Duisburg. Nach Unwettern wie in Duisburg laufen hunderte Notrufe bei der Feuerwehr auf. Welche Strategie sie fährt und warum sie nicht jedem helfen kann.
- Die letzten Unwetter in Duisburg haben für viele Feuerwehreinsätze gesorgt.
- Feuerwehrchef Oliver Tittmann erklärt, wann die Teams ausrücken – und wann nicht.
- Welche Strategie die Feuerwehr in Lagen fährt und wie man sich selbst im Vorfeld schützen kann.
Zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit hat sich eine Gewitterzelle über Duisburg ausgetobt. Es sind Großkampftage für die Feuerwehr, allein am Montag fuhren die Kameradinnen und Kameraden rund 75 Einsätze. Wie so eine Lage organisiert wird, welche Prioritäten gesetzt werden und was Duisburger selbst tun können, erklärt Feuerwehrchef Oliver Tittmann.
Braucht die Duisburger Feuerwehr mehr Spezialmaterial und Personal, um für künftige Unwetter gewappnet zu sein? „Nein“, sagt Feuerwehrchef Oliver Tittmann. „Egal, wie groß eine Feuerwehr ist, sie wird nie so groß sein, dass sie bei einem Unwetter alle Kunden in der ersten Stunde bedienen kann.“
Feuerwehr Duisburg arbeitet seit Kyrill in Lagen anders
Seit das Orkantief Kyrill 2007 über Europa wütete und auch in Duisburg die Lichter ausgehen ließ, habe sich die Feuerwehr auf eine dezentrale Organisation in solchen Lagen eingestellt, die auch diesmal gut funktioniert habe.
AfüSt heißt das System, die Abkürzung steht für Abschnittsführungsstellen und bedeutet, dass bei einer Lage die jeweiligen Einsatzleiter vor Ort entscheiden, in welcher Reihenfolge die Einsätze abgearbeitet werden, und nicht zentral die Einsatzleitstelle.
In Duisburg gebe es eine sehr leistungsstarke Feuerwehr, die am Montag per Vollalarm zum Einsatz gerufen wurde. 180 Kräfte kamen so zusammen, „im Grunde alle, die einen Meldeempfänger haben und loskonnten“, so Tittmann.
„Wenn 100 Leute gleichzeitig anrufen, ist Geduld gefragt“
Durch die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr sei sichergestellt, dass die Feuerwachen besetzt sind und zusätzlich aufkommende Einsätze wie Brände angegangen werden können.
In den sozialen Netzwerken berichteten einige, dass sie den Notruf der Feuerwehr nicht erreichen konnten. Dazu betont Tittmann, dass der Notruf immer besetzt sei, „aber wenn 100 Leute gleichzeitig anrufen, ist Geduld gefragt“. Die Leitstelle arbeite alle ab, nehme bei nassen Kellern aber nur die wichtigsten Daten auf und wende sich dann dem nächsten Anrufer zu.
Auch beim Feuerwehrchef stand das Wasser im Keller
„Ein richtiger Notruf etwa wegen eines Herzinfarkts oder eines Brandes darf uns nicht durchgehen“, betont der Feuerwehrchef und bittet um Verständnis, wenn sich mancher womöglich abgekanzelt fühlt. „Wir müssen Prioritäten setzen. Wasser im Keller ist zwar ärgerlich für den einzelnen, aber der Brand ist eiliger. Wir betreiben Gefahrenabwehr.“
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Tittmann selbst musste am Montag auch zum Lappen greifen und seinen Keller trocken legen. Zehn Zentimeter Wasser galt es, mühsam aufzunehmen und auszuwringen. Die Feuerwehr konnte ihm nicht helfen, weil ein paar Grundsätze gelten, auch für den Chef:
- Der Wasserstand: Die Feuerwehrpumpen funktionieren erst ab einem Pegel von etwa 20 Zentimetern, alles darunter muss mit Eimer und Lappen beseitigt werden.
- Elektrizität: Wenn das Wasser Steckdosen erreicht oder elektrische Geräte wie Kühlschränke im Wasser stehen: Nicht in den Keller gehen, weil die Gefahr eines Stromschlags besteht.
- Geduld haben: Viel Wasser, das von selbst ins Haus kommt, fließt auch von selbst wieder ab.
- Vorbeugung: Im Keller kann man vorbeugend am tiefsten Punkt eine Tauchpumpe installieren. Außerdem sollte man regelmäßig die Rückschlagklappe kontrollieren.
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Die Feuerwehr hat das Regenradar stets im Blick
Um sich auf Unwetter vorbereiten zu können, habe die Einsatzleitung das Regenradar stets im Blick. Beim Deutschen Wetterdienst sei zusätzlich immer ein Meteorologe vom Dienst ansprechbar. „Aber wenn sich eine Gewitterzelle spontan entlädt, hilft das leider nicht.“
Da diesmal auch in vielen Unterführungen das Wasser hoch stand, empfiehlt der Feuerwehrchef: Rechts ran fahren, Warnblinker an und warten. Die Abwasserkanäle können den Starkregen nicht sofort verkraften, aber oft sei der Weg schon nach einer halben Stunde wieder frei.