Duisburg. Partystimmung im Sermer Festzelt: Beim Oktoberfest flogen beim Tanzen die Zöpfe und Dirndl-Schürzen. Warum manche den VIP-Bereich buchten.
Der Holzboden im Festzelt auf dem Kasselle-Pitter-Platz bebt. Zum Auftakt des beliebten Oktoberfestes der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft in Duisburg-Serm geben gleich zwei Kapellen alles, was die Instrumente hergeben. Das weitläufige, weiß-blau dekorierte Zelt mit Stehtischen, Biertischgarnituren und erstmals einem VIP-Bereich, der mit einem weißen Zaun abgegrenzt ist, füllt sich rasch.
Gestalten in normaler Kleidung sieht man kaum, wer hier T-Shirt oder Hoodie trägt, gehört zum Servicepersonal. Die Gäste zeigen sich stilsicher in karierten Hemden zur krachledernen Hose. Dirndl in allen Regenbogenfarben werden stolz spazieren getragen. Das Spektrum reicht von der edelsten, original bayrischen Landhausmode bis zum Polyester-Fähnchen vom Karnevalsausstatter. Flechtfrisuren, winzige Lebkuchenherzen zum Anstecken mit Namen drauf und gezwirbelte Schnurrbärte vervollständigen das schöne Bild. Nur das Schuhwerk passt nicht so ganz ins Wies‘n-Bild, es überwiegen die Sneaker, schließlich soll noch reichlich getanzt werden.
Oktoberfest in Serm: Nonstop Tanzen lautet die Devise
Auch der Moderator des bayrischen Abends Christoph Hansen ist bester Laune. Der Fassanstich geht mit vier Schlägen glatt über die Bühne. Nun kann das Löwenbräu Festbier in Strömen fließen, die Maß gibt es für 13 Euro. „Wir haben dieses Jahr 2500 Karten für das Oktoberfest verkauft, damit sind wir sehr zufrieden“, sagt der aktive Schützenbruder und Karnevalist.
- Die WAZ-Lokalredaktion Duisburg hält Sie auch hier auf dem Laufenden: zum WhatsApp-Kanal +++ Duisburg-Newsletter gratis ins E-Mail-Postfach schicken lassen +++ WAZ Duisburg bei Instagram +++ WAZ Duisburg bei Facebook
Er erklärt auch gern, warum die Veranstalter auf einen Dirndl-Contest lieber verzichten, obwohl es reichlich Kandidatinnen gäbe. „Wir richten uns da ganz nach unserem jungen Publikum und das will nun mal tanzen, tanzen, tanzen“, sagt er. Man habe deshalb extra ein DJ-Duo engagiert, damit es in den Pausen der Wies´n- Band „Members“ nicht zum Stimmungsabriss komme.
Neues Angebot: VIP-Bereich mit Jausenbrettln
Wer es etwas ruhiger mag, der hat sich und seiner Gesellschaft pauschal einen Zehnertisch im VIP-Bereich ein Stück von der lauten Tanzfläche entfernt gebucht. Hier stehen schön dekorierte Jausenbrettl auf den Biertischen. Die Gäste haben etwas mehr Platz auf den Bänken und genießen Leberkäse, Obatzten, Brezeln und Landjäger zum Bier. Der eigene Thekenabschnitt und kurze Wege zum nächsten Häusl runden das VIP-Vergnügen ab. Das neue Angebot wurde sehr gut angenommen, sagt Christoph Hansen. Mehr VIP-Tische soll es in Zukunft aber nicht geben „das soll ja was Besonderes bleiben“.
Auch interessant
Auf den Biertischgarnituren bei der Tanzfläche sitzen die Gäste sehr eng beieinander, da kommt der Bewegungsdrang von selber. Aber es ist gar nicht so leicht, sich wieder auszufädeln und aufzustehen, wenn man erst einmal sitzt. Wer es nicht auf die Tanzfläche schafft, der lässt gleich auf der Bierbank die Sau raus und tanzt im Stehen so gut es die kleine Fläche hergibt. Als die Members „Verloren in Amsterdam“ spielen, geht die Post noch nicht recht ab. Falsches Land vielleicht.
Aber spätestens beim „Kufstein-Lied“ sind alle auf den Beinen, beziehungsweise Bänken. Es wird Discofox getanzt, oder in Reihen geschunkelt. Die Bierkrüge schwappen, die Zöpfe fliegen und der Boden bebt. Viele singen mit und schwärmen lauthals vom schönen Städtchen am grünen Inn. Das ist auch nicht in Bayern, aber näher dran als Amsterdam.
Der Geräuschpegel ist ganz schön hoch, aber Gaudi ist Gaudi und einmal im Jahr haben auch die Nachbarn Verständnis. Christoph Hansen muss ganz nah herankommen, damit man ihn versteht. „So geht das jetzt den ganzen Abend weiter“, ruft er, „ich hoffe ja, die direkten Anwohner sind alle hier im Zelt und feiern ordentlich mit.“