Duisburg-Altstadt. Die Baptisten haben ihr Gemeindehaus im Duisburger Rotlichtviertel endlich verkauft. Der Käufer kommt aus Düsseldorf. So viel bezahlt er.

Der Abschied wird ihnen nicht leicht fallen. Und doch sind die Mitglieder der Evangelisch-Freikirchlichen-Gemeinde Duisburg-Mitte froh, dass es endlich soweit ist: Mehrere Jahre lang haben sie versucht, ihr Gemeindehaus an der Juliusstraße zu verkaufen, nun ist ein Käufer gefunden. 650.000 Euro (und damit 150.000 Euro weniger als zu Beginn) hatten die gläubigen Baptisten zuletzt für das Gebäude aufgerufen.

Doch nun seien die Verträge unterschrieben, das erste Geld bereits geflossen, erklärt Pastor Viktor Petkau. Der Käufer, der die besondere Immobilie im Rotlichtviertel, heißt Hosam Moussa. Der gebürtige Ägypter ist seit 1988 in Deutschland, studierter Architekt, Inhaber einer IT-Agentur und Vorsitzender des Düsseldorfer Vereins „Almogamma“.

Der bezeichnet sich selbst als „Migranten-Selbstorganisation“, die sich „die richtige Völkerverständigung anders vorstellt“. Denn, so heißt es von Seiten des Vereins, die deutschen Behörden auf der einen und Migrantinnen und Migranten auf der anderen Seite würden „aneinander vorbeireden“, ohne dabei zu beachten, dass „wir alle unterschiedlicher Herkunft sind und anders denken“.

Gemeindehaus im Duisburger Rotlichtviertel: Auch eine Schule soll es geben

In Duisburg möchte „Almogamma“ eine „neue komplexe Filiale“ aufbauen, wie es auf Arabisch auf der Homepage des Vereins heißt. Dort sind bereits Bilder aus dem Innern des Gemeindehauses an der Juliusstraße zu sehen. Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt Hosam Moussa, man habe viel vor in Duisburg. Unter anderem wolle man ein schulisches Angebot für Menschen mit ausländischen Wurzeln schaffen. Auch Gebets- und Sporträume sind vorgesehen.

Viktor Petkau, Pastor der Baptisten-Gemeinde, ist von den Ideen, die es für „sein“ altes Gemeindehaus bisher gibt, überzeugt. Für ihn und die anderen Gläubigen steht jetzt aber eine Menge Stress an: Bis zum Ende des Jahres muss die Gemeinde ausziehen aus dem Gebäude, das sie selbst gebaut hat und ihnen inzwischen zu groß geworden ist.

Wohin Baptistengemeinde zieht, steht noch nicht fest

Im großen Saal fanden in den vergangenen Jahrzehnten viele Gottesdienste statt.
Im großen Saal fanden in den vergangenen Jahrzehnten viele Gottesdienste statt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich einiges angesammelt in dem Haus an der Juliusstraße. Nicht alles kann oder will man mitnehmen. Den Umzug geht die Gemeinde deswegen strategisch an. „Jeder ist für einen Raum zuständig und klärt, was aussortiert werden muss oder eingepackt werden kann“, so Petkau.

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Wo genau die Gemeinde nach dem Verkauf ihrer Immobilie unterkommen wird, ist dabei noch gar nicht sicher. Man habe mehrere Optionen im Blick, teils auch als Übergangslösung, erklärt Petkau. Am liebsten wäre ihm ein Umzug nach Hochfeld, wo sich seine Glaubensgemeinschaft in der lebendigen Kirchengemeinde St. Peter ansiedeln könnte.

650.000 Euro für Immobilie direkt am Stadtwerke-Turm

Pastor Viktor Petkau ist erleichtert: Endlich ist das Haus seiner Gemeinde verkauft. Doch der Auszug bedeutet auch Stress.
Pastor Viktor Petkau ist erleichtert: Endlich ist das Haus seiner Gemeinde verkauft. Doch der Auszug bedeutet auch Stress. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zunächst einmal ist bei Petkau aber die Erleichterung zu spüren, dass der Verkauf nun also wirklich über die Bühne geht. Und dass man am Ende einen vernünftigen Preis erzielen konnte. In der Anzeige war die Baptisten-Gemeinde über die Jahre immer weiter mit dem Kaufpreis heruntergegangen. „Es stellte sich heraus, dass einfach inzwischen andere Kurse aufgerufen werden als in der Zeit, in der wir mit der Suche nach einem Nachfolger für das Gebäude angefangen haben.“ Mit dem Geld, das die Gemeinde nun erhält, will sie entweder irgendwo zur Miete einziehen oder eine neue, kleinere Bleibe erwerben.

Das Gemeindehaus an der Juliusstraße war für die Mitglieder der Baptistengemeinde Duisburg-Mitte lange Jahre ein „Ort des Friedens“.
Das Gemeindehaus an der Juliusstraße war für die Mitglieder der Baptistengemeinde Duisburg-Mitte lange Jahre ein „Ort des Friedens“. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Nun steht aber erstmal ein Erntedankgottesdienst an, der am Sonntag, 6. Oktober, gemeinsam mit einer muslimischen Gruppe gefeiert werden soll – und dann natürlich der Abschiedsgottesdienst, der für den 29. Dezember geplant ist. Der werde wahrscheinlich sehr emotional werden, prophezeit Petkau. „Schließlich war das Haus für viele Mitglieder jahrelang eine Heimat, ein Ort des Friedens und des Miteinanders.“

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„Almogamma“ wirbt für respektvollen Umgang miteinander

  • Der Düsseldorfer Verein „Almogamma“ erhält nach eigenen Aussagen keine öffentlichen Gelder. Die Investition in Duisburg werde aus Spenden finanziert, erklärt Hosam Moussa. Die meisten Mitglieder und Unterstützer des Vereins hätten einen Migrationshintergrund und seien Akademiker.
  • Grundsätzlich setzen sich Moussa und die anderen aktiven Vereinsmitglieder für gelungene Integration ein. „Und das heißt für uns nicht, dass die Nicht-Deutschen eingedeutscht werden.“ Das werde nie funktionieren, meint Moussa.
  • Vielmehr gehe es darum, dass beide Seiten Respekt für die jeweils andere Kultur und ihre Gesetze und Regeln entwickeln würden. „Ich zum Beispiel möchte Ägypter bleiben dürfen, auch wenn ich einen deutschen Pass habe.“