Duisburg. Nina Kremer führt in Duisburg ihren eigenen Autoteilehandel. Was ihren Laden so besonders macht und welchen Vorurteilen sie ausgesetzt war.
Alles begann mit einem VW Lupo. Und einem Traum. „Das war mein erstes Auto, und ich wollte das Dach unbedingt in Leo-Optik folieren“, grinst Nina Kremer, „den Wunsch nach einem Leo-Auto habe ich heute noch.“ Die junge Frau sitzt an ihrem Schreibtisch, um sie herum Bilder, viel Pink, eine VW-Uhr, natürlich. Nina Kremer ist Autoteilehändlerin, ein Paradiesvogel in einer Männerdomäne, mit Leib und Seele. Wie kam das denn?
Gelernt hat die Duisburgerin nach der Schule den Beruf der Dekorateurin, und während sie so lernte und arbeitete, hat sie immer an ihrem eigenen Auto „herumgepopelt“, sagt sie, „so bin ich halt aufgewachsen.“ Nach der Ausbildung kommt sie ins Grübeln. „Warum nicht meine Leidenschaft zum Beruf machen?“
Achtung, Romantik: Wie Nina Kremer zu ihrem Duisburger Autoteilehandel kam
Gesagt, getan – übrigens ein Leitspruch, der für Kremer und ihren Betrieb heute noch gilt – sie fängt als Angestellte in einem Autoteilehandel an. „Über die Jahre hab ich mich da so zum Chef für Arme hochgearbeitet“, aber irgendwann passte es nicht mehr. „Da habe ich mir gedacht: Eigentlich kannst du das ja auch selber machen.“
Dass sie ihren eigenen Autoteilehandel heute auf dem Gelände der ehemaligen Kemper-Drahtwerke hat, ist eine Fügung des Schicksals. „Achtung, jetzt wird’s romantisch“, warnt Nina Kremer und grinst wieder. So vernarrt in Autos der Marke VW wie sie nun mal ist, entdeckt sie einen abgerockten Golf 4, der auf das Gelände fährt. „Ich hab mich gefragt, was hier überhaupt ist und bin dem Auto bis ganz ans Ende der Straße gefolgt.“ Sie kommt ins Gespräch und erfährt, dass alle Hallen vermietet sind – mit einer Ausnahme. Und hier kommt die versprochene Romantik.
Diese eine Halle, die Nina Kremer sofort mietet, trägt im Dach die Uhr des alten Drahtwerks. Und die ist genau um 11 Uhr stehen geblieben. „Elf, das ist meine Zahl“, schwärmt die Autoteilehändlerin, „die schönen Dinge in meinem Leben haben immer mit der Elf zu tun.“ Unter diesem schicksalhaften Vorzeichen kann Kremers Unternehmung ja nur gut gehen, und vor zwei Jahren, am 1. August 2022, ist es so weit: Der eigene Autoteilehandel eröffnet.
Als Frau im Autoteilehandel: „Och, ich hab Sie gar nicht gesehen“
Und dann sitzt Nina Kremer da, als Chefin in einem Metier, das noch heute eine echte Männerdomäne ist. „Am Anfang hatte ich schon sehr zu kämpfen, es war hart“, erinnert sie sich, „als Frau, und dann noch mit Fingernägeln.“ Nina Kremer lässt die schwarzen Krallen blitzen. Oft genug sei sie einfach ignoriert worden, die Kunden hätten zielstrebig auf den männlichen Mitarbeiter zugesteuert. „Wenn ich mich dann zu erkennen gegeben habe, hieß es oft bloß: ‚Och, ich hab Sie gar nicht gesehen.‘“
Diese Probleme gehören aber längst der Vergangenheit an. „Ich fühl‘ mich hier sauwohl, und ich brauch‘ das auch, dieses Raue, mit Ecken und Kanten. Mit so Bürotussis könnte ich nicht arbeiten.“ Die Herzlichkeit, man könnte auch sagen: das typisch Duisburgerische, spürt man bei Nina Kremer an jeder Ecke.
Nina Kremer ist Spezialistin für schwierige Fälle
Egal ob die Kunden Kfz-Mechaniker sind oder Privatleute, es gibt ein herzliches Hallo und oft auch einen Kaffee, ein Quätschken, bevor es ans Eingemachte geht. Und das Eingemachte, das ist Nina Kremer am liebsten. „Geht nicht, gibbet nicht“ hat sie sich auf die Fahnen geschrieben. „Gewisse Sachen haben wir natürlich da. Aber ich steh‘ besonders auf die Spezialfälle. Wenn Leute schon überall waren und Absagen gekriegt haben, dann wird bei mir der Ehrgeiz geweckt.“
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Es bleibt also festzuhalten: Autoteile Kremer ist kein gewöhnlicher Handel. Sieht man schon daran, dass Nina Kremer auch T-Shirts, Energydrinks und Duftbäume mit eigenen Logos verkauft. „Das sollte nie ein typischer Laden werden“, sagt sie. Das ist der Chefin ganz eindeutig gelungen.
>> FEIER ZUM ZWEIJÄHRIGEN GEBURTSTAG
- Autoteile Kremer liegt an der Düsseldorfer Straße 387 und hat montags bis freitags von 8.30 bis 17 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 13 Uhr.
- Am Sonntag, 29. September, lädt Nina Kremer alle, die Lust haben, zwischen 10 und 15 Uhr zur Geburtstagsparty ein.
- Bei Wurst und Getränken, unter anderem das benachbarte „Rheingold Bier“, ist ein „entspanntes Treffen von Jung und Alt“ geplant – ganz sicher auch mit leidenschaftlicher Fachsimpelei über Autos.