Duisburg. Zwischen Party und Pogo gibt‘s im Rheinpark auch politische Debatten – über Häuserräumungen zum Beispiel. So geht‘s am Samstagnachmittag weiter.
Das „Fest der Vielen“ im Duisburger Rheinpark begrüßt die Besucher in diesem Jahr mit besonderen Straßenschildern: „Achtung, Kurve nach rechts“, mahnt eines der Zeichen und meint damit keinesfalls nur Verkehrsregeln. Auf einem anderen heißt es: „Solidarität. Anerkennung. Empathie“ oder „Zwangsräumungen stoppen“: Willkommen auf Duisburgs politischstem Musik-Festival.
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Noch bis Samstagabend gibt‘s in Hochfeld (internationalen) Sound und Debatten mit Blick auf den Rhein. Zwar bedauern einige, dass mit dem Hafenfest und dem Fest der Vielen „alle coolen Veranstaltungen wieder einmal parallel stattfinden.“ Doch trotz Überschneidungen sind schon dutzende Zuschauer am frühen Freitagabend in den Rheinpark gekommen.
Gefeiert wird übrigens auch die Kiez-Kultur: Zahlreiche Initiativen und Vereine aus Hochfeld haben Stände aufgebaut. Marcel Thelen, Betreiber der Werkstatt „Zündfunke“, hat ein paar gemütliche Sofas parat gestellt und eine Kaffeemaschine mitgebracht. „Sonst sind wir immer auf dem Platzhirsch gewesen, aber das findet dieses Jahr ja leider nicht statt.“ Also kredenzt er den Besuchern nun hier ihren Kaffee und freut sich auf die Begegnungen.
Auch für Manuel „Manolo“ Luckfiel ist es Ehrensache, dass sich die „Schraubbar“ am Festival beteiligt. Wer mit dem Rad anreist und Service braucht, kann bei ihm und den anderen vorfahren. Kassenschlager ist die „I love Duisburg“-Klingel. „Wir fühlen uns mit Hochfeld verbunden.“ Und der eine oder andere Besucher lernt die Mischung aus Bar und Fahrradwerkstatt vielleicht sogar zum ersten Mal kennen.
Fester Bestandteil der Hochfelder Szene ist längst auch das Syntopia geworden. Der Stadtteil- und Projekt-Laden, der etwa Raum für Veranstaltungen, eine solidarische Küche oder Hausaufgabenhilfe bietet, wird in diesem Jahr zehn Jahre alt. Auf einem Banner sprechen sich die Macher gegen „Rheinort“ aus, das am Rande des Rheinparks entstehen soll. Viele Hochfelder befürchten, dass das neue Wohnquartier nicht zu ihrem Stadtteil passt.
Anna Irma Hilfrich zeigt in einer Jurte ein anderes Wohnungsproblem in Hochfeld. Seit Jahren begleitet die Filmemacherin die Häuserräumungen der Task Force mit der Kamera. „Mittlerweile zeigen wir die Filme nicht nur in Hochfeld, sondern auch überregional. Wir wollen auf das Thema und die Situation aufmerksam machen und Druck erzeugen, dass sich etwas verändert“, sagt sie. Anna Irma Hilfrich findet schon, dass so ein Festival ein passender Ort ist, damit sich möglichst viele Gedanken machen können.
Die Party kommt dennoch nicht zu kurz. Vor allem der Haupt-Act am Freitag, die Reggae-, Ska-, Punk-Rock-Band „Jaya the cat“, weiß, wie sie die Besucher zum Hüpfen bringt. Zu vorgerückter Stunde entern einige Zuschauer die Bühne und tanzen um die Musiker herum. Als Special Effects gibt‘s Seifenblasen.
Lars Hoffmann und seine Frau Sabrina haben viele Jahre in Duisburg gewohnt. Das Festival ist für sie ein schöner Anlass, mal wieder zurück zu kehren. Inzwischen wohnen sie in Wuppertal, doch sie finden: „Pott ist anders, hier gibt es noch echte Typen. Das ist schön.“
Am Samstag wird das Festival fortgesetzt. Das Programm startet ab 15 Uhr. Unter anderem treten „Adir Jan“, Hakan Vreskala und „Oh Voyage“ auf. Für Kinder wird eine Hüpfburg aufgebaut und das Spielmobil kommt vorbei.
>> IGA-Planung: Wie geht‘s mit dem Festival weiter?
Wie geht es im nächsten Jahr mit dem „Fest der Vielen“ weiter? In den nächsten Monaten sollen die Vorarbeiten für die Internationale Gartenausstellung im Rheinpark stattfinden. „Es soll ein Gespräch im Herbst geben, bei dem geschaut wird, wo das Fest weiter stattfinden kann“, erklärt Lena Wiese vom Verein für die solidarische Gesellschaft der Vielen, der das Fest veranstaltet.
Sie und die anderen, die die Veranstaltung ehrenamtlich stemmen, sind mit der Resonanz am Freitag zufrieden. „Der Platz war trotz Regen voll und es waren mehr Leute da als im vergangenen Jahr.“