Duisburg. Stammgäste trauern um das Aus des Restaurants „Da Gigi“. Der Chef kämpft am letzten Abend mit den Tränen und spricht über die Zukunft des Lokals.
Der letzte Abend im italienischen Restaurant „Da Gigi“ in Duisburg-Aldenrade war den vielen Stammgästen gewidmet, für die das Lokal an der Friedrich-Ebert-Straße in den vergangenen knapp drei Jahren zu einer festen Institution geworden ist. Dass damit jetzt Schluss ist, können viele Gäste noch gar nicht begreifen.
Auch dem Wirt, Luigi „Gigi“ Riggio, fällt der Abschied extrem schwer. „Wenn es nicht laufen würde, weil ich ein schlechter Koch bin, oder der Service nicht klappt, dann könnte ich mir das selber zuschreiben, das wäre einfacher“, sagt der junge Sizilianer traurig. Aber auf die Umstände, die zur Schließung seines Lokals führen, hat er selber kaum Einfluss.
Restaurant „Da Gigi“: Ärger mit Vermieter führte zum Aus
Es habe über längere Zeit so großen Ärger mit dem Vermieter gegeben, dass es trotz Fünfjahresvertrag einfach keinen Sinn mehr ergebe, weiterzumachen. So erzählt es Riggio, den alle liebevoll Gigi nennen. Einzelheiten will er nicht nennen, um kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen.
Zehn Jahre hat Gigi in Walsum verbracht. Er hatte zunächst ein kleines Lokal am Alten Markt. Als der gelernte Koch vor drei Jahren das neue Lokal mietete, machte er sich mit Feuereifer an die Renovierung. Die Selbstständigkeit war immer sein Traum und mit Unterstützung seiner Familie zog er im Außenbereich neue Sichtschutzzäune, hauste die Mülltonnen geruchsdicht ein, sorgte für neue Fliesen und eine neue Lüftungsanlage.
„Hier ist viel Geld, Schweiß und Herzblut reingeflossen“, sagt er und versinkt in der tröstlichen Umarmung eines Stammgastes. Danach muss er mal kurz in die Küche. Keiner soll die Tränen sehen, die ihm in die Augen steigen, wenn seine Gäste ihm kleine Geschenke, Karten und Umarmungen mit auf den Weg geben.
Gratis-Büfett am letzten Abend – Gast: „Mir geht es beschissen“
Das Gratis-Büfett zum Abschied findet großen Zuspruch. Alle Tische drinnen und draußen sind besetzt. Die Gäste versuchen, sich den Abschied schönzutrinken und haben nur ein Thema. „Mir geht es beschissen“, sagt Jürgen Preiss rundheraus. „Die werden fehlen hier in Walsum. Die ganze Familie hat ja mitgearbeitet, Vater, Mutter, Bruder, Schwägerin und Freundin, sowas Herzliches findet man nicht noch mal.“
„Die werden fehlen hier in Walsum. Die ganze Familie hat ja mitgearbeitet, Vater, Mutter, Bruder, Schwägerin und Freundin, sowas Herzliches findet man nicht noch mal.“
Seine Frau Doro Preiss sieht es ähnlich. „Hier fühlte man sich immer, als würde man zur Familie gehören,“ sagt sie, „die Atmosphäre war so besonders, das kriegen wir nicht wieder.“
Stammgäste loben Flexