Duisburg. Die lange Suche nach einem Standort für einen Drogenkonsumraum in Duisburg ist beendet. Dem Ankauf dieser Immobilien hat der Rat zugestimmt.
Die lange Suche nach einer geeigneten Immobilie für den ersten Drogenkonsumraum in Duisburg steht vor dem Abschluss. Der Stadtrat stimmte am Montag in nichtöffentlicher Sitzung dem Ankauf eines Hauses an der Kasinostraße in der Altstadt zu. Nach Informationen dieser Zeitung soll es sich um das Gebäude der Nummern 9-11 handeln, in dem zuvor eine Spielhalle und ein Wettbüro untergebracht waren.
Nach der Grundsatzentscheidung, die der Rat bereits Anfang 2023 fällte, ist nun auch der Standort für einen zentralen Ort gefunden, den Abhängige zum Konsum aufsuchen können. Für die Suche war die Wahl auf den Bereich Altstadt wegen der Nähe zu den Szene-Treffpunkten in der Innenstadt und am Kantpark gefallen.
Stadt Duisburg will nach Ratsbeschluss den Kaufvertrag schließen
„Es waren mehr als drei Immobilien im Gespräch“, so Gesundheitsdezernentin Linda Wagner am Montag im öffentlichen Teil der Ratssitzung. Nach dem Austausch mit anderen Behörden schlage man nun „die beste Variante“ vor. Mit einer Inbetriebnahme sei nicht vor Ende 2025 zu rechnen.
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Das ist mit Blick auf den Zustand des zweigeschossigen Hauses mit Flachdach – auch das Obergeschoss ist offenbar unbewohnt – nicht erstaunlich. Nach Unterzeichnung des Kaufvertrages, das soll dem Vernehmen nach nun zeitnah erfolgen, muss das Gebäude wohl umfassend renoviert und für seine neue Bestimmung umgebaut werden.
Streetworker und Suchthilfeverbund sollen umziehen
Danach dürfte es Raum bieten, um nicht nur das Streetwork unterzubringen – die Sozialarbeiter sind bisher in einem Büro am Kuhlenwall untergebracht. Einziehen soll auch der Suchthilfeverbund, bislang unweit entfernt an der Beeckstraße ansässig. Er hat ein Konzept für einen solchen „Integrierten Standort“ entworfen.
Dazu gehört auch die Beantwortung von Fragen und Bedenken, die aus der Nachbarschaft der Einrichtung zu erwarten sind. Es sei keine Aufgabe der Verwaltung allein, diese auszuräumen, sagte OB Sören Link: „Ein Drogenkonsumraum wird Ängste auslösen.“
Fraktionen im Rat mit großer Mehrheit für die Einrichtung
Die Fraktionen stimmten mit großer Mehrheit dem Erwerb der Immobilie zu. Er sein „ein wichtiger Meilenstein“, betonte Felix Lütke, Fraktionssprecher der Grünen, auf deren Initiative die Einrichtung zurückgeht. Josef Wörmann (CDU) sprach von einer „wichtigen Erweiterung des Angebots in Duisburg“.
Gegen die Pläne votierte Junges Duisburg. Ein Raum an einer Stelle sei „nicht zielführend“, so JuDu-Fraktionschef Frederik Engeln. Fragen von Sauberkeit und Drogenhandel im Umfeld seien nicht betrachtet worden, besser sei ein mobiles Angebot. Das sei „aus fachlichen Gründen nicht möglich“, entgegnete Andrea Demming-Rosenberg (SPD): „Einer mobilen Einrichtung fehlt die Verlässlichkeit.“
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Betriebskosten zwischen 751.000 und einer Million Euro pro Jahr
Für die Betriebskosten sind zunächst 500.000 Euro pro Jahr im Doppelhaushalt 2025/26 eingestellt. Schon mehr als diese Summe dürfte der Umbau erfordern. Sie sei deshalb auch nur „ein Platzhalter“, erläuterte Dezernentin Linda Wagner.
Die tatsächlichen Betriebskosten sind abhängig von der personellen Ausstattung und den Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums. Bei sechs Stunden an sieben Wochentagen wären es nach Berechnungen der Stadt von vor einem Jahr 1,025 Millionen Euro pro Jahr, bei sechs Tagen rund 751.000 Euro.
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Neben einer Leitung/Verwaltung (1,8 Stellen) würden nach diesem Konzept Sozialarbeiter/-pädagogen (4,1), Pflegekräfte/Sanitäter (2) sowie Sozialhelfer und -helferinnen (6,5) dort tätig sein, außerdem Reinigungspersonal (0,7) und 520-Euro-Kräfte (6,5) für den Betrieb eines Cafés.
Die Kalkulation beruht auf den Erfahrungen anderer Städte, die seit vielen Jahren Konsumräume für Drogenabhängige betreiben.