Duisburg. Florian Klapp führt die Vereinsgaststätte „Klapphouse“ in Duisburg. Der Vertrag wurde gekündigt. Der Grund? Unbekannt. Doch es gibt ein Gerücht.

Fröhliches Kinderlachen schallt durchs Lokal, als der kleine Amiel auf dem Schoß seines Papas sitzt und nach einem leckeren Keks greift. Florian Klapp lächelt fröhlich zurück und vergisst für einen Moment seine Sorgen. Der bekannte Duisburger Gastronom verliert sein Lokal „Klapphouse“ im Duisburger Norden, das gemeinsame Clubhaus vom Meidericher Tennisclub 03 und vom MSV Duisburg 02 Hockey. Die Kündigung flatterte ihm jetzt in den Briefkasten.

Das Schreiben sei ohne Vorwarnung gekommen und habe ihn völlig überrascht, sagt Florian Klapp wenige Tage später gegenüber der Redaktion. Noch immer ist er merklich getroffen. „Ich weiß nicht, warum die Kündigung ausgesprochen wurde“, so der 44-Jährige, der die Vereinsgastronomie an der Borkhofer Straße seit fast zwei Jahren führt. „Ich kann‘s mir nicht begreiflich machen“, unterstreicht er. „Niemand redet mit mir.“ Er wirkt gekränkt. Rechtlich müsse ihm natürlich niemand den Grund nennen, betont er, „aber menschlich ist das unterste Schublade“.

Pachtvertrag gekündigt: Bekannter Duisburger Gastronom verliert seine Gaststätte

Feststeht: Es gibt einen gemeinsamen Beschluss beider Vereinsvorstände, das Pachtverhältnis mit Florian Klapp zum Jahresende zu beenden. „Trotz zahlreicher Gespräche zwischen dem Pächter und den Vorständen konnten wesentliche Differenzen nicht ausgeräumt werden“, schreibt der Tennisclub auf seiner Facebook-Seite. Außerdem steht dort: „Als Vorstand sind wir jedoch verpflichtet, zum Wohle des Vereins zu handeln. Eine Fortführung des Pachtverhältnisses hätte dies nicht mehr ermöglicht, und wir wären unseren Pflichten nicht gerecht geworden.“ Näher möchte sich der Clubvorstand auch auf Nachfrage nicht äußern.

Die Gaststätte „Klapphouse“ in Duisburg-Meiderich muss zum Jahresende schließen. Die Verpächter haben den Vertrag gekündigt.
Die Gaststätte „Klapphouse“ in Duisburg-Meiderich muss zum Jahresende schließen. Die Verpächter haben den Vertrag gekündigt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Florian Klapp und seine Clubgaststätte bedrohen das Wohl des Tennisclubs? Das kann und will der Gastwirt gar nicht glauben. Natürlich habe es in fast zwei Jahren hier und da „auch Konflikte“ gegeben. Meist sei es um die Ausstattung der Küche gegangen, aber „wir haben uns finanziell geeinigt“, sagt der Chef. Aus seiner Sicht gibt es seither keine ungeklärten Konflikte.

Allerdings wollen Stammgäste ganz andere Streitpunkte miterlebt haben, die mutmaßlich nicht offen angesprochen wurden. So ist Klapp offen homosexuell, in der LGBTQ-Szene sehr bekannt und hat früher etwa den Duisburger Christopher Street Day mitorganisiert.

Sein Lokal führt er als offenes Clubhaus, als „Treffpunkt für alle“, der ausdrücklich auch für die Szene einen sicheren Raum bieten soll. Zu seinen vier Mitarbeitern gehören auch ein Transmann und eine Transfrau. Zudem treffen sich Transsexuelle regelmäßig bei ihm zum Stammtisch.

Hartnäckiges Gerücht: Vereinsgaststätte sei ein Club für Schwule und Lesben geworden

„Besonders die Tennisleute haben ein Problem mit dem Flori“, behauptet Stammkunde Wolfgang Johann, der schon seit über 40 Jahren in die Vereinsgaststätte komme. Er lobt „das Herzblut“, das der Wirt in den Laden gesteckt habe, und er besucht auch gerne die Veranstaltungen wie Lesungen oder Konzerte. Doch Vereinsmitglieder sehe er dort kaum. Das bestätigt auch der Gastronom: Von den wenigen Tennisspielern unter der Kundschaft könne er seine Rechnungen nicht bezahlen.

