Duisburg. Duisburg hat ein neues Tonstudio – mit außergewöhnlichem Konzept. Wieso hier jeder ganz leicht aufnehmen kann und was es kostenlos dazu gibt.
An der Wand blinkt das große 808, schummriges Licht aus den LED-Streifen, auf dem Boden ein Perserteppich. Keine Frage, ein Tonstudio, der Perser gehört sowieso in jedes Studio, das etwas auf sich hält, die 808 erinnert an den legendären Drumcomputer. Hier, im ehemaligen Malerkeller in Hochfeld, feiert Duisburgs neuestes Tonstudio Eröffnung. Wobei. Neu ist es in diesem Sinne eigentlich nicht.
Denn Standortleiter Manuel Czaska nimmt hier schon seit fünf Jahren aufstrebende Künstler auf, „vor allem Hip-Hop und Pop. Weil ich einfach aus Leidenschaft gerne Musik mache, da habe ich mir das hier mit ein paar Kumpels aufgebaut.“ Jetzt aber hat er sich dem Franchise der „Prinz Studios“ angeschlossen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz Studios an 13 Standorten anbieten – jetzt eben auch in Duisburg.
Neues Duisburger Tonstudio: Alles dabei, vom Tontechniker bis zum Mastering
Gründer und Namensgeber Johan Prinz hob die Idee einst aus der Taufe, weil er in der Branche eine unschöne Erfahrung machte. „Ich habe beim Goldmann-Label von Xatar gearbeitet. Da habe ich gemerkt, dass es ohne Kontakte echt schwierig ist, an ein vernünftiges Studio zu kommen. Da habe ich einen ‚Need‘ entdeckt.“
Der simple Clou im Konzept des gebürtigen Recklinghäusers: Im Internet kann man mit wenigen Klicks das gewünschte Studio buchen, entweder „nur“ zum Aufnehmen mit einem Tontechniker oder gleich mit anschließendem Mixing und Mastering. An den – mittlerweile natürlich digitalen – Reglern sitzen in Duisburg Luis Navarrete und Nabil Chemao, Tarik Bakkal ist für den Feinschliff zuständig.
Im kleinen Studio B blinkt das besagte 808, „das ist ideal für Gesangsaufnahmen“, sagt Studiochef Czaska. Meistens kommen ohnehin Rapper ins Studio, „die brauchen ja nicht so viel Equipment“. Ein Mikro, ein Computer, ein paar Interfaces – fertig. Die Zeit der raumfüllenden Mischpulte ist, zumindest im Hip-Hop, vorbei. „Es kommen aber auch öfter Mal DJs vorbei“, erzählt Manuel Czaska, „die proben dann hier zum Beispiel ihre Sets, bevor sie die zum ersten Mal live spielen.“
Süßigkeiten, Getränke, CBD: Alles dabei im Duisburger „Prinz Studio“
Herz- und Vorzeigestück ist aber natürlich das große Studio A – mit eigener „Vocal Booth“, also Gesangskabine, aus der man ganz klassisch durch eine große Fensterscheibe in den Kontrollraum schauen kann. Wer hier singt oder rappt, ist mit allem versorgt, Kopfhörer, Mikroständer, Handyhalter. Wer heute rappt, hat seine Lyrics selbstverständlich auf dem Smartphone. Ist ja auch umweltfreundlicher – man mag sich gar nicht vorstellen, wie viele Bäume für die Liedzettel im legendären „USA for Africa“-Video fallen mussten.
Im Kontrollraum derweil stehen ein kleiner Schreibtisch mit der notwendigen Aufnahmetechnik – und vor allem eine ganze Menge Sofas und flauschige Sessel. Das gehört schließlich zum Studioerlebnis dazu, gemütlich auf der Couch lümmeln, während sich die Bandkollegen in der Kabine abmühen, oder gemeinsam das gerade Aufgenommene analysieren. „Das gehört zu unserem Konzept“, sagt Johan Prinz. „Der Kunde nimmt auf – und kriegt alles andere kostenlos.“
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Das meint Prinz durchaus wörtlich. Das Studio kooperiert mit dem Blättchen- und Filterhersteller Gizeh, die Füllung für die „Zigaretten“ kommt von Lucky Hemp. Musik aufnehmen und kostenlos CBD-Blüten rauchen? Klingt gut, und kommt schon am Eröffnungstag gut an, wenn man im Studio mal ein Näschen nimmt. Gespräche mit Getränke- und Süßigkeitenherstellern laufen noch, erklärt Johan Prinz – und mit dem Veterinäramt. Veterinäramt? Manuel Czaska zeigt auf eine Holzbox. „Das wird ein Terrarium. Da zieht dann unsere Studio-Echse ein.“
>> DAS NEUE PRINZ-STUDIO IN DUISBURG: PREISE UND KONTAKT
- Das Duisburger Studio kann im Internet unter prinzstudios.com gebucht werden. Dafür müssen sich Musiker nur ein Modell und einen Tag aussuchen.
- Ein „Slot“ (3 Stunden) im Studio A gibt es für 180 Euro, mit Mix und Mastering kommen pro Song 100 Euro dazu. Im Studio B gibt es den Slot für 150 Euro, Mix und Mastering kosten auch hier 100 Euro pro Song.
- Die Studios können auch ganz ohne Personal für weniger Geld gebucht werden – dann müssen die Musiker allerdings ihren eigenen Computer mitbringen.