Duisburg. Der Chef eines beliebten Duisburger Cafés will in Rente gehen, setzt Nachfolgern aber Ansprüche. Eine Idee für seinen Laden fällt direkt durch.

Nur wenig passt zwischen Reinhard Pospiech und seine schwarz-goldene Röstmaschine von Giesen. Im wörtlichen Sinn, weil es recht eng wird zwischen der Apparatur, Theke und Küchentür in der Duisburger Rösterei Caffé Strada. Aber auch im übertragenen, weil die beiden seit vielen Jahren gemeinsame Wege gehen und sich gegenseitig von der Rente abhalten.

Pospiech hat 2012 sein eigenes Café am Alfred-Hitz-Platz in Bergheim eröffnet und betreibt seitdem die einzige Rösterei im Duisburger Westen. Dort treffen sich nicht nur die Aromen von Kaffee und Rotwein, Spiegelei und Bratwurst, sondern auch viele Menschen aus dem Stadtteil und der Umgebung. Damit das so bleibt, müssen die Kunden jetzt aber auf eifrigen Röst-Nachwuchs hoffen.

Einzige Rösterei im Duisburger Westen: Nachfolger soll Ausstattung übernehmen

Der Café-Chef ist inzwischen 68 Jahre alt und damit so reif für den Ruhestand wie seine Kaffeebohnen fürs Rührwerk nach 18 Minuten Röstung. Seit eineinhalb Jahren sucht Pospiech nach einem Nachfolger, bisher ohne Erfolg. „Es gab ein paar Interessenten, die aber entweder die falschen Vorstellungen für den Laden hatten oder mit denen wir uns nicht über die Ablöse einig wurden.“

Reinhard Pospiech an seiner Röstmaschine: An zwei Punkten seien die Gespräche mit möglichen Nachfolgern bisher gescheitert.
Reinhard Pospiech an seiner Röstmaschine: An zwei Punkten seien die Gespräche mit möglichen Nachfolgern bisher gescheitert. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Den zuletzt genannten Punkt, an dem die Gespräche bislang gescheitert sind, hat Pospiech schnell erklärt: „Ich verschenke den Laden nicht und gebe ihn auch nur mit der kompletten Ausstattung ab.“ Ein neuer Betreiber muss also bereit sein, unter anderem mehrere Gefrier-, Getränke- und Lebensmittelkühlschränke, zwei Froster, einen Gasherd und die große Röstmaschine zu übernehmen.

Rösterei-Chef schwärmt von Stammkunden: „Sind treu und benehmen sich immer super“

Die räumlichen Bedingungen seien jedoch gut, findet der 68-Jährige. Es gibt einen 24 Quadratmeter großen Gastraum, in den neben der Theke sechs Tische mit Stühlen und ein Hochtisch Platz finden. Daran grenzt eine Küche samt Lagerraum an.

Draußen stehen weitere drei bis vier Kaffeetische. Von außen lassen sich zwei Toilettenräume betreten, an die ein weiterer großer Lagerraum für den Betreiber anschließt.

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Auch wirtschaftlich sei der Standort attraktiv. Viel Laufkundschaft gibt es dort zwar nicht, abgesehen von Tagen, an denen der Wochenmarkt stattfindet. „Dafür übernimmt der Nachfolger viele Stammkunden, die treu sind und sich immer super benehmen.“

Pospiech habe mit dem Eigentümer, dem Immobilien-Management Duisburg, über die künftige Miete gesprochen: „Der Nachfolger muss keine starken Preiserhöhungen befürchten.“ Außerdem müssten neue Betreiber nicht bei Null anfangen, „denn wenn man weiter die selbst gerösteten Kaffeebohnen verkauft, hat man alleine schon 50.000 Euro in der Tasche“.

Nachfolger gesucht: Café-Betreiber hat einige Ansprüche

Worauf sich Interessenten aber einstellen müssen: „Essensmäßig können die Betreiber hier machen, was sie wollen. Aber die Rösterei soll weitergeführt werden, denn ich will meine Stammkunden gut versorgt wissen.“ Damit ist Pospiech beim ersten, durchaus komplexeren Punkt, bei dem sich der Chef mit Anwärtern auf seinen Posten bisher nicht einig wurde.

Ein Interessent habe den Namen des Cafés ändern wollen. Davon ist Reinhard Pospiech wenig begeistert: „Caffé Strada ist sehr bekannt, viele suchen im Internet danach. Ich würde den Namen also nicht ändern.“ Er rät auch davon ab, dort eine Kneipe zu eröffnen: „Eine alteingesessene Kneipe ist direkt nebenan.“

Pizzerien und Dönerläden hätten es an diesem Standort erfolglos versucht. Und einem Vorschlag erteilt der 68-Jährige sofort eine Absage: „Wer hier eine Shisha-Bar oder Teestube eröffnen will, kann direkt wieder gehen.“

Café-Chef will Nachfolger das Kaffeerösten beibringen

Am liebsten wäre ihm also, wenn der Laden so weiterläuft wie jetzt, nur eben mit neuen Kräften. Pospiech bietet an, dem Nachfolger die Röstkunst beizubringen. Große Vorerfahrungen seien nicht nötig, „aber wer rösten will, sollte nicht farbenblind sein und genug Ruhe mitbringen“, erklärt er das Jobprofil.