Außerdem will Wolfgang Johann beobachtet haben, dass biologische Männer in Frauenkleidern im Biergarten von Tennisspielern abschätzig beäugt wurden. Vorbehalte habe es jedoch von Anfang an gegeben. „Einige Vereinsmitglieder haben geglaubt, ihr Clubhaus wird ein Schwulen-und-Lesbenclub“, sagt der Stammgast, der selbst zu keinem der beiden Vereine gehört. Diese Gerüchte um einen verruchten Club hätten sich in Meiderich hartnäckig gehalten – bis heute.

„Der Treffpunkt für alle“: Das ist nicht nur ein Slogan. Das Lokal ist in der Duisburger LGBTQ-Szene beliebt.
„Der Treffpunkt für alle“: Das ist nicht nur ein Slogan. Das Lokal ist in der Duisburger LGBTQ-Szene beliebt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Unlängst hat ein neues Gerücht die Nachbarschaft erobert und ist auch in andere Stadtteile vorgedrungen. Demnach war das jüngste Event, eine Travestie-Show, ausschlaggebend für die Kündigung.

„Solche Gerüchte habe ich nie geglaubt“, sagt Florian Klapp. Tatsächlich kämen in die Gaststätte jedoch vor allem Auswärtige, die weder zum MTC noch zum MSV Duisburg gehören. Nach der Neuwahl des Tennisclubvorstandes seien selbst zur Saisoneröffnung kaum Spieler und Spielerinnen feiern gekommen.

Ist Homophobie der Grund für die Kündigung? Die Verpächter wehren sich gegen den Vorwurf

Ist also Homophobie der Grund, dass sich die Vereine vom Gastronom Florian Klapp trennen wollen? Der Tennisclub bezeichnet diesen Vorwurf gegenüber der Redaktion als „absurd“, möchte sich nicht öffentlich zum Hintergrund der Kündigung äußern.

Die Hockeyspieler wehren sich ebenfalls gegen die Unterstellung. „Wir setzen uns ausdrücklich für Diversität ein“, betont Annika Illerhaus und will dafür sogar die Vereinssatzung modernisieren. Die MSV-Vorsitzende betont, dass die Entscheidung gegen eine Vertragsverlängerung „nichts mit den Veranstaltungen, den Gästen oder den Mitarbeitern“ zu tun habe. Im Gegenteil.

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So habe Florian Klapp „frischen Wind“ in die Gaststätte gebracht, und sein Engagement beim Christopher Street Day und in der LGBTQ-Szene sei für den MSV Duisburg ein „wichtiges Argument“ gewesen, den Pachtvertrag zu unterzeichnen. Annika Illerhaus bedauert, dass es zur Kündigung gekommen sei, aber vor diesem Beschluss habe es mehrere „Vorfälle und Aussprachen“ mit dem Gastronomen gegeben. Gefruchtet habe das nicht. Deshalb suchen der Hockeyverein und der Tennisclub zum Jahresbeginn eine neue Pächterin oder einen Pächter.

Das „Klapphouse“ soll weiter bestehen – an einem anderen Standort

Derweil musste Florian Klapp seinen vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern notgedrungen kündigen. Nicht alle Betroffenen sind überzeugt, dass sie eine neue Anstellung finden. Sie sind enttäuscht und wütend. Doch es gibt einen Lichtblick: „Ich bin ein Stehaufmännchen und habe mehrere Eisen im Feuer“, sagt der Wirt und möchte sein Klapphouse „von der Speisekarte bis zum Namen“ in einem anderen Laden wiedereröffnen; am liebsten in Meiderich.

Konkrete Gespräche führe er bereits mit einem potenziellen Verpächter, aber noch sei nichts spruchreif. Er hofft auf eine möglichst schnelle Zusage, um sein Team noch komplett mitnehmen zu können.

Geöffnet bleibt das Klapphouse als Lokal für alle Interessierten bis kurz vor Weihnachten. „Wir machen bis zum Ende ganz normal weiter“, sagt der Chef, „alle Veranstaltungen werden durchgeführt oder noch weitere geplant.“ Dazu zählt übrigens auch die Weihnachtsfeier des Meidericher Tennisclubs.

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>> Geöffnet von dienstags bis sonntags

  • Das Klapphouse an der Borkhofer Straße 47a ist dienstags bis sonntags ab 12 Uhr geöffnet. Geboten werden unter anderem Currywurst, Schnitzel, Pasta und vegane Speisen sowie wöchentlich wechselnde Spezialitäten. Weitere Infos: www.klapphouse.de
  • Die Kantine im Duisburger Landgericht führt Florian Klapp ebenfalls. Wer in der Mittagspause gutbürgerliche Speisen essen möchte, muss allerdings durch eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen.