Duisburg. Ist in Duisburg ein Wolf unterwegs? Ein Video sorgte im Internet für Verwirrung. Was dahinter steckt und wann es eine offizielle Sichtung gab.
In Duisburg hatte ein Autofahrer am Mittwochmorgen am Straßenrand einen Vierbeiner entdeckt. Das Tier soll einen überfahrenen Tierkadaver gefressen haben, auch von einem vorbeifahrenden Bus lässt es sich nicht abhalten. Ein Video von der Szene kursierte schnell in sozialen Netzwerken – zusammen mit Spekulationen, ob es sich um einen Wolf handelt.
Am Donnerstag gibt die Polizei Entwarnung: In dem Video, das an der Rheindeichstraße zwischen Homberg und Baerl aufgenommen worden ist, soll kein Wolf, sondern ein entlaufener Hund zu sehen sein. Dieser sei mittlerweile zurück bei seinem Eigentümer. Das Video mit der angeblichen Wolfssichtung wurde zu diesem Zeitpunkt schon zigtausendfach in sozialen Netzwerken angesehen.
Schon am Mittwochabend gab es Zweifel, ob es sich bei der Aufnahme wirklich um einen Wolf handelt. Das Landesamt für Natur und Umwelt (Lanuv) hatte keine Informationen zu einer möglichen Wolfssichtung in Duisburg, wie eine Sprecherin auf Nachfrage der Redaktion mitteilte.
Landesumweltamt appelliert: Wolfssichtungen melden
Generell gilt: Das Landesumweltamt appelliert, mögliche Beobachtungen von Wölfen in NRW zeitnah nach der Sichtung zu melden. Auch Videomaterial und Fotos können übermittelt werden, damit das Lanuv Wolfsnachweise in Nordrhein-Westfalen dokumentieren kann. Mögliche Hinweise auf die Tiere können per E-Mail (wolf_nrw@lanuv.nrw.de) oder telefonisch unter 02361 3050 gemeldet werden.
Im Anschluss an eine Meldung prüft das Amt gemeinsam mit den Experten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW), ob es sich wirklich um einen Wolf handelt.
Sofern Videomaterial vorliegt, wird das Verhalten des Tieres analysiert, erklärt die Sprecherin. Die Umgebung, Körpermerkmale und Haltung, wie sich das Tier bewegt – und viele weitere feste Kriterien werden bei der Überprüfung berücksichtigt. In einigen Fällen, etwa bei gerissenen Nutztieren, helfen DNA-Spuren.
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Wölfe in Duisburg? So viele Sichtungen gab es bislang
Das Landesumweltamt dokumentiert alle bestätigten Wolfsnachweise in einer geodaten-basierten Karte. Der erste Eintrag datiert aus dem Jahr 2009: Damals wurde im Kreis Höxter der erste durchziehende Wolf in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.
Und in Duisburg? Seit dem Start der Erfassung im Jahr 2009 hat es in Duisburg bislang nur einen einzigen bestätigten Wolfsnachweis gegeben: Eine Fotofalle hatte das Tier am 26. Februar 2018 dokumentiert. Damals hatte eine Wildtierkamera den Wolf in der Walsumer Rheinaue abgelichtet.
Nahe Duisburg, teilweise in der Nachbarstadt Dinslaken, gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Nachweise von Wölfen. So etwa im März 2023. Damals riss ein Wolf in Kempen ein Schaf und zwei Lämmer, ein weiteres Schaf wurde später notgeschlachtet.
Einen Monat zuvor starben in Dinslaken mehrere Schafe und eine Ziege nach einem Wolfsangriff. Im Februar und Dezember 2022 wurden Wölfe über Wild- und Nutztierrisse in Krefeld nachgewiesen, im Januar desselben Jahres gleich drei Tiere per Fotofalle in Dinslaken.
Für 2024 weist das Lanuv bislang keine Wolfsnachweise in der unmittelbaren Nähe von Duisburg aus. Lediglich die Wölfe in Mönchengladbach, Gelsenkirchen, Schermbeck, Hünxe und Voerde kamen Duisburg vergleichsweise nahe.
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Wölfe und der Mensch: Es kommt selten zu Begegnungen
Von einem wildlebenden Wolf geht in der Regel keine Gefahr für Menschen aus, erklärt das Lanuv. Wölfe sind von Natur aus vorsichtige Tiere, die normalerweise Begegnungen mit Menschen meiden. Sie interessieren sich schlicht nicht für Menschen – weder nehmen sie uns als Beutetiere noch als Artgenossen wahr.
Eine zufällige, direkte Begegnung von Mensch und Wolf ist sehr selten, da Wölfe den Menschen meist zuerst bemerken und sich dann nicht zeigen. Deutlich wahrscheinlicher ist aber, so wie bei der möglichen Sichtung in Duisburg, eine zufällige Beobachtung vom Auto aus, wenn ein Wolf etwa die Straße überquert. „Der Wolf hat vor einem Auto keine Scheu“, erklärt eine Lanuv-Sprecherin. Ein Fahrzeug werde demnach nicht mit dem Menschen in Verbindung gebracht.
>>> WÖLFE IN NRW
- In Europa kehrt der Wolf in alte Lebensräume zurück, in denen er seit fast 180 Jahren ausgestorben war. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es seit einigen Jahren wieder vereinzelte Hinweise auf durchziehende Wölfe.
- Aufgrund genetischer Nachweise geht das Landesumweltamt davon aus, dass in verschiedenen Landschaftsräumen in NRW seit dem Jahr 2018 einzelne Wolfsindividuen standorttreu geworden sind.
- Aus diesem Grunde wurde das erste Wolfsgebiet rund um Schermbeck im Kreis Wesel ausgerufen. Das Wolfsgebiet umfasst 1661 Quadratkilometer und beinhaltet auch Städte wie Bottrop oder Oberhausen.