Duisburg. Verzweifelte Anwohner eines Problemviertels protestierten vor dem Duisburger Rathaus. Sie leiden unter illegal bezogenen Wohnungen. Was nun passiert.

Sie hatten schon den Plan, die Bürgersprechstunde des Oberbürgermeisters zu entern. Doch das war nicht nötig: Sören Link kam zu den rund 20 Demonstranten vors Duisburger Rathaus, die auf die unzumutbaren Zustände an der Otto-Hahn-Straße in Neumühl aufmerksam machen wollten.

Dabei fand Link deutliche Worte für das, was nicht nur in ihrem Stadtteil, sondern etwa auch in Marxloh passiert und Nachbarschaften enorm belastet: Armutszuwanderung aus Südosteuropa. „Ich sehe ihr Problem sehr wohl und es kotzt mich auch an.“

Anwohner und Mieter demonstrieren vor dem Duisburger Rathaus gegen die Zustände in ihrem Viertel

Damit traf er direkt den Nerv der Menschen vor Ort. Außerdem hörte er ihren Schilderungen von illegal besetzten Wohnungen, einem Vermieter der sich nicht kümmert, lebensgefährlichen Zuständen in den Häusern, Stromklau, Müll und Lärm an. Der OB versprach: „Wir gucken nicht weg, wir tun was, aber es wird ein langwieriger Prozess.“

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Die Bewohner glauben, dass sie diese Zeit nicht mehr haben. Seit anderthalb Jahren beobachten sie, dass in einem Häuserkomplex immer mehr Wohnungen besetzt werden, „vor allem nachts“, wie eine Frau dem Oberbürgermeister zuruft. „Und wenn es länger dauert, werden es immer mehr“, kommentiert eine andere. Diese Sorge teilt Sören Link.

Mieter und Anwohner der Siedlung Otto-Hahn-Straßein Duisburg
Oberbürgermeister Sören Link kam zu den Demonstranten vors Rathaus, die auf die Zustände an der Otto-Hahn-Straße aufmerksam machen wollten und Hilfe von der Stadt einfordern. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

OB Link: „Wir müssen uns Schritt für Schritt aus der Lage rauskämpfen“

Das Problem der Armutszuwanderung aus Südosteuropa müsse in Berlin und Brüssel gelöst werden, indem Gesetze geändert würden. Da könne eine Stadt nichts tun. Vor Ort müsse man sich „Schritt für Schritt aus der Lage rauskämpfen“, sagte Link und nannte Möglichkeiten, die ihm vorschweben und die geprüft würden.

Eine ist, den Müll auf Kosten des Vermieters immer wieder wegzuschaffen und die den Wirtschaftsbetrieben entstandenen Kosten ins Grundbuch einzutragen. „Das macht es den Firmen schwerer, die Häuser zu verkaufen.“ Außerdem werde gerade geprüft, ob es NRW-Fördermittel gibt, die einen Rückkauf solcher Häuser möglich machen.

Der OB forderte die Demonstranten auf, den Duisburger Bundestagsabgeordneten zu schreiben. Und ihn selbst sowie Polizeipräsident Alexander Dierselhuis nach Neumühl einzuladen. Er werde auf jeden Fall kommen.

„Dass die Stadt sich kümmern will, haben wir schon öfter gehört. Gucken wir mal, ob auch was passiert“, sagte Nevim Bayraktar, eine der Initiatorinnen der Demo. „Wir wollen den OB auf jeden Fall in unseren Räumen treffen.“ Die waren am Ende der Demo auch schon gefunden.