Duisburg. Ein Duisburger könnte zum Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt werden. Warum sein Kreisverband Felix Banaszak für den besten Kandidaten hält.
Ein Duisburger könnte im November zu einem von zwei Parteivorsitzenden der Grünen gewählt werden. Felix Banaszak (34) hat am Freitag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Franziska Brantner (45) seine Kandidatur auf dem Parteitag im November bekannt gegeben.
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Überraschend kam die Entscheidung des gebürtigen Meiderichers nicht. Schon unmittelbar nach dem Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripur am Mittwoch fiel sein Name. Eine Anfrage dieser Redaktion, ob er für eine Kandidatur zur Verfügung stehe, ließ er unbeantwortet. Da war klar: Er erwägt, seinen Hut in den Ring zu werfen.
Gebürtiger Duisburger will sich „in den Wind stellen“
Vor Beginn des Auftritts in Berlin hat er die Entscheidung auf seinem Instagram-Account erläutert. Er wolle „über die Kraft sprechen, die in unserem Land und in dieser Partei steckt“, schreibt er, „und darüber, dass sich alles was in mir ist, anbieten will, um diese Kraft zu entfesseln“. Er sehe sich motiviert durch das ehrenamtliche Engagement vieler Parteimitglieder, „die sich in jeder Lage in den Wind stellen, auch wenn er von vorne kommt“.
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Dass er Krise kann, hat er ab 2018 bewiesen, als er gemeinsam mit Mona Neubaur die NRW-Grünen nach einer krachend verlorenen Landtagswahl wieder aufrichtete und, beflügelt vom Zeitgeist, zu einem historisch guten 18,2%-Wahlergebnis führte. Seine Co-Vorsitzende wurde NRW-Wirtschaftsministerin, Felix Banaszak zog nach der Kandidatur im Duisburger Nord-Wahlkreis über einen Spitzenplatz auf der Landesliste in den Bundestag ein.
Kreissprecherin Jule Wenzel: „Überzeugt, dass er der Richtige ist“
Auch in der Bundestagsfraktion hat er sich aus dem Stand einen Namen gemacht, ist in den wichtigen Ausschüssen für Haushalt und Wirtschaft vertreten. Als talentierter Redner arbeitet er sich im Parlament besonders gern an der AfD ab, deren Zwischenruf er mal mit: „Ruhig Brauner“ kontert und deren Anträge er in Reimform zurückweist.
„Wir Duisburger sind extrem überzeugt, dass er der Richtige ist“, sagt die Kreisvorsitzende Jule Wenzel, die daran erinnert, dass der ehemalige Steinbart-Schüler beim Neuaufbau des Kreisverbandes nach dem Ende der schwarz-grünen Kooperation im Rathaus eine wichtige Rolle gespielt habe: „Mit seiner einnehmenden Persönlichkeit kann er alle Menschen mitnehmen“.
In seinem Alter hätte er nun warten können auf bessere Zeiten, um das Spitzenamt seiner Partei anzustreben. Wer ihn kennt, der weiß, wie es ihn wurmen muss, dass gerade so vieles gegen die Grünen läuft. Das als Herausforderung zu begreifen und sich entgegen des Kalküls und der Risiken für die eigene Karriere gerade jetzt an die Front zu stellen, entspricht seinem politischen Charakter.
Felix Banaszak: „Für die Zukunft unserer Kinder und Enkel kämpfen“
Den Abwärtstrend für die Grünen bis zur Bundestagswahl in einem Jahr zu drehen, die Mitglieder zu motivieren und Pessimismus in Kampfgeist zu wandeln sei „extrem harte Arbeit“, schreibt der 34-Jährige. Das Land brauche eine Partei, „die die Zukunft unserer Kinder und Enkel erkämpft“.
Einen neuen Blick auf diese Aufgabe habe er durch die Geburt seiner Tochter gewonnen, hat Felix Banaszak in einem Gespräch mit dieser Zeitung vor zwei Jahren gesagt. Zu wissen, dass für die Familie bald noch weniger Zeit bleiben könnte, war sicher das wichtigste Argument gegen eine Kandidatur.
>> SIEBEN DUISBURGER DELEGIERTE BEIM PARTEITAG
- Sieben Duisburger sind als Delegierte auf dem Bundesparteitag der Grünen vom 13.-15. November in Wiesbaden beteiligt.
- Jule Wenzel, Ikram Kabchi, und Deborah Rapp (alle Kreisvorstand) sind ebenso dabei wie die Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor, Felix Lütke (Fraktionssprecher), Gabi Siegert (BV Mitte) und der Vorsitzende der Grünen Jugend, Florim Isseini.
- Als Kandidat für die Bundestagswahl 2025 kann Felix Banaszak trotz einer Wahl zum Parteivorsitzenden erneut in Duisburg antreten. Die vormalige Trennung von Amt und Mandat gilt nicht mehr.