Duisburg. Die erste von zwei neuen Gesamtschulen in Duisburg entsteht in Röttgersbach. So sieht das innovative Konzept für die Anne-Frank-Schule aus.

Der Bau der ersten von zwei neuen Gesamtschulen in Duisburg nimmt jetzt Gestalt an. Am Donnerstag wurde der Grundstein gelegt für den Neubau der Anne-Frank-Gesamtschule. Die sechszügige Schule soll in zwei Jahren in Betrieb gehen und den eklatanten Mangel an Schulplätzen im Stadtnorden beheben. Die Stadt investiert dort rund 80 Millionen Euro.

Neue Anne-Frank-Gesamtschule: Überraschung bei Erdarbeiten im Duisburger Norden

Die Bau-Truppe von Generalunternehmer MBN (Essen) werkelt bereits am Erdgeschoss, über dem sich zwei Baukräne drehen. Die Ausschachtungen begannen im Februar mit einer Überraschung, als dabei Reste eines historischen Ziegelhauses aus dem 18. Jahrhundert zutage traten.

Grundsteinlegung für die Anne-Frank-Gesamtschule in Röttgersbach: Oberbürgermeister Sören Link und Thomas Krützberg (Geschäftsführer Schulbaugesellschaft), mit Bildungsdezernentin Astrid Neese und WBD-Chef Thomas Patermann (v.l.n.r.)
Grundsteinlegung für die Anne-Frank-Gesamtschule in Röttgersbach: Oberbürgermeister Sören Link und Thomas Krützberg (Geschäftsführer Schulbaugesellschaft), mit Bildungsdezernentin Astrid Neese und WBD-Chef Thomas Patermann (v.l.n.r.) © Stadt Duisburg | Tanja Pickartz

Bestätigt hat sich die Vermutung, dass es sich bei um einen metallverarbeitenden Betrieb handelte, in dem offenbar Erz verhüttet wurde. Welche Metalle dort gewonnen wurden, soll nun eine Schlacken-Analyse klären. Mittlerweile sind die Funde dokumentiert und gesichert.

Schulbaugesellschaft setzt ihr erstes Neubauprojekt um

„Wir sind erleichtert, dass keine größere Verzögerung der Bauarbeiten eingetreten ist“, sagt Robin Eckardt, Geschäftsführer der Schulbaugesellschaft Duisburg (SD). Als Bauherr setzt die SD ihr erstes Neubau-Projekt um seit der Aufnahme des operativen Betriebs Anfang 2021.

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Auch Schulleiter Jörg Heinrichs und seine Stellvertreterin Nicole Dubois waren mit einigen Schülern gekommen, die beim Einmauern der Grundstein-Dokumente kräftig mithalfen. Am Mittwoch hatten sie ihren ersten Schultag in der neu gegründeten Anne-Frank-Gesamtschule, die bis zum Umzug nach Röttgersbach in der ehemaligen Comenius-Schule in Hamborn untergebracht ist.

Architekten: Planung für neueste pädagogische Konzepte

Der Entwurf für die neue Schule stammt von Ana Sánchez und Kerstin Strobel vom Düsseldorfer Büro RKW+. „Wir haben zuvor bereits vier weitere Schulen entworfen“, berichten die beiden Architektinnen. „Der Neubau bietet die Möglichkeit, auf der Grundlage des Raumprogramms der Stadt eine Schule nach modernen pädagogischen Gesichtspunkten zu planen.“

Die Schule selbst konnte nur wenig Einfluss auf die Architektur nehmen – als sich vor einem Jahr das Gründungsteam der Anne-Frank-Gesamtschule fand, stand der Entwurf bereits.

So entsteht ein kompaktes Gebäude mit 24.500 Quadratmetern Nutzfläche, in dem künftig bis zu 1300 Schülern lernen werden. Auf dem Areal der vormaligen Anne-Frank-Hauptschule, die 2022 abgerissen wurde, ist eine Vierfach-Turnhalle mit 350 Tribünenplätzen vorgesehen.

So soll die neue Anne-Frank-Gesamtschule bei ihrer Eröffnung in zwei Jahren aussehen. In Röttgersbach sollen künftig bis zu 1300 Schülerinnen und Schüler lernen.
So soll die neue Anne-Frank-Gesamtschule bei ihrer Eröffnung in zwei Jahren aussehen. In Röttgersbach sollen künftig bis zu 1300 Schülerinnen und Schüler lernen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Photovoltaik-Anlage, Gründach und viele Fahrrad-Parkplätze

Die Schule bekommt neben Aula und Pausenhalle eine Mensa für 45 Klassen sowie diverse Mehrzweck-Areale. „Das Konzept setzt auf teiloffene Lern-Landschaften, die eine Umsetzung neuer pädagogischer Konzepte ermöglichen“, erläutern die Architektinnen.

Standards der Dt. Gesellschaft für nachhaltiges Bauen sind Richtschnur der Planung: Zur Energieversorgung gibt’s eine Photovoltaik-Anlage, ein Gründach fürs Mikroklima. Fahrrad-Parkplätze sollen dazu animieren, das Eltern-Taxi in der Garage zu lassen.

Neubau beendet vier Jahrzehnte Schulbau-Stillstand

Mit der Anne-Frank-Schule endet – abgesehen vom Neudorfer Berufskolleg-Zentrum (eröffnet 2011) – ein 40-jähriger Schulbau-Stillstand bei der Stadt Duisburg. Zuletzt wurde 1984 der Grundstein für die Grundschule Brückenstraße in Hochfeld gelegt. „Es ist deshalb ein mehrfacher Grund zur Freude“, sagt OB Sören Link, „eine große Lücke wird geschlossen, besonders im Norden brauchen wir Gesamtschulplätze.“

„Es ist eine Chance, mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen“, findet Schuldezernentin Astrid Neese, ihr Vorgänger Thomas Krützberg, nun SD-Geschäftsführer, verweist auf weitere 17 Projekte zum Um-, Aus- und Neubau von Schulen in Duisburg.

„Ein guter Klassenraum ist wie ein zusätzlicher Pädagoge.“

Krützberg zitierte die ebenfalls anwesende Ratsfrau und langjährige Schulleiterin Barbara Laackmann (Linke): „Ein guter Klassenraum ist wie ein zusätzlicher Pädagoge.“ Die SD werde, soweit möglich, die Schulgemeinden in die Planung einbeziehen.

Die neue Immobilienabteilung der Wirtschaftsbetriebe (vormals IMD) übernimmt in zwei Jahren die Schule. Die 80 Millionen Euro Baukosten seien gut investiertes Geld, findet WBD-Chef Thomas Patermann: „Es dient der Ausbildung der Kinder und Jugendlichen, die unsere Zukunft gestalten sollen.“

>> ZWEITE NEUE GESAMTSCHULE IN WANHEIMERORT

  • Eine zweite neue, ebenfalls sechszügige Gesamtschule plant die SD auf den ehemaligen Didier-Gelände an der Düsseldorfer/Ecke Kulturstraße in Wanheimerort.
  • Auch sie entsteht nach einem Entwurf der RKW+-Architekten, der sich in einem Wettbewerb durchgesetzt hat. Er setzt auf separate „Lernhäuser“.
  • Bis zum Jahresende soll der Auftrag an einen Generalunternehmer vergeben sein, nach dem für den Frühjahr geplanten Baubeginn soll auch dort Sommer der Grundstein gelegt werden. Zum Schuljahr 2027/28 soll die Schule in Betrieb gehen.