Geduld ist wichtig, weil Pospiech viel Wert auf die richtige Röstzeit legt und die Bohnen länger durch die Trommel seiner Maschine jagt als die Supermarkt-Konkurrenz. In der Großindustrie werde 120 Kilo Kaffee in etwa sechs Minuten bei bis zu 440 Grad geröstet. „Wir machen sechs bis 15 Kilo in 16 bis 20 Minuten, dafür nur mit 195 bis 220 Grad.“

Das sei der entscheidende Unterschied, „denn vom Industriekaffee trinkt man drei Tassen und bekommt davon Sodbrennen, sowas gibt es bei uns nicht“.

Vom Handwerker zum Kaffee-Experten: So eröffnete Pospiech sein Café

Ein Ausbildungsberuf ist der des Kaffeerösters nicht – wie man an der Laufbahn des heutigen Kaffee-Experten aus Rheinhausen erkennt. Zwar schlägt sein Herz schon ewig für die braunen Bohnen, beruflich mit ihnen zutun hatte Pospiech aber lange nichts.

Er arbeitete bis vor 20 Jahren als Fernmeldehandwerker und kannte italienischen Kaffee vor allem aus dem Urlaub. Von dort brachte er seine erste Espressomaschine mit.

Die Rösterei Caffé Strada am Alfred-Hitz-Platz 6 lebt von Stammkunden, denn Laufkundschaft gibt es dort wenig.
Die Rösterei Caffé Strada am Alfred-Hitz-Platz 6 lebt von Stammkunden, denn Laufkundschaft gibt es dort wenig. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

2004 besuchte er einen Kurs beim deutschen Barista-Vizemeister. Als Pospiech ein Jahr später arbeitslos wurde, begann er, seine Kaffee-Spezialitäten auf dem Wochenmarkt in Rheinhausen und Marina-Markt im Innenhafen zu verkaufen. Die Bohnen ließ er damals importieren, natürlich aus Italien.

Dass er vor 17 Jahren selbst zum Kaffeeröster wurde, haben die Bergheimer dem italienischen Hersteller zu verdanken. Der habe nämlich immer öfter nur 975 Gramm schwere Packungen geliefert. „Bei mir wiegt ein Ein-Kilo-Paket Kaffee aber 1030 Gramm – 1000 Gramm Bohnen plus 30 Gramm Verpackung“, erklärt Pospiech. Das habe ihn geärgert: „Irgendwann habe ich gesagt: Jetzt röste ich selbst.“

Caffé Strada: Ende des Jahres soll mit warmer Küche Schluss sein

Zumindest beruflich soll damit so schnell es geht Schluss sein. Ein fixes Enddatum haben weder Reinhard Pospiech noch seine 67-jährige Frau Almut festgelegt, die bislang die Küche schmeißt und Gäste mit Kuchen sowie warmen, frisch gekochten Gerichten am Mittag versorgt.

Erste Einschränkungen erkennen Gäste aber bereits, so hat das Café seit Februar auch dienstags geschlossen. Und der Chef kündigt weitere an: „Ende des Jahres werden wir definitiv mit dem Kochen im Café aufhören.“

Ihre Pläne für den Ruhestand haben sich die beiden schon zurecht gelegt. So wollen sie die Zeit im Schrebergarten genießen und in den Urlaub fahren. Und dem 68-Jährigen ist ganz wichtig: „Ich will in fünf Jahren noch mit meiner Frau ins Café kommen und den Kaffee holen, den wir auch zu Hause trinken.“

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>> Rösterei Caffé Strada: Das steht auf der Speisekarte

  • In der Rösterei Caffé Strada können sich die Kunden neben frisch gebrühtem Kaffee auch Frühstück servieren lassen. Für 6,50 Euro bekommen sie Rührei mit Brötchen und Salatgarnitur, für 7,50 Euro einen „Strammen Max“. Ein ganzes Frühstück mit zwei Brötchen, Belag, Kaffee und Orangensaft kostet zwischen 8,70 und 11,80 Euro.
  • Von 12 bis 14 Uhr bietet das Café ebenso einen Mittagstisch an. Die Karte wechselt jede Woche. Neben dem Salat-Teller für 10,90 Euro, den es jeden Tag gibt, stehen täglich zwei warme Gerichte auf der Karte. Die Speisen gibts auch zum Mitnehmen.
  • Das Café mit Adresse Alfred-Hitz-Platz 6 öffnet mittwochs bis freitags von 8 bis 17.30 Uhr, an Feiertagen bleibt es geschlossen.