Duisburg. Bauarbeiter haben bei Grabungen in Duisburg eine lange Zeit vergessene Fabrik entdeckt. Jetzt werden die Überreste archäologisch untersucht.
Duisburg ist eine alte Industrie-Stadt: Bauarbeiter haben nun an der Mercatorstraße/Curtiusstraße die Überreste der alten „Curtius Ultramarinwerke“ ausgebuddelt, die von Friedrich Wilhelm Curtius und seinem Sohn Julius im Jahr 1849 gegründet wurde. Hier wurde synthetisches Ultramarin hergestellt. Es wurde nicht nur in der Kunst verwendet, sondern auch beim Blaufärben von Garnen, Papier und anderen Stoffen. Echtes Ultramarin, gewonnen aus dem Stein Lapislazuli, war seinerzeit so wertvoll und teuer, dass es in Gold aufgewogen wurde.
Was viele Duisburger vielleicht nicht wissen: Bevor die Stadt zu einem bedeutenden Stahlstandort wurde, war sie ein wichtiges Zentrum für die chemische Industrie. Der aus Goch stammende Apotheker Friedrich Wilhelm Curtius errichtete 1824 eine der ersten Schwefelsäure-Fabriken Deutschlands in Kaßlerfeld. 1837 baute er mit August Weber und seinem Schwiegersohn Elie Matthes eine Soda-Fabrik. Matthes & Weber wurde später an Henkel verkauft. In den 1990er Jahren wurde die Produktion allerdings eingestellt.
Duisburger Unternehmer machte sich um den Stadtwald verdient
1849 folgte dann zur Weiterverarbeitung seiner bisherigen Erzeugnisse die Ultramarin-Fabrik. Die Farbe galt seinerzeit als „hervorragendste Leistung der chemischen Industrie Deutschlands.“ Die Herstellung des Farbstoffs Ultramarin war ein aufwendiger, aber finanziell sehr lohnenswerter Prozess. Seinen Gewinn investierte Julius Curtius übrigens in Waldflächen und ließ mitten im Grünen ein Forsthaus errichten.
Zunächst war es ein Privathaus. 1938 ging es samt Wald in den Besitz der Stadt über und wurde bis in die 1980er Jahre als Wohnsitz der Förster genutzt. Inzwischen ist es wieder im privaten Besitz. „Dem Frevler zum Trutz, dem Walde zum Schutz“ ist noch über der Tür zu lesen. Eine Tafel erinnert an den Erbauer. Am Kaiserberg steht zudem ein Denkmal, das Curtius als „Hüter und Schützer des Waldes“ ehrt.
Als der Markt für Ultramarin im 19. Jahrhundert unter zunehmenden Kosten- und Produktionsdruck geriet, schlossen sich unter der Initiative der drei „Großen“ 14 der 19 deutschen Fabriken zusammen. Zu den führenden Produzenten gehörten neben Curtius auch noch Carl Leverkus, Gründer der Stadt Leverkusen, sowie Johannes Zeltner in Nürnberg. Später firmierte der Betrieb unter „Vereinigte Ultramarinfabriken.“
Firma wurde bei einem Luftangriff 1942 zerstört
Bei einem Luftangriff am 20. Dezember 1942 wurde die Firma zerstört. Aus Aufzeichnungen, die sich im Stadtarchiv Duisburg finden, geht allerdings hervor, dass der Betrieb wieder aufgebaut wurde. 1960 wurde das Gebäude dann endgültig abgebrochen. Bis dato erinnerte am Rande der Innenstadt nichts mehr an die alte Industrie.
Für die Stadtarchäologen waren die Funde dennoch keine Überraschung. „Bereits bei Erstellung des Bebauungsplans konnte die Untere Denkmalbehörde den Hinweis geben, dass sich auf der Fläche die frühere Ultramarinfabrik befand“, erklärt Stadtsprecher Christoph Witte. Bevor nun weitere Bodenarbeiten stattfinden können, werden die erhaltenen Baustrukturen archäologisch untersucht und dokumentiert. „Diese Untersuchungen laufen planmäßig.“
Nach Diskussionen und Klagen wird neue Wache gebaut
Künftig wird auf dem Gelände wieder die Farbe Blau eine Rolle spielen – diesmal in Form von Blaulicht. Zehn Jahre haben die Stadt und Anwohner darüber diskutiert, gestritten und geklagt, ob an der Mercatorstraße die neue Wache entstehen soll. Nachbarn sorgten sich um ihre Wohnqualität. Im Juni wurde das Vorhaben dann im Stadtrat genehmigt.
Unter Federführung der Duisburger Infrastrukturgesellschaft soll in den nächsten Monaten der zweigeschossige Bau entstehen. Rund 28,15 Millionen Euro werden an dieser Stelle investiert. Der Neubau ist notwendig, damit die Rettungskräfte bei Einsätzen in Neuenkamp und Hochfeld die vorgegebene Zeit einhalten können. Voraussichtlich im Oktober 2025 soll er eingeweiht werden.
>> Mitbegründer der Duisburger Kupferhütte
Der Unternehmer Julius Curtius engagierte sich nicht nur in der Chemie-Branche. Gemeinsam mit Julius Weber gehörte er 1876 zu den Gründern der Duisburger Kupferhütte. Diese war wohl das erste Recycling-Unternehmen weltweit.
Die Curtiusstraße wurde seinerzeit von den Erben von Friedrich Curtius ausgebaut und in den 1920er Jahren von der Stadt Duisburg übernommen. Sie zweigt von der Düsseldorfer Straße ab.