Duisburg-Neudorf. Der Duisburger Friseurmeister Axel Drewes hat ein außergewöhnliches Hobby: Er bildet Prominente als Wachsfiguren nach – mit manch makabrem Detail.
- Lebensgroß, mit echten Haaren, echten Augen und Schnäuzer hat Axel Drewes den Kult-Kommissar Horst Schimanski aus Wachs nachgebildet.
- Der Duisburger Friseurmeister liebt Wachsfiguren schon seit seiner Kindheit.
- Alles begann mit einem Flyer aus dem Wachsmuseum „Madame Tussauds“ in London.
Abgeranzte Jacke, Schnurrbart, Wuschelhaare: Mit seinem speziellen Äußeren und dem ständigen Fluchen, Prügeln und Saufen ist TV-Kommissar Horst Schimanski alias Götz George zur Kultfigur geworden. In einem kleinen Duisburger Friseursalon können Schimmi-Fans ihrem Idol nun in die stahlblauen Augen gucken: Axel Drewes hat den beliebten Tatort-Kommissar nachgebaut. Lebensgroß, aus Wachs, mit echten Haaren, echten Augen und Schnäuzer.
Aber von vorn: Axel Drewes ist Friseurmeister aus Leidenschaft. Seinen Salon an der Koloniestraße 100 in Neudorf betreibt er seit 32 Jahren. Doch das ist nicht alles. Der 57-Jährige hat auch ein ausgefallenes Hobby. Seit seiner Kindheit liebt er Wachsfiguren, hat Büsten des berühmten Duisburger Geografen Gerhard Mercator und des Ruhrorter Firmengründers Franz Haniel hergestellt.
In Kisten auf dem Schlafzimmerschrank lagern zudem die nachgebildeten Köpfe der Schauspielerin Brigitte Bardot, des Sonnenkönigs Ludwig XIV. und der Künstlerin Frida Kahlo.
Duisburger Friseurmeister: Wachsfiguren sind seine Leidenschaft
„Ich war schon als Kind fasziniert von kreativen Sachen und habe es geliebt, zu basteln“, erzählt Drewes. Als der gebürtige Ruhrorter zwölf Jahre alt war, besuchte sein älterer Bruder das Wachsmuseum „Madame Tussauds“ in London.
Er brachte einen Flyer mit – und um Axel Drewes war’s geschehen: Die wächsernen Figuren faszinierten ihn. So sehr, dass er fortan selbst mit Gipsmasken herumexperimentierte und die Autobiografie der französischen Wachsbildnerin Marie Tussaud verschlang.
Irgendwann durfte der Duisburger sogar hinter die Kulissen des Museums in Amsterdam blicken. Er besuchte die Werkstatt, lernte viel über die Herstellung von Wachsfiguren. „Sie haben zum Beispiel gezeigt, wie man die Farbe aufbringt, sodass die Haut möglichst echt aussieht“, erzählt Drewes, der sich selbst als Autodidakten bezeichnet.
Als er die Schimmi-Büste sah, die vor wenigen Jahren in Duisburg-Ruhrort aufgestellt wurde, juckte es den Friseurmeister direkt in den Fingern: „Die Büste ist ja gut gemacht, aber viele Leute suchen doch die Ähnlichkeit mit dem Original“, beschreibt der 57-Jährige.
Tatsächlich gab es viel Kritik an der Gestaltung der Büste. Für Drewes war es ein Ansporn: Er wollte es unbedingt selbst versuchen – und tastete sich Schritt für Schritt an eine lebensgroße Schimanski-Version heran.
„Kunden bringen weiße Kerzenstumpen mit“
Zuerst das Gesicht. „Dafür habe ich mir Fotos von Götz Georges Vater und Mutter angesehen, um Ähnlichkeiten festzustellen und sie abbilden zu können.“ Denn George sei schwierig anzufertigen, sehe immer anders aus, erzählt der Friseur. Die Köpfe seiner Figuren stellt er aus Wachsresten her, die er zum Teil von seinen Kunden geschenkt bekommt. „Manche bringen weiße Kerzenstumpen mit.“
Schimmis Haare (ob gekrüllt auf der Brust oder wuschelig am Kopf) stammen ebenfalls aus dem Salon. „Wir fragen die Leute, ob wir die abgeschnittenen Haare behalten dürfen und färben, kämmen und dauerkrausen sie entsprechend.“ Anschließend werden die einzelnen Strähnen Stück für Stück in die weiche Wachshaut gepiekst.
Auch die Augen sind, wenn man es denn so sagen möchte, „recycelt“: Denn was der Schimmi-Figur den lebendigen, wachen Blick verleiht, sind orthopädische Glasaugen. „Von Verstorbenen, aus dem Altenheim“, sagt Drewes und lacht. „Das ist ein bisschen makaber.“
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Augen stammen von Verstorbenen
Weniger gruselig ist die Herkunft der Jacke, die der Wachs-Schimanski trägt: Drewes fand sie im Kaufhaus der Diakonie, nach langer Suche. Die Hände des Kommissars hat er aus Alginat gestaltet, einem Stoff aus Meeresalgen, den „auch jeder Zahnarzt benutzt“.
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Ansonsten besteht Schimmi aus Holzlatten, die den Körper aufrecht halten. Von alleine stehen kann die Figur nicht. „Wir mussten sie mit einem Draht an der Theke befestigen“, verrät Drewes, der neben Horst Schimanski auch Klaus Kinski und Herbert Knebel angefertigt hat.
Besonderes Trio wird im Salon ausgestellt
In de kommenden Wochen werden Schimmi, Kinski und Knebel im Salon ausgestellt. Dafür will Axel Drewes das wächserne Trio immer wieder von Freitag bis Montag in seinem Geschäft aufbauen, samt passender Deko natürlich. Eine Zeitschaltuhr knipst abends automatisch das Licht an und sorgt so dafür, dass die drei Promis (wieder) im Rampenlicht stehen.
Die kleine Schau soll die Menschen, die vorbeilaufen und reinschauen, „in der düsteren Zeit vor Weihnachten“ erfreuen. „Alle rennen so sorgengeplagt herum. Ich möchte die Leute aufmuntern, sie ein bisschen erschrecken und zum Lachen bringen“, sagt Drewes.
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Er macht sein Schaufenster nicht zum ersten Mal zum Theater. „Ich habe hier auch schon altes Friseurwerkzeug ausgestellt oder eine komplette Kirmes in Miniatur aufgebaut.“ Denn am Ende kommt an der Koloniestraße 100 alles zusammen: Axel Drewes Leidenschaft für Haare und Frisuren. Und seine Begeisterung für kreative Handarbeit.