Duisburg-Hochfeld. Vor drei Jahren sind drei Wohnhäuser in Duisburg-Hochfeld von der Task Force geräumt worden. Inzwischen sind sie saniert. Wer dort einzieht.
Im März 2021 hat die Task Force Schrottimmobilien drei Häuser an der Gravelottestraße in Duisburg-Hochfeld geräumt. Der Einsatz war aufsehenerregend und führte im Nachhinein zu vielen Diskussionen. Nachbarn freuten sich über den Einsatz der Task Force, „weil endlich mal etwas unternommen wurde.“ Auf der anderen Seite diskutierten Politiker, ob sich die Stadt nach Häuserräumungen genügend um die Bewohner kümmere. 55 Personen, darunter zahlreiche Kinder, verloren ihr Dach über dem Kopf. Die Stadt untersagte die Häusernutzung wegen „eklatanter Brandschutzmängel“.
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Später beschwerte sich die Eigentümerin, die Stadt habe ihre Häuser erst zu Schrottimmobilien gemacht. „Die Brandschutzmängel waren eindeutig da“, erklärt hingegen der neue Eigentümer, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Inzwischen sind die Wohnungen aufwendig renoviert und wieder vermietet. Bis dahin war es allerdings ein anstrengender Weg.
Schrotthäuser in Duisburg-Hochfeld waren noch komplett möbliert
Der 47-jährige Eigentümer ist Tischlermeister, seit 25 Jahren mit seiner Firma im Duisburger Westen selbstständig und war mit seinem Bus in Hochfeld unterwegs, weil er einen Reparatur-Auftrag hatte. „Es war ein Fenster aus einem dieser Häuser in den Hof gefallen. Da hat mir der damalige Hausmeister erzählt, was es mit den Gebäuden auf sich hat.“ Der Fachmann überlegte und entschied sich, die Häuser zu kaufen – ungesehen. „Die waren noch versiegelt, als ich die Schlüssel von der Task Force bekam.“
Er hatte mit vielem gerechnet. Dass man von Grund auf sanieren muss, zum Beispiel. Dass es lange dauern und viel Geld kosten würde. Allerdings: Bevor er loslegen konnte, musste er erst einmal entrümpeln. „Die Wohnungen waren noch komplett eingerichtet. In einem Ofen lag sogar noch eine Pizza.“
Zwei Monate schleppten er und seine Helfer die Möbel raus, entsorgten mehr als 80 abgefahrene Autoreifen, die im Garten lagerten. Im Keller fanden sie zudem einen Friseurstuhl und einen Spiegel – „offenbar hat dort jemand schwarz Haare geschnitten.“ Natürlich sei eine Häuserräumung eine Zäsur. „Aber die Brandschutzmängel gab es wirklich. ,Eigentum verpflichtet‘ sagt man ja.“
Stadt Duisburg: Bewohner können Habseligkeiten nach Räumung abholen
Auf Nachfrage erklärt ein Stadtspecher das Prozedere nach einem Task-Force-Einsatz: „Nach einer Räumung und Versiegelung verbleiben die Gebäude oft im Zustand der letzten Nutzung. Die Wirtschaftsbetriebe beseitigen allerdings alle organischen Müllrückstände am Tag der Begehung.“ In Einzelfällen könne es jedoch vorkommen, dass persönliche Gegenstände der Bewohner zurückblieben, wenn sie nicht abgeholt würden.
In den vergangenen Monaten wurden die Häuser entkernt, Böden neu verlegt, Fenster ausgetauscht und alles auf den so genannten KfW-55-Effizienzstandard gebracht. Die Speicher im Dachgeschoss wurden zu Wohnraum umgewidmet und in eine Maisonette-Wohnung verwandelt. „Energetisch ist das jetzt wie ein Neubau.“
Von Seiten der Stadt heißt es: „Der Eigentümer muss ein vollständiges Sanierungskonzept einreichen, das durch die Task Force nach Prüfung durch Feuerwehr und Brandschutzsachverständigen freigegeben wird.“
„Die Task Force Problemimmobilien begleitet die Bauabnahme und unterstützt insbesondere bei der Aufhebung der Nutzungsuntersagung.““
Die Unterstützung neuer Eigentümer bei der Sanierung sei abhängig von der Art der Bauvorhaben. Sollte die Sanierung mit Nutzungsänderungsanträgen oder baugenehmigungspflichtigen Verfahren verbunden sein, übernehme die Untere Bauaufsicht die Bearbeitung der Anträge bis zur Fertigstellung. Stadtsprecher Sebastian Hiedels: „Die Task Force Problemimmobilien begleitet die Bauabnahme und unterstützt insbesondere bei der Aufhebung der Nutzungsuntersagung.“ Erst wenn alle Mängel behoben wurden, seien die Häuser wieder nutzbar.
In Hochfeld sprach sich jedenfalls schnell herum, dass sich etwas an der Gravelottestraße tut. „Ich war noch nicht fertig und hatte schon rund 100 Interessenten auf der Warteliste“, erklärt der Chef von „Rheinbau“. In den Häusern gibt es kleinere Bleiben, die rund 45 Quadratmeter messen und 550 Euro warm kosten. Die 60-Quadratmeter-Wohnungen werden für 690 Euro warm vermietet. „Es haben sich ganz normale Leute beworben. Arbeitslose Bürgergeld-Bezieher, aber auch Paare, wo beide verdienen. Ich finde, Hochfeld ist ein interessanter Stadtteil.“
Der Wohnungsmarkt in Hochfeld ist durchaus schwierig. Wohnungssuchende, darunter Familien, berichten immer wieder, wie schwer es ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Mit Blick auf die Internationale Gartenausstellung im benachbarten Rheinpark wird in Hochfeld derzeit viel Geld in die Infrastruktur gesteckt. Investoren haben deshalb Hochfeld entdeckt und kaufen dort Häuser auf. Die Kaufpreise für Immobilien und Mieten steigen entsprechend.
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Zwei Häuser an der Gravelottestraße sind inzwischen komplett an Privatpersonen vermietet. Das dritte wird künftig vom Jugendhilfeträger Karawane aus Wuppertal genutzt. Junge Erwachsene, die zum ersten Mal in eine eigene Wohnung ziehen, werden hier auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet.
Der Tischlermeister glaubt an die Zukunft von Hochfeld – und hofft, dass seine Häuser gut in Schuss bleiben. „Die sind meine Altersvorsorge.“
>> Task Force hat seit 2016 insgesamt 175 Häuser kontrolliert
Insgesamt wurden durch die Task Force seit 2016 bereits 175 Häuser in der gesamten Stadt begangen und kontrolliert. Bei 104 Immobilien wurde eine komplette Nutzungsuntersagung ausgesprochen. Aktuell befinden sich laut Stadt 24 Objekte in der Sanierung und 21 Häuser wurden bereits saniert und wieder freigegeben.