Duisburg. Musste die 69-Jährige aus Rahm sterben, weil sie ihren Mann (68) verlassen wollte? Duisburgs Polizeipräsident spricht über Erkenntnisse zur Tat.

Musste eine 69-Jährige aus Rahm sterben, weil sie eine Frau war und womöglich sogar ihren Mann verlassen wollte? „Mit aller Vorsicht, da die Ermittlungen laufen: Die Tat war wahrscheinlich ein Femizid“, sagte Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis am Donnerstag beim Fachtag „Femizide – Fallschilderung, Strafverfolgungspraxis und Möglichkeiten der Prävention“.

Der Begriff Femizid bezieht sich auf Morde von Männern an Frauen, welche nicht oder nicht mehr den patriarchalen Rollenvorstellungen entsprechen und sich der männlichen Kontrolle und Dominanz entziehen wollen.

Die Polizei rückte am Freitagnachmittag mit einem Spezialeinsatzkommando aus, die Tat konnten die Einsatzkräfte nicht mehr verhindern.
Die Polizei rückte am Freitagnachmittag mit einem Spezialeinsatzkommando aus, die Tat konnten die Einsatzkräfte nicht mehr verhindern. © WAZ

Am Freitagmittag eskalierte in dem sonst so ruhigen Wohnviertel an der Straße Am Weidengraben die wohl konfliktbelastete Ehe. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler erschoss ein 68-Jähriger um die Mittagszeit in der gemeinsamen Wohnung seine Frau und dann sich selbst. Die Tat hatte der registrierte Waffenbesitzer vorher in einer SMS an eine Verwandte angekündigt.

In den Tagen zuvor war die Polizei nach Informationen dieser Redaktion gleich zweimal zu dem Mehrfamilienhaus gerufen worden. „Konnten wir die Tat verhindern? Diese Frage stellen wir uns natürlich immer und überprüfen unsere Strukturen“, erklärte Dierselhuis.

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Was führte zum schlimmen Ende der Beziehung? Das Paar war seit gut zehn Jahren verheiratet, hatte jeweils Kinder aus früheren Beziehungen. In dem Viertel kannte man die beiden End-Sechziger, die Frau lebte schon seit über 20 Jahren dort. Den 68-Jährigen sah die Nachbarschaft häufig, zum Beispiel bei seinen Spaziergängen zum Bäcker im Stadtteil. „Er war extrem eifersüchtig und hat sie nichts machen lassen“, erzählt eine Anwohnerin. Andere berichten von „Aussetzern“ des Mannes. Es gibt in diesen Tagen aber auch Stimmen, die sagen, dass bei der „lieben Familie“ nichts auf eine derartige Eskalation hingedeutet hätte.

Um die Hintergründe zu klären, ermittelt eine Mordkommission – auch wenn die Täterfrage keine Rolle mehr spielt. Offiziell ist zu dem Motiv noch nichts bekannt.