Duisburg-Marxloh. Bei den 1. „Marxloher Wedding Days“ geht es natürlich ums Heiraten. Doch das Event ist zugleich ein Stadtteilfest. Geht das Konzept auf?
Claus Lindner und Mehmed Erdogan sind sich eigentlich schon zu Beginn des laut-fröhlichen Spektakels einig, dass die Sache hier nur gut werden kann: „Uns ist es gelungen, die meisten ansässigen Geschäftsleute gemeinsam in ein Boot zu holen, um diese ‚Wedding Days‘ zusammen zu organisieren“, strahlt Erdogan und checkt gerade noch einmal alle Biertischgarnituren, die er gemeinsam mit Lindner am Abend zuvor noch aufgestellt hat.
1. Marxloher Wedding Days: Auftakt zu weiteren Stadtteil-Events?
Alles ist perfekt, und die ersten Marxloher „Wedding Days“ können starten. Sowohl Erdogan, Projektmanager vom DBI für Quartiersentwicklung, als auch Claus Lindner als stellvertretender Bezirksbürgermeister sehen viel künftiges Potenzial in diesem Stadtteilfest, denn wenn alle gemeinsam mit anpacken und die Aktion gelingt, dann wird es in Zukunft wieder öfter verkaufsoffene Sonntage und andere Termine geben.
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Während die knallblauen Tische, die vor der Bühne stehen, mittags um 13 Uhr noch eher spärlich besetzt sind, herrscht in den umliegenden Straßen der allsamstägliche Wedding-Wahnsinn. Diesmal allerdings unterstützt von Sarah, Kathrin, Petra und all den anderen Hobby-Models, die an diesem schönen Spätsommertag im glitzernden Brautkleid durch die Straßen ziehen und bereitwillig Fotos machen lassen. „Das ist das erste Mal, dass ich ein Hochzeitskleid trage“, verrät Sarah und nestelt verliebt an ihrer cremefarbenen, eher schlicht und elegant gehaltenen Satinrobe.
Der Traum in Weiß – hier wird er gelebt
Bei Petra ist die Hochzeit schon etwas länger her, aber auch sie genießt den funkelnden Auftritt in Glitzer, Perlen, Strass und Spitze mit nochmal Glitzer obendrauf sichtlich. Im echten Leben arbeiten die Kolleginnen in einer Steuerkanzlei, haben aber ihr Wochenende gerne für den Traum in Weiß geopfert.
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Für künftige und ehemalige Bräute sowie generell alle Herzensprinzessinnen sind die „Wedding Days“ ein tolles Event, um endlich mal wieder die Worte „Oh wie schön, das ist aber schön, und guck mal, wie schön“ in einen Satz packen zu können. Das klappt hier ohne Weiteres, und niemand guckt doof von der Seite.
Extra aus Bielefeld angereist, um sich in Marxloh anzukleiden
Emre hat dafür allerdings momentan keinen Blick. Der todschick gekleidete junge Mann sucht gerade verzweifelt sein Auto. Bepackt ist er mit insgesamt 16 Paar Schuhen. „Die sind für mich, meine Cousins und Onkel, ich bring die jetzt ins Auto, aber ich glaub, ich geh in die falsche Richtung.“ Gemeinsam mit seiner Familie ist er aus Bielefeld angereist, um sich vor Ort komplett einzukleiden.
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Marxloh mit Europas wohl größter Brautmodenmeile ist dafür natürlich schon lange kein Geheimtipp mehr. An diesem Wochenende macht der Shopping-Trip aber besonders Spaß, denn wer kurz rasten möchte, der macht einen Zwischenstopp vor der großen Bühne, hört sich die unterschiedlichen Bands an und stärkt sich mit Manti (kleinen türkischen Teigtaschen), Simit (Sesamring oder -kringel), Gözleme (gefüllten Fladenbroten) und allem anderen, was lecker ist. „Wir haben hier auch einen Bierstand, da haben die Händler trotz der überwiegenden Mehrheit der Muslime drauf bestanden. Und 0,3 Liter kosten nur zwei Euro“, lacht Lindner.
Außerdem verrät er, dass am Sonntag um 16 Uhr „Nevrez“ auf dem Marktplatz auftreten wird. Der türkische Elvis-Imitator wird dann in Konkurrenz zu glitzerndem Tüll oder Crépe de Chine treten, aber das können beide sicherlich gut aushalten. Mit Musik gibt sich das Hochzeitsbudget bestimmt leichter aus.
Wer sich den Hochzeitszauber gern live ansehen möchte, der hat am Sonntag von 11 bis 18 Uhr noch die Gelegenheit. Auch für Mitteleuropäerinnen mit einer eher kritischen Haltung Strass und Perlen gegenüber kann sich der Ausflug lohnen: Es gibt auch schlicht elegante Roben. Und die türkischen Spezialitäten schmecken sowieso den meisten.