Duisburg. Die Stadtwerke Duisburg haben einem Vermieter eine zu hohe Gasrechnung geschickt. Statt der Korrektur kommt die Mahnung einer Inkasso-Firma.
Der Schock sitzt tief, seitdem Horst Becker das Schreiben der Inkasso-Firma in den Briefkasten geflattert ist. Die Duisburger Stadtwerke haben das Unternehmen beauftragt, eine offene Gasrechnung einzutreiben. Gut 5200 Euro inklusive Mahngebühren soll Becker zahlen. In einer Wohnung an der Turmstraße in Laar, die er und seine Frau Rita für die Altersvorsorge vermieten, sollen demnach die Bewohner von Februar bis Mitte Oktober 2023 entsprechend viel Gas für Heizung und Warmwasser verbraucht haben. Dabei stand die Wohnung größtenteils leer.
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Im fraglichen Zeitraum sei nur eine Freundin mit ihrem Enkelkind übergangsweise dort eingezogen, sagt Becker der Redaktion. Später haben er und seine Frau diese Wohnung neuvermietet. Seither liegen die beiden Eigentümer mit den Stadtwerken im Klinsch. „Von Februar bis Oktober hat niemand dort gewohnt“, so Horst Becker weiter. Für ihn sei es „unmöglich“, dass die Freundin und ihr Enkel so viel Gas verbraucht haben sollen. „Das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand“, ärgert er sich.
Vermieter ist geschockt über hohe Gasrechnung von den Stadtwerken Duisburg
Die Stadtwerke sehen das übrigens genauso. Das hätten ihm bislang die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Versorgers am Telefon mehrfach bestätigt. Mit dem Versprechen einer korrigierten Rechnung, so schildert es der Vermieter aus Laar, sei er immer verabschiedet worden. Ausnahmslos. Doch die richtige Rechnung kam und kam nicht. Auch nicht, als er vor Monaten sogar eine Mail samt Foto vom aktuellen Zählerstand an die Stadtwerke schicken ließ. „Alle waren immer freundlich, kommen aber wohl nicht weiter“, schildert er seine dutzenden Erfahrungen mit dem Kundenservice.
„Ich habe bestimmt mit 20 verschiedenen Leuten gesprochen“, und auch eine Mitarbeiterin seiner Firma hat ihn dabei unterstützt, die Angelegenheit zu klären. Als die Sommerferien begannen, war Horst Becker überzeugt, dass die korrekte Rechnung nach dem Ende der Urlaubszeit kommen würde.
Statt dessen kam die Forderung der Inkasso-Firma. „Ich war geschockt. Ich konnte schon nicht mehr pennen.“ So groß waren seine Sorgen und das Gefühl der Hilflosigkeit. Zumal erneute Anrufe, alle wieder penibel mit den Namen der Ansprechpartner dokumentiert, auch nicht fruchteten. Die zentrale Schlichtungsstelle Energie hat der Duisburger daraufhin eingeschaltet, doch eine schnelle Lösung erwies sich als unwahrscheinlich.
Jetzt gibt‘s endlich eine Lösung – nach zehn Monaten
Erst eine Anfrage dieser Redaktion bei den Stadtwerken führte zum Erfolg. „Die zuständige Fachabteilung hat den Fall geprüft, mit Herrn Becker Kontakt aufgenommen und eine korrigierte Schlussrechnung ist bereits auf dem Postweg zu ihm“, antwortet uns Unternehmenssprecher Felix zur Nieden.
Im vorliegenden Fall gab es demnach das Problem, dass im Oktober 2023 „kein eindeutiger Zählerstand mitgeteilt“ wurde und dass „Schlussrechnungen nicht aufgrund unbestätigter Zählerstände erstellt werden dürfen“. Der Nachweis für den von den Beckers selbst abgelesenen Zählerstand ist erst am 28. Mai per Mail eingegangen. „Eine Rechnungskorrektur wurde in der Folge angestoßen“, betont Felix zur Nieden, verweist allerdings auf „diverse Rückstände in der Rechnungsbearbeitung“ und auf dadurch „weiterhin verlängerte Bearbeitungszeiten“.
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Trotzdem hätte der Mahnbrief der Inkasso-Firma nicht geschickt werden sollen, räumt der Stadtwerke-Sprecher ein. „Zwar wurde die Rechnungskorrektur veranlasst, allerdings wurde keine Mahnsperre gesetzt.“ Für diesen Fehler möchten sich die Stadtwerke bei Horst Becker „in aller Form entschuldigen“.
Diese Entschuldigung nimmt der Laarer liebend gerne an und ist froh, dass dieses unschöne Kapitel endlich beendet ist. Nicht durch seine hartnäckigen Anrufe, wie er betont, sondern nur mithilfe seiner Tageszeitung – „davon bin ich fest überzeugt“.
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>> Die Stadtwerke arbeiten „am absoluten Limit“
- Dass Duisburgerinnen und Duisburger falsche Rechnungen von den Stadtwerken bekommen haben, ist kein Einzelfall. Die Stadttochter begründet dies mit Auswirkungen der Corona-Pandemie. Damals konnten keine Zählerstände abgelesen werden, weshalb der Verbrauch geschätzt wurde.
- Erst neuerdings werden wieder tatsächliche Zählerstände erfasst. Das verursache einen erheblichem Korrekturbedarf alter Rechnungen und bindet Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
- „Wir arbeiten seit mehr als zwei Jahren am absoluten Limit und an der Bewältigung einer Ausnahmesituation. Für viele Kundinnen und Kunden sind verlängerte Wartezeiten ärgerlich. Wir wissen das und entschuldigen uns dafür. Wir bitten um Verständnis, dass es aktuell deutlich länger dauert bei der Bearbeitung von Rechnungen und Rechnungskorrekturen“, erklärte Maike Tönnißen bereits im April. Sie ist Abteilungsleiterin bei den Stadtwerken und für die Abrechnung zuständig.
- Um diesem Rückstau zu begegnen, haben die Stadtwerke inzwischen mehr Personal eingestellt und den Online-Kundenservice ausgebaut.