Duisburg. Die kleine Mathilda aus Duisburg hat ein verformtes Gesicht. Eine Therapie kann helfen – aber die Kasse zahlt nicht, der Familie fehlt das Geld.

„Wir hatten direkt von Tag eins an das Gefühl, dass etwas nicht stimmt“, erzählt Natalia (29) aus Duisburg mit Fläschchen in der Hand und der kleinen Mathilda auf dem Schoß. Munter zappelt das sechs Monate alte Kind in den Armen seiner Mutter. Nur bei genauem Hinsehen erkennt man: Mathildas linke Gesichtshälfte ist verformt.

Die Stirn steht über dem linken Auge ab, das dadurch kleiner ist als das rechte. Zwar ist die Verformung nicht so stark ausgeprägt, dass sie gesundheitlich darunter leidet. Aber: Ob es in den kommenden Monaten schlimmer werden kann, ist schwer abzuschätzen. Die Verformung kann nur das Aussehen beeinflussen, es können aber beispielsweise auch Seh- und Gleichgewichtsstörungen und Kieferfehlstellungen auftreten.

Mathilda aus Duisburg braucht eine spezielle Therapie

Wie genau die Verformung entstanden ist, ist nicht ganz klar – die Ärzte vermuten, dass es während der Geburt oder kurz danach passiert ist, weil Mathilda zu lange auf einer Seite lag. Nichts Ungewöhnliches bei Neugeborenen, meist bilde sich sowas von selbst zurück, sagten die Ärzte. Als aber nach einigen Wochen keine Besserung in Sicht war, ging die Familie zum Neurochirurgen.

Der empfahl Physiotherapie und Osteopathie. Aber nichts davon schien zu helfen – eher im Gegenteil. Als Mathildas Kopf das nächste Mal gemessen wurde, hatte sich die Verformung sogar verschlimmert. „Man selbst sieht seine Kinder ja nicht wirklich wachsen“, sagt Natalia. Die dreifache Mutter habe die Verschlechterung deswegen gar nicht richtig wahrgenommen: „Mein Mann und ich waren schockiert.“

Der Neurochirurg sah nur noch eine Möglichkeit: Helmtherapie. Das heißt, Mathilda soll einen Helm tragen, auch Kopforthese genannt, der speziell auf ihren kleinen Kopf angepasst wird und die noch weichen Knochen wieder in die richtige Form und Position bringt.

Auch interessant

Helmtherapie ist keine Kassenleistung

Mithilfe des Helms könnte Mathildas Kopf nach drei Monaten ganz normal aussehen. Das Problem: Eine Helmtherapie ist keine Kassenleistung. Somit lehnte die Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme ab. In der Begründung hieß es: „Eine Übernahme der Kosten findet nur in Ausnahmefällen statt, bei denen die Werte deutlich höher ausfallen und Behinderungen absehbar sind.“

Die Krankenkasse riet zu Physiotherapie. „Aber wir haben doch schon alles probiert“, erklärt Natalia. Und je mehr Zeit vergeht, desto mobiler wird Mathilda. Sie immer wieder richtig hinzulegen, sei somit bald keine Lösung mehr. Für die Helmtherapie fehle der Familie aber das Geld.

Auch interessant

Mathilda bekommt ihren Helm: „Überwältigt von Anzahl und Höhe der Spenden“

Deswegen hat sie nach langer Überlegung einen Spendenaufruf gestartet. Natalias anfängliche Sorge vor Hassnachrichten habe sich glücklicherweise nicht bestätigt. „Die letzten Tage waren ein totales Auf und Ab“, erzählt die junge Mutter, „in einem Moment dachte ich: Schaffen wir das? Und im nächsten war ich sprachlos.“ Es gebe so viel Unterstützung von Freunden und Arbeitskollegen, alle teilen fleißig den Spendenaufruf: „Das zeigt: Man ist nicht immer allein.“

Das Spendenziel liegt bei 2500 Euro. 2100 Euro davon sind für die Helmtherapie. Der Rest soll für einen neuen Helm dienen – falls Mathilda zu schnell wächst. Das Ziel ist fast erreicht, Mathildas erster Helm bestellt. Aber nicht alle Hürden sind damit aus der Welt geschafft.

Zum einen hat Natalia die Sorge, dass Mathilda sich nicht gut an den Helm gewöhnt. Viele alltägliche Routinen fallen außerdem weg – den Kopf streicheln oder küssen. 23 Stunden am Tag muss Mathilda den Helm nämlich tragen, nur morgens und abends darf er für jeweils eine halbe Stunde zum Waschen oder Umziehen abgenommen werden: „Es ist dann nicht mehr so wie vorher.“ Zumindest eine Zeit lang.

>> Wer für Mathildas Behandlung spenden möchte, findet den Aufruf auf GoFundMe unter „Kopforthese für Mathilda“.