt zu höheren Kosten und belastet Anwohner

Kahl hat am Wochenende in Berlin bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK), dessen Aufsichtsratsvorsitzender er ist, von den Einschränkungen auf der Stadtautobahn A59 für Schwertransporte ab 48 Tonnen erfahren.

Auch interessant

Allein sein Unternehmen muss nun als Folge die Planungen für zehn Vorhaben ändern. „Bis jetzt gibt es keinen Ausweichvorschlag. Den müssen meine Mitarbeiter selbst erarbeiten und die Route neu bei der Erlaubnis- und Genehmigungsbehörde (EGB) einreichen.“ Allein das bedeutet schon einmal einen größeren bürokratischen Aufwand.

Andreas Kahl ist geschäftsführender Gesellschafter der Kahl Schwerlast GmbH und Aufsichtsratsvorsitzender des Bundesverbandes Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK).
Andreas Kahl ist geschäftsführender Gesellschafter der Kahl Schwerlast GmbH und Aufsichtsratsvorsitzender des Bundesverbandes Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK). © Kahl Schwerlast GmbH

„Die Transporte werden automatisch auf nachgelagerte Straßen ausweichen müssen“, erklärt der Speditionskaufmann und Diplom-Ökonom und meint damit etwa die deutlich schmaleren innerstädtischen Straßen. Dadurch kann sich ein Transport um einiges aufwändiger gestalten: „Wenn wir durch die Stadt fahren müssen, werden mehr Sicherheitsmaßnahmen nötig.“ Zum Beispiel müssten Kreuzungsbereiche gesperrt werden. „Dann benötigen wir statt eines Fahrzeuges, das den Schwertransport begleitet, mehrere. Eine solche Route kostet eventuell das Doppelte.“ Und je mehr Kreuzungen passiert werden müssen, desto mehr Autos werden gebraucht.

Schwerlastkran „Leo“ bewältigt im Duisburger Hafen bis zu 300 Tonnen.
Schwerlastkran „Leo“ bewältigt im Duisburger Hafen bis zu 300 Tonnen. © Kahl Schwerlast GmbH

Sperrungen wie die der Berliner Brücke fressen aber auch Zeit, im Einzelfall vielleicht sogar eine ganze Nacht. „Neulich hatten wir eine Fahrt von Krefeld nach Mülheim an der Ruhr und mussten über Bonn fahren“, erklärt der Unternehmer. Ist eine Brücke zu schwach für den Transport, kann sich das Unternehmen manchmal selbst helfen: „Dann legen wir eine Brücke über die Brücke“, erklärt Andreas Kahl, „theoretisch können wir mit dem System 42 Meter überbrücken. Erst am Wochenende haben wir damit den BSK-Award für den Schwertransport des Jahres gewonnen.“

Preisgekrönt wurde der Transport eines Transformators ins Ahrtal. Für die 1,8 Kilometer lange Berliner Brücke ist die Brücke über der Brücke natürlich keine Lösung.

Bei einigen maroden Brücken können sich Speditionen selbst helfen. Dann legen sie eine Brücke über die Brücke.
Bei einigen maroden Brücken können sich Speditionen selbst helfen. Dann legen sie eine Brücke über die Brücke. © Kahl Schwerlast GmbH

Für Andreas Kahl ist die Berliner Brücke ein Symbol für viele andere: „Bundesweit sind etwa 4000 Brücken in einem kritischen Zustand. Unsere Infrastruktur wurde kaputtgespart und ist jetzt ein Hemmschuh für die Wirtschaft.“ Das gelte nicht nur für die Straßen, sondern „auch für Schleusen in der Schifffahrt und Gleisbrücken bei der Bahn“.

Die Speditionen würden diese Zustände überleben, aber „für einzelne Produktionsunternehmen kann eine Sperrung ein K.-o.-Kriterium sein, wenn ihr Produkt dadurch deutlich teurer wird und auf dem Markt nicht mehr wettbewerbsfähig ist.“ Die Sperrung der Berliner Brücke müsse man ertragen, so Kahl. „Das Ziel muss aber sein, möglichst schnell mit einem Neubau zu beginnen. Das ist, was wir brauchen.“

>> Das sagen IHK und Hafen zur der Sperrung der Berliner Brücke für den Schwerlastverkehr

  • „Sicherheit steht über allem. Darin sind wir uns mit der Autobahn GmbH des Bundes einig“, kommentiert Duisport-Chef Markus Bangen. „Der jetzige Schritt ist für uns bitter, aber noch verkraftbar, da es sich nur um einen kleinen Teil der Verkehre handelt und dieser über alternative Strecken umgeleitet werden kann. Der Duisburger Hafen bleibt weiter zuverlässig erreichbar.“
  • „Damit wir aber nicht in eine weitere „Ablastungsspirale“ kommen, muss zügig mit einem Brückenneubau an der betroffenen Stelle begonnen werden. Eine weitere Ablastung dürfte massive negative Auswirkungen auf den Hafenbetrieb haben“, fordert der Hafenchef.
  • Die Wirtschaft blicke sorgenvoll auf die Situation der Straßen rund um Duisburg, teilt die IHK mit. Sollten zukünftig keine Lkw die Brücke mehr befahren dürfen, wäre das eine Katastrophe für den Standort. „Das Warnsignal an die Politik ist deutlich genug. Jetzt heißt es: Bauen, und zwar schnell“, heißt es in einer Mitteilung.
  • „Unsere Brücken werden immer mehr zur Schwachstelle für unseren Standort. Alle wissen, was für schwerwiegende Folgen eine Sperrung für den Güterverkehr mit sich bringt. Wir hoffen deshalb sehr, dass es keine Einwände und Klagen gegen die Baupläne gibt. Jede Verzögerung kann für einige Unternehmen das Aus bedeuten“, mahnt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger.