Duisburg-Wanheimerort. „Ohne Vorwarnung“ sollen alle Balkontüren eines Hochhauses verrammelt worden sein. Mieter sprechen von einem „Skandal“. Das sagt der Vermieter LEG.

Ein Hilferuf hat die Redaktion erreicht: Die Mieter eines Hauses der Wohnungsgesellschaft LEG Wohnen in Duisburg-Wanheimerort sollen seit Wochen „praktisch eingesperrt“ sein. So jedenfalls steht es in einer Mail, mit der Klaus Woelwer auf einen – so sagt er – „Skandal“ aufmerksam machen möchte.

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Der 59-Jährige macht sich ernsthaft Sorgen. Denn in dem Hochhaus an der Straße Im Schlenk 139-141 lebt seine 92-jährige Mutter, und die kann seit Anfang des Jahres die Balkontüre nicht mehr öffnen. „Wenn Sie in der Küche Reibekuchen zubereiten, haben Sie eine Woche den Geruch in der Wohnung“, beschreibt Woelwer.

Mietärger in Wanheimerort: „Habe Angst, dass meine Mutter an dem Zustand zerbricht“

Denn lüften kann man seit Monaten nicht mehr, die Tür lässt sich nicht einmal mehr kippen. Das verhindert eine Metallspange, die von außen angesetzt wurde. Auch ein Luftschnappen auf dem Balkon wird so unmöglich gemacht.

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Die Türe sei ohne jegliche Vorwarnung verriegelt worden, klagt Woelwer. Vor allem in den Sommermonaten habe sich das Wohnzimmer seiner Mutter stark aufgeheizt. Das große Panoramafenster direkt neben der Balkontüre lässt sich nämlich sowieso nicht öffnen, und weitere Fenster gibt es nicht. „Ich habe wirklich Angst, dass meine Mutter an dem Zustand zerbricht!“, sagt Woelwer.

Im Erdgeschoss des Gebäudes an der Straße Im Schlenk in Duisburg-Wanheimerort befindet sich ein Mieterbüro. Doch die Mitarbeiter hier hätten sie für Antworten auf ihre Fragen nach Düsseldorf verwiesen, klagt Reinhild Woelwer (92).
Im Erdgeschoss des Gebäudes an der Straße Im Schlenk in Duisburg-Wanheimerort befindet sich ein Mieterbüro. Doch die Mitarbeiter hier hätten sie für Antworten auf ihre Fragen nach Düsseldorf verwiesen, klagt Reinhild Woelwer (92). © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Denn die blockierte Türe ist nicht das einzige Ärgernis. Über die beiden Drähte, die aneinander gehalten werden müssen, damit in der Wohnung in der siebten Etage die Klingel ertönt, regen sich die Woelwers schon gar nicht mehr auf. Aber dass die Treppenhäuser „seit einem Jahr“ saniert werden und die Mieter dadurch „wie auf einer verschmutzten Baustelle“ leben, ärgert sie sehr. Vor allem, weil die Bauarbeiter immer wieder ihren Müll liegen ließen. Das gebe nicht nur ein „Bild des Grauens“ ab, sondern könne im Falle eines Feuers auch gefährlich werden.

Besonders belastend waren die Monate von Februar bis August, als die Balkonbrüstung mit einem Holzverhau verschraubt war. „Monatelang konnte man gar nicht mehr rausschauen, und es war richtig dunkel im Wohnzimmer“, erklärt Klaus Woelwer, dessen Mutter schon seit mehr als 60 Jahren in ihrer kleinen Wohnung in Wanheimerort lebt.

Müll im Treppenhaus, lose Drähte an den Wänden

Zwei lose Drähte müssen aneinander gehalten werden müssen, damit in der Wohnung von Reinhild Woelwer in der siebten Etage die Klingel ertönt. „Lose Kabel können im Zuge der Bauarbeiten leider öfter vorkommen, allerdings sind diese nicht mit einer Stromquelle verbunden“, versichert die LEG Wohnen.
Zwei lose Drähte müssen aneinander gehalten werden müssen, damit in der Wohnung von Reinhild Woelwer in der siebten Etage die Klingel ertönt. „Lose Kabel können im Zuge der Bauarbeiten leider öfter vorkommen, allerdings sind diese nicht mit einer Stromquelle verbunden“, versichert die LEG Wohnen. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

In ihren 66 Quadratmetern kommt die 92-Jährige immer noch allein zurecht. Sie liebt das Viertel und den grünen Rundum-Blick auf Sana-Kliniken und MSV-Arena, den sie normalerweise von ihrer Wohnung aus genießen kann. „Im Prinzip ist es schön hier“, sagt die alte Dame. Aber was aktuell um sie herum passiert, nervt sie gewaltig. Draußen ein Gerüst, drinnen monatelange Sanierungsarbeiten. „Und das Schlimmste ist: Auf dem Gerüst sind nie Arbeiter zu sehen, und Informationen darüber, wie es weitergeht, gibt es auch nicht“, so die Duisburgerin.

Mehrfach sei sie in der Sprechstunde gewesen, die die LEG Wohnen regelmäßig anbietet. Das nächste Mieterbüro ist nicht weit entfernt, tatsächlich befindet es sich direkt im Erdgeschoss des Hauses am Schlenk. „Aber wenn man dort etwas sagt, bekommt man die Antwort, dafür sei Düsseldorf zuständig, und wenn man in Düsseldorf anruft, sagen die, melden Sie sich in Duisburg.“

Mehrere Monate lang war die Balkonbrüstung mit einem Holzverhau verschraubt. Man habe kaum noch rausschauen können, kritisiert Klaus Woelwer.
Mehrere Monate lang war die Balkonbrüstung mit einem Holzverhau verschraubt. Man habe kaum noch rausschauen können, kritisiert Klaus Woelwer. © privat | Klaus Woelwer

Die Wohnungsgesellschaft LEG kann nicht nachvollziehen, was Woelwer berichtet. Auf Nachfrage der Redaktion schreibt ein Unternehmenssprecher: „Sollte es im persönlichen Gespräch mit unseren Kollegen zu einem unfreundlichen oder abweisenden Verhalten gekommen sein, möchten wir hierfür in aller Form um Entschuldigung bitten.“ Das LEG-Büro im Erdgeschoss des Hauses sei regelmäßig durch Mitarbeiter besetzt, die den Mietern „gerne mit ihren Anliegen weiterhelfen“. Den Müll im Treppenhaus werde man „selbstverständlich zeitnah entsorgen lassen“.

Dass die Mieter über die Baumaßnahmen an den Balkonen nicht informiert worden seien, stimme aber nicht. Alle betroffenen Parteien seien sowohl per Aushang als auch in einem persönlichen Anschreiben im Briefkasten kontaktiert, die Bauarbeiten angekündigt worden.

Ein Zettel an der Balkontüre informiert darüber, dass die Türe nicht geöffnet werden kann.
Ein Zettel an der Balkontüre informiert darüber, dass die Türe nicht geöffnet werden kann. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Aktuelle Informationen über die Dauer der Baumaßnahmen gebe es allerdings nicht. Man befinde sich „noch in der Planungsphase“, da mehrere Faktoren zu beachten seien, um die Balkone „wieder im vollen Umfang und sicher nutzbar machen“ zu können. „Ein genaues Datum der Fertigstellung ist uns daher noch nicht bekannt“, so ein Sprecher auf Nachfrage der Redaktion.  

LEG-Häuser in Wanheimerort: Es gab schon mal Ärger

Immer wieder beschweren sich Nachbarn über „Müllberge“ an der Kreuzung Im Schlenk / Sebastianstraße, die auch bei einem aktuellen Besuch vor Ort direkt auffallen.
Immer wieder beschweren sich Nachbarn über „Müllberge“ an der Kreuzung Im Schlenk / Sebastianstraße, die auch bei einem aktuellen Besuch vor Ort direkt auffallen. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia