Duisburg. Verdacht auf Kinderpornografie: Kräfte des BKA sprengen eine Haustür in Duisburg und nehmen drei Personen mit. Was Nachbarn über den Mieter sagen.
Spezialeinsatzkommandos haben am Montagnachmittag eine Wohnung an der Jakobstraße im Duisburger Stadtteil Mittelmeiderich gestürmt. Drei Menschen nahmen die Einsatzkräfte des Bundeskriminalamtes (BKA) in der Erdgeschosswohnung fest. Darunter auch den etwa 65 Jahre alten Mieter. Hintergrund ist der Verdacht auf Kinderpornografie.
Heimlich und leise positionieren sich die Spezialisten in den Minuten nach 16 Uhr rund um das vierstöckige Mehrfamilienhaus. Dann sprengen sie die Haustür auf. Sprengstoffteile fliegen bis zur Hausfassade an der gegenüberliegenden Straßenseite. „Das war eine Riesenexplosion“, schildert es ein Augenzeuge. Die Folgen sind auch am Dienstagnachmittag unübersehbar. Die Haustür ist demoliert, Trümmer liegen vor dem Haus verteilt.
Nach der Sprengung öffnet ein Schlüsseldienst die Wohnungstür im Erdgeschoss. Zwei Männer und eine Frau treffen die Polizisten in der Wohnung an. Sie werden mitgenommen. Die Räume werden gründlich durchsucht. Bis 22 Uhr sind die Spezialisten des BKA vor Ort. Sie tragen mehrere Rechner, Kartons und Tüten heraus. „Da waren mehrere Festplatten dabei“, ist sich ein Nachbar sicher.
Ein Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main sagte, die Maßnahme am Montag sei erforderlich gewesen, um Datenträger unverschlüsselt sicherzustellen und auf Beweisrelevanz sichten zu können. Das Ermittlungsverfahren wegen der bandenmäßigen Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Inhalte im Internet richte sich gegen mehrere Menschen aus verschiedenen Bundesländern und werde vom ZIT gemeisam mit dem BKA durchgeführt. Der Mieter der Duisburger Wohnung soll nach Informationen dieser Redaktion einer der Beschuldigten sein.
Mit Details hält sich der leitende Oberstaatsanwalt ansonsten sehr bedeckt und verweist auf „weitere Ermittlungsmaßnahmen“. Welche Erkenntnisse führten zu der Wohnungsdurchsuchung? Wie geht es für den Duisburger weiter? Um wen handelt es sich bei den anderen zwei Personen? All diese Fragen ließen das ZIT und das BKA unbeantwortet.
Kinderpornografie-Verdacht in Duisburg: Nachbarn sprechen über „Eigenbrötler“
Was Nachbarn berichten: Der Mieter der Erdgeschosswohnung soll schon sehr lange in dem Vier-Parteien-Haus gelebt haben. Sie beschreiben ihn als „Einzelgänger“ und „Eigenbrötler“. Und: Nach Schilderungen aus der Nachbarschaft soll der Mann als Lehrer gearbeitet haben. Offizielle Aussagen liegen dazu nicht vor.
Die Jakobstraße liegt in einer ruhigeren Wohngegend mehrere Gehminuten vom Meidericher Zentrum an der Von-der-Mark-Straße. „Natürlich sind viele hier jetzt beunruhigt“, beschreibt ein Anwohner die aktuelle Stimmungslage. Alle sprechen am Dienstag über den großen Polizeieinsatz, für den der Bereich um das Haus abgesperrt wurde.
Kein Zusammenhang zu Schlag gegen Kinderpornografie-Plattform
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Die Durchsuchung am Montag hat nach Auskunft der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt nichts mit dem Schlag gegen eine Kinderpornografie-Plattform zu tun, zu dem die Polizei erst vorige Woche Ergebnisse auf einer Pressekonferenz, ebenfalls in Duisburg, vorgestellt hatte: Fahnder hatten die riesige Plattform für kinderpornografische Inhalte mit Bildern und Videos im Darknet abgeschaltet, sechs mutmaßliche Hintermänner aus Deutschland waren in Untersuchungshaft genommen worden.
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