Duisburg. Wanheimerort bekommt eine neue Schule. Planer stellen das besondere Konzept vor. Was Schüler erwartet und wann eine Fertigstellung geplant ist.
Auf dem Gelände der ehemaligen Didier-Werke entstehen momentan ein neuer Baumarkt und eine Waschstraße. Daneben soll bald eine neue Gesamtschule gebaut werden. Fast 127 Millionen Euro kostet die Bildungseinrichtung, die künftig von rund 1300 Jugendlichen besucht werden soll. Nun wurden den Bezirkspolitikern erstmals Ansichten der Schule präsentiert.
Architekt Dirk Tillmann vom Büro „RKW Architektur“ und Martin Kurscheid von der Schulbaugesellschaft Duisburg gewährten Einblicke, wie wandelbar das Gebäude in der Zukunft sein könnte und was sie zusätzlich für die Wanheimerorter bieten soll. Fest steht nämlich: Zusätzlich zum Schulbau wird auch in die umliegende Infrastruktur wie Straßenbahnhaltestellen, Fahrradwege und Parkplätze investiert. Gerade bei letzteren hatten die Bezirkspolitiker bei der Präsentation allerdings viele Nachfragen. Eine Übersicht über die verschiedenen Diskussionspunkte.
Warum braucht Duisburg-Wanheimerort eine neue Gesamtschule?
Duisburg braucht dringend mehr Schulplätze. Sechs Klassen pro Jahrgang sind geplant. 100 Lehrer sollen die Jugendlichen unterrichten, die vor allem aus Hochfeld, der Innenstadt, aber auch teilweise aus dem Duisburger Süden nach Wanheimerort pendeln sollen. Die umliegenden Gesamtschulen sind stark nachgefragt.
Wie soll die Schule aussehen?
Die Fassade mit sogenannter Keramikstein-Verkleidung soll an die frühere Nutzung durch die Didier-Werke erinnern. „Die Materialwahl spielt dabei auf die vorherige Nutzung des Areals durch die Didier Werke an. Diese produzierten hier überwiegend keramische Feuerfestmaterialien“, erklärt Architekt Dirk Tillmann.
Ansonsten dominiert Glas das Bild der modernen Schule. Die Dächer sollen begrünt, außerdem soll eine Photovoltaik-Anlage installiert werden. Die dafür vorgesehene Fläche umfasst 5000 Quadratmeter. Damit sich die Klassenräume durch die Glasfassade nicht unerträglich aufheizen, werde an entsprechenden Sonnenschutz gedacht, etwa in Form von Aluminiumlamellen.
Die Räume werden mit Leichtbau-Trennwänden abgeteilt. Das biete den Vorteil, so die Fachleute, dass Grundrisse später angepasst werden können, wenn sich in Jahrzehnten zum Beispiel die Zahl der Schüler verändert. „Die Nachhaltigkeit eines Gebäudes beschränkt sich nicht nur auf technischen Aspekte, sondern beinhaltet auch die Entwicklungsmöglichkeit der Gebäude. So entstehen Gebäude, die losgelöst von ästhetischen Belangen in der fernen Zukunft nicht neugebaut werden müssen, sondern verändert werden können“, begründet Tillmann die Überlegungen. Der Schallschutz sei trotz Leichtbauweise gegeben.
Neben Klassenzimmern seien auch Räume vorgesehen, in denen sich die Schüler zum Lernen treffen können. Außerdem soll es eine Bibliothek geben, Hauswirtschaftsräume samt Küche und eine Fünffach-Sporthalle. Ein Schulgarten werde ebenfalls angelegt und der Schulhof unterteilt sich in Spielflächen, aber auch ein sogenanntes grünes Klassenzimmer, in dem unterrichtet wird oder beispielsweise Aufführungen möglich sind.
Wird es genügend Schultoiletten geben?
Die Frage beantwortet Architekt Dirk Tillmann eindeutig mit „Ja“. Pro 90 Schüler seien WC-Anlagen vorgesehen. Diese würden dezentral angeordnet und nicht mehr gesammelt auf dem Schulhof. Das soll dafür sorgen, dass die sanitären Einrichtungen nicht direkt wieder verdreckt werden. Auch in der Sporthalle und in der Mensa werde es ausreichend Klos geben.
Welche Vorteile bringt die Schule dem Stadtteil?
In der Sporthalle können nach Schulschluss auch andere Vereine trainieren. Die Empore bietet Platz für bis zu 350 Zuschauer. Die Aula soll ebenso extern genutzt werden können. Veranstaltungen für 550 Personen sind möglich.
Mit welchem Verkehrskonzept wird die Schule angebunden?
Die Planer setzen darauf, dass viele Schülerinnen und Schüler mit der Straßenbahn anreisen oder direkt das Fahrrad nehmen. 200 Stellplätze für Fahrräder sind vorgesehen. Außerdem werden die Haltestellen Grunewald und Kulturstraße umgebaut. An der Gießingstraße könnte eine Haltestelle für Schulbusse errichtet werden.
Zusätzlich sind rund 110 Pkw-Stellplätze vorgesehen. Laut aktueller Stellplatzrichtlinien würden auch 60 Parkplätze ausreichen, betonen die Experten. Die 110 Plätze seien auch deshalb vorgesehen, weil die Sporthallen und auch die Aula außerhalb des Schulbetriebs genutzt werden sollen.
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CDU-Bezirkspolitiker Martin Schumacher glaubt dennoch nicht daran, dass die 110 genug sind. Seiner Erfahrung nach kommen ältere Schüler zunehmend mit eigenen Pkw. Joachim Schneider (CDU) pflichtete ihm bei, dass gerade bei überregional bedeutsamen Sportveranstaltungen in den Hallen, viele mit dem Pkw kommen. Die Planer verweisen allerdings darauf, dass zu den Randzeiten gegebenenfalls auch die Stellplätze des benachbarten Baumarktes mitgenutzt werden können.
Wann soll die Schule eröffnet werden?
Stadtsprecher Max Böttner erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wenn es gelingt, die Vergabe noch in diesem Jahr abzuschließen, könnte mit den ersten Arbeiten auf dem Grundstück frühestens gegen Ende des ersten Quartals 2025 begonnen werden. Mit einer Fertigstellung des Baus ist allerdings nicht früher als 2027 zu rechnen – wenn alles glattläuft.“ Starten soll die Schule mit Fünftklässlern und dann „hochwachsen“. Im Norden, wo gerade die Anne-Frank-Schule in Betrieb gegangen ist, gibt es eine so genannte Vorgründung. Wenn das Gebäude fertig ist, ziehen die Jugendlichen in den Neubau. Böttner: „Eine mögliche Vorgründung wird aktuell für den Standort der Gneisenaustraße in den Blick genommen.“