Duisburg. Aus der Karibik über Amsterdam nach Duisburg: Wie Schokolade klimaneutral sein kann, wo es sie zu kaufen gibt und wie man mitmachen kann.
„Long walk for a short drink of water“, sagt man auf Englisch, „Viel Arbeit für wenig Ertrag“. Man könnte meinen, das passt zum Konzept der Schokofahrt. Mit dem Ziel klimaneutraler Schokolade werden Kakaobohnen aus der Karibik auf einem Segelschiff nach Amsterdam geschippert und von der Manufaktur „Chocolatemakers“ in der niederländischen Hauptstadt zu Schokolade verarbeitet. Unternehmen, zum Beispiel aus Duisburg, bestellen die Tafeln, und zweimal im Jahr fährt ein Pulk Radfahrer nach Amsterdam, holt die Schokolade ab und fährt sie zu ihren Bestellern – ganz und gar klimaneutral also.
Einer dieser Radfahrer ist der Duisburger Max Rindermann. „Wir fahren immer über Ostern und um den 3. Oktober, damit man sich für die viertägige Tour möglichst wenig Urlaub nehmen muss.“ Gute 100 Kilogramm bringen die Duisburger Schokofahrer pro Tour mit, aktuell sind sie sechs bis sieben Radler, vor der Pandemie waren sie noch zu zehnt unterwegs. Dabei sind nicht nur Fahrradkuriere wie Rindermann einer ist, auch ganz „normale“ Fahrradfahrer. „Es geht nicht darum, möglichst viel Strecke zu machen, möglichst große Leistungen zu bringen. Es geht um den Spaß, und um die Idee.“
Klimaneutral statt Massenware: „Wir brauchen keine Schokolade zum Leben“
Denn die Schokofahrt ist in erster Linie das, eine Idee, ein Ideal. Dass die Radler mit ihrem Projekt Schokoladen-Giganten wie Mars, Ferrero oder Mondelez nicht plötzlich von klimaneutralem Naschkram überzeugt, ist Max Rindermann klar. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass viel zu viel Schokolade produziert wird. Und, dass wir viel zu viel davon essen.“ Warum also nicht mal eine Schokofahrt-Tafel für vier bis fünf Euro anstatt fünf Tafeln für 78 Cent? „Schokolade ist etwas, das wir nicht zum Leben brauchen. Ein Luxusgut.“
Das sieht auch Jörg Walther vom Duisburger ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club). „Mein Sohn hat die Duisburger Schokofahrt mit ins Leben gerufen, deswegen bin ich auch schon ein paar Mal dabei gewesen“, sagt Walther, am besten transportieren sich die Tafeln natürlich mit einem Lastenrad. Deswegen rief er extra für die Schokofahrt den Lastenradverleih „Duisbock“ ins Leben, der sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut – quasi ein praktisches Nebenprodukt der Schokofahrt.
Fürs Klima und die gute Laune: So laufen die Duisburger Schokofahrten ab
„Abseits der zwei großen Schokofahrten“, erklärt Jörg Walther, „kann natürlich jeder jederzeit nach Amsterdam Radeln und Schokolade abholen, egal ob für ein Geschäft oder für privat.“ Schöner sei es natürlich in der Gruppe, ein kleines Radabenteuer in die Niederlande und wieder zurück. „Wir haben unterwegs gezeltet, in Jugendherbergen und Hostels geschlafen, aber auch schon in Gemeindesälen und Werkstätten“, erinnert sich Max Rindermann.
Mittlerweile hat sich die Community „bis in die letzten Ecken Deutschlands“ ausgebreitet, und die Schokofahrer helfen sich untereinander. „Es gibt zum Beispiel eine Gruppe aus Mannheim, die haben natürlich eine weitere Anfahrt als wir. Da bringen wir dann deren Schokolade mit und die Mannheimer radeln nach Duisburg und holen sie ab.“ Wobei die Fahrt nach Amsterdam natürlich das eigentliche Highlight ist. Max Rindermann grinst. „Da gibt es dann einen kleinen Empfang bei den Chocolatemakers, es gibt Snacks, und man lernt die anderen Fahrer kennen. Wirklich schön.“
>> SCHOKOFAHRT: WO ES DIE SCHOKOLADE GIBT UND WIE MAN MITMACHEN KANN
- Die Schokolade der Schokofahrt gibt es natürlich nur, solange der Vorrat reicht. Kurz nach der nächsten Fahrt am 5. Oktober stehen die Chancen also gut.
- In der Vergangenheit gab es die Tafeln dann in diesen Duisburger Geschäften: 1001 Buch, RheinWein, Likada – der Kretaladen, Unverpackt Blumenstraße, Weinhandel Hauschild, Weltladen Duisburg.
- Wer bei der Schokofahrt mitradeln möchte oder als Händler Schokolade bestellen möchte, kann das unter schokofahrt.de tun.