Duisburg. Nach neun Jahren Haft wird ein 25-Jähriger abgeschoben. Aber: Er kehrt nach Duisburg zurück und überfällt einen Juwelier. Das sagt er zur Tat.
Was sich am 13. Mai in einem Juweliergeschäft in der Nähe des Hamborner Rathauses ereignet haben soll, klingt nicht gerade nach einer besonders professionellen Tat: Ein Mann, der maskiert und mit einem Messer bewaffnet, gegen 16 Uhr das Geschäft betrat, ließ sich auf ein Gerangel mit einem Mitarbeiter ein und flüchtete ohne Beute. Der 25-Jährige bestreitet jetzt vor dem Duisburger Landgericht, dass es sich um einen versuchten Raub gehandelt habe.
Der Angeklagte soll das Ladenlokal zunächst beobachtet haben. Erst als er sicher war, dass der 56 Jahre alte Ehemann der Inhaberin alleine war, soll er das Geschäft betreten haben. Als der mit einer Kappe und einer Staubmaske getarnte 25-Jährige eintrat, soll der 56-Jährige gleich zu schreien begonnen haben. Der Angeklagte soll versucht haben, dem Mann den Mund zuzuhalten und ihn in ein Hinterzimmer zu drängen. Doch der setzte sich zur Wehr. Im Gerangel verlor der 25-Jährige das Messer, der 56-Jährige konnte dafür selbst eins greifen. Der Angeklagte nahm ihm das zwar wieder ab, flüchtete aber dann und wurde in Tatortnähe von der Polizei festgenommen.
Prozess in Duisburg: 25 Jähriger saß schon neun Jahre wegen eines Tötungsdeliktes
Der Angeklagte kam im Alter von 11 Jahren aus Rumänien nach Deutschland. Er habe sich nicht gut integriert, sei mit gleichaltrigen Landsleuten auf die schiefe Bahn geraten, hieß es in einer zu Beginn des Prozesses von der Verteidigerin vorgetragenen Erklärung. Mit 15 Jahren verletzte er bei einem Diebstahl einen Zeugen tödlich.
Die neunjährige Jugendhaft endete im Januar 2024. Der 25-Jährige wurde abgeschoben, die Wiedereinreise wurde ihm für zehn Jahre untersagt. Bereits im Mai war er wieder da, arbeitete auf einer Baustelle in Dinslaken, war in Köln als Straßenmaler unterwegs.
Angeklagter behauptet: „Ich wollte nur mit ihm reden“
Fünf Tage vor dem Überfall habe er in dem Juweliergeschäft zwei Schmuckstücke versetzt, berichtet der Angeklagte selber. Weil das bei seiner Familie nicht gut ankam, habe er den Schmuck zurück kaufen wollen. Doch der Zeuge habe ihm die Ware unter fadenscheinigen Argumenten vorenthalten. Daraufhin, so der 25-Jährige, habe er spontan die ihm vorgeworfene Tat begangen. „Ich wollte aber nichts rauben. Ich wollte nur mit dem Mann sprechen. Und ich wollte ihm Angst machen.“
Der 56-Jährige, der als Aushilfe im Juweliergeschäft seiner Frau beschäftigt ist, erfuhr erst von der Polizei, dass der Angeklagte in dem Laden Schmuckstücke versetzt hatte. „Mit der Maske konnte ich ihn ja nicht erkennen.“ Davon, dass der 25-Jährige zwei Tage vor der Tat versucht haben will, den Schmuck zurück zu kaufen, weiß er nichts. „Hätte er mir die von mir in solchen Fällen immer als Quittung benutzte Visitenkarte oder seinen Ausweis gezeigt und das vereinbarte Geld auf den Tisch gelegt, hätte er den Schmuck bekommen.“ Ein Urteil soll noch in dieser Woche gesprochen werden.