Duisburg. Der einzige Schreibwaren- und Lotto-Laden in Duisburg-Laar schließt bald. Das Traditionsgeschäft wird im Stadtteil fehlen. Noch gibt es Hoffnung.
Der kleine Schreibwarenladen von Ute Skelnik ist seit 18 Jahren ein verlässlicher und wichtiger Anlaufpunkt im servicearmen Stadtteil Laar. Hier, an der Florastraße, besorgen sich die Laarer und Laarerinnen Briefmarken, Grußkarten und Tabakwaren. Sie geben auf dem Weg zum Markt ihre Lottoscheine ab, kopieren ihre Unterlagen für das Jobcenter, nehmen Pakete in Empfang, lassen sich ihre Zeitschriften zurücklegen und kaufen DVG -Tickets. Doch damit könnte bald Schluss sein.
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Ute Skelnik geht zum Jahresende in den Ruhestand, und ihre Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für ihr 43 Quadratmeter großes Ladenlokal im Duisburger Norden gestaltet sich schwierig. Zwar sieht die Kaldenhausenerin durchaus Potential für den Schreibwarenladen und sein Konzept. Außerdem sei der Kopierer erstaunlich oft gefragt, so dass sich dieses Angebot noch weiter ausbauen ließe.
Aber Skelnik sagt auch ganz offen: „Der Laden ist eine Nebenexistenz, alleine davon leben könnte ich nicht.“ Sie ist von Hause aus Ökotrophologin, hat früher die technische Abteilung eines Altenheims geleitet und an Fachseminaren unterrichtet. Nach ihren Kindererziehungszeiten suchte sie den Neueinstieg ins Berufsleben und ergriff mit Ende 40 die Chance, Ladenbesitzerin zu werden.
Wichtiger Anlaufpunkt: Kleiner Stadtteil Duisburg-Laar droht Verlust des einzigen Schreibwarenladens
Zwar haben sich auf ihre Kleinanzeige schon einige Interessenten an ihrem Geschäft gemeldet, aber bisher war noch niemand dabei, der die Voraussetzungen erfüllen konnte. „Für die Lottoannahmestelle muss man eine dreitägige Fortbildung und eine Prüfung machen“, erklärt Ute Skelnik. Und ihr Mann Anton, der manchmal in dem Schreibwarenladen aushilft, fügt hinzu: „Natürlich braucht es auch ausreichende Deutschkenntnisse, ein polizeiliches Führungszeugnis und eine positive Schufa-Auskunft.“
Der Geschäftsfrau sind ihre Kunden im Laufe der Jahre sehr ans Herz gewachsen. „Wer ist denn jetzt schon wieder gestorben?“, hat sie manchmal teilnahmsvoll gefragt, wenn jemand eine Trauerkarten kaufte. Und sie hat sich herzlich mitgefreut, als sie einer Stammkundin einmal zwei Tage vor Heiligabend einen Lottogewinn von 7000 Euro anweisen konnte. „Man erfährt ganz schön viel über die Leute“, sagt sie, deshalb ist ihr Diskretion immer besonders wichtig gewesen.
Trotz Vorfreude auf den Ruhestand: Ladeninhaberin wird die Menschen aus Laar aber vermissen
Weil sie für ihre freundliche und doch zurückhaltende Art sehr viele positive Rückmeldungen bekommt und die Menschen in Laar bereits wissen, dass sie bald aufhört, ist sie im Moment ein bisschen nahe am Wasser gebaut. Zwar freut sie sich darauf, endlich mal in Urlaub fahren zu können, ohne eine Vertretung für ihr Geschäft zu brauchen. Und genug Zeit für ihren großen Garten zu haben. Einen VHS-Sprachkurs, um gemeinsam ihr Englisch aufzupolieren, haben sich die Skelniks auch schon fest vorgenommen. Aber bei all ihrer Vorfreude auf den Ruhestand: Ute Skelnik wird die Laarer vermissen. Das weiß sie jetzt schon.
Falls sie keine Nachfolge findet, wird ihr vielfältiges Angebot in dem strukturschwachen Stadtteil sehr fehlen. Schon viele ehemalige Ladenlokale sind in Laar ersatzlos zu Privatwohnungen umgewandelt worden.
>> Ladenlokal mit langer Tradition
- Der kleine Laden an der Florastraße 14, unweit des Marktplatzes, hat eine lange Tradition. Er war unter drei Geschäftsführerinnen insgesamt 37 Jahre lang als Schreibwarengeschäft aktiv.
- In den Siebziger- und Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts gab es an selber Stelle eine Modeboutique. Davor führten dort zwei Schwestern bis ins hohe Alter ein Hutmachergeschäft. Auch diese Damen waren immer bestens über ihre Kundschaft im Bilde, denn sie hatten in den Fünzigerjahren einen der ersten Telefonanschlüsse in Laar und überbrachten öfter dringende Nachrichten für ihre Nachbarn und für ihre Kundinnen.