Duisburg. Mit Stadt, DBI und Gebag soll die Uni Duisburg-Essen das Technologie-Quartier Wedau-Nord voranbringen. Doch die Partner vermissen klare Ansagen.
Auf der Münchener Immobilienmesse Expo Real wird die Stadt Duisburg auch das geplante Technologiezentrum Wedau-Nord potenziellen Investoren vorstellen. Die Universität Duisburg-Essen (UDE), die dort einen neuen Ingenieurcampus bauen soll, darf die Ankündigung als Drohung verstehen. Die Partner der gemeinsamen Projektgesellschaft vermissen bei der Hochschule Entschlossenheit, die Entwicklung auf dem Areal des ehemaligen DB-Waggonwerks voranzutreiben.
„Wir würden uns klare Ansagen wünschen“, sagte Oberbürgermeister Sören Link beim Ausblick auf die Expo Real (7. bis 10. Oktober). Die Stadt ist neben der Gebag und der Wirtschaftsförderung DBI beteiligt an einer gemeinsamen Projektgesellschaft zur Entwicklung der 30 Hektar großen Fläche an der Masurenallee.
Wedau-Nord: Zentrum für junge Tech-Firmen in Duisburg
Gründung und Ziel der Projektgesellschaft wurden vor einem Jahr angekündigt: Bis 2027 soll unter dem Dach der sanierten, älteren Hälfte der ehemaligen Richthalle des DB-Werks ein Zentrum für junge Technologie-Unternehmen entstehen. Finanzieren will die Stadt das Projekt aus dem Fünf-Standorte-Programm.
Die neuen Fakultäten für die Ingenieure sollen durch größtmögliche Nähe den Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft befördern. Keimzelle dieser Entwicklung soll die Sanierung der denkmalgeschützten Altgebäude des DB-Werks unter Regie der Gebag sein. Die hat das alte Kesselhaus schon zur Energiezentrale umgebaut, ein neues Rechenzentrum hat der Stadtkonzern DVV bereits im vergangenen Jahr in Betrieb genommen.
Universität hat nur befristeten Mietvertrag für Altgebäude unterschrieben
Dass die Uni unlängst nur einen befristeten Mietvertrag für die einstigen Verwaltungsgebäude, Feuerwache und Kantine unterschrieben hat, werten die Partner nicht als langfristiges Bekenntnis zu einem gemeinsamen Weg. Ab Anfang 2026 sollen Büro und Seminar-Räume dort zur Verfügung stehen, hießt es bei der Gebag.
Für den Einzug gesetzt war eigentlich das DST Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme, das derzeit an der Oststraße ansässig ist. Ob es dabei bleibt, mag UDE-Sprecherin Astrid Bergmeister nicht bestätigen: „Wir werden in Kürze die Nutzer zu den weiteren Planungen informieren“, schreibt sie auf Anfrage.
Option für neue Informatik-Falkultät in Wedau-Nord
Während für den nördlichen Bereich des Areals ein Bebauungsplan noch in Arbeit ist, besteht im Bereich des Altbestandes bereits Baurecht. Eine Bauvoranfrage für die Fläche zwischen Heizzentrale und Masurenallee sei „in Vorbereitung“, heißt es bei der Gebag. Die Universität könnte also Planungen für einen ersten Neubau vorantreiben.
Den könnten die Informatiker beziehen. Deren Fakultät wurde vor einem Jahr gegründet. Die Uni hat dafür Duisburg als Standort gewählt, ein eigenes Gebäude ist aber auch in den kürzlich vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) vorgestellten Plänen für den Campus an der Lotharstraße nicht vorgesehen. Bis auf Weiteres bleiben die Informatiker also auf Duisburg und Essen verteilt.
Universität hat über die Prioritätensetzung noch nicht entschieden
Auch hier vermissen die Partner eine klare Ansage der Uni zur Nutzung dieser Option. Auf Nachfrage schreibt die Uni-Sprecherin: „Sowohl die Bedarfe der Ingenieurwissenschaften als auch der Fakultät für Informatik sind Gegenstand der neuen Masterplanung Hochschulbau. Über eine Prioritätensetzung ist bislang noch nicht entschieden.“ Wenig deutet also darauf hin, dass die Rektorin, Professorin Dr. Barbara Albert, bei der offiziellen Eröffnung der Fakultät am nächsten Dienstag konkreter wird.
Das liegt auch daran, dass an der UDE-Spitze gerade ein für die Campus-Entwicklung zuständiger Verwaltungschef fehlt, der eine klare Richtung der Universität entschlossen nach außen vertreten könnte. Kanzler Jens Andreas Meinen wechselte im Sommer nach Heidelberg. Sein Nachfolger Ulf Richter ist zwar gewählt, kommt aber erst zum Jahreswechsel aus Siegen.
„Plan B“ für eine Entwicklung ohne die Hochschule
Richtig ist: Über die Neubauten entscheidet nicht die Universität, sondern die Ministerien in Düsseldorf. Diese warten auf die Ergebnisse eines Gutachtens zur Finanzierung von Hochschulbauten an drei NRW-Unis, darunter die UDE. Diese Konstellation ist auch den Partnern in Duisburg bekannt. Wer etwas von der Regierung erwarte, müsse deutlicher auf seinen Bedarf hinweisen, heißt es dort.
Besser, einen „Plan B“ für Wedau-Nord zu haben, begründen Beteiligte die Präsentation der Fläche in München. Schließlich sei „eine Entwicklung auch mit technologie-nahem Gewerbe und ein wenig Universität“ möglich, der Weg zur Lotharstraße nicht weit. Über den (teuren) Erhalt der alten Richthalle, die ohne die Uni nicht benötigt werde, könne man dann neu nachdenken. Unter Denkmalschutz steht sie im Gegensatz zu den geschützten Altgebäuden nicht.
>> NEUER GESCHÄFTSFÜHRER FÜR PROJEKTGESELLSCHAFT
- Die gemeinsame Projektgesellschaft von Stadt, Gebag, DBI und Uni für das Technologiezentrum Wedau-Nord hat einen neuen Geschäftsführer.
- Die Berufung von Sebastian Flahs wurde am 16. September vom Rat der Stadt Duisburg bestätigt, zum 1. Oktober hat er von Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher übernommen, der seit Gründung der Gesellschaft als Gründungsgeschäftsführer fungierte.
- Sebastian Flahs ist Absolvent der Uni Duisburg-Essen. Seit seinem Studium war der Verfahrensingenieur für Concord Blue Engineering tätig, zuletzt sechs Jahre lang als Geschäftsführer des Düsseldorfer Anlagenbauers für Umwelttechnik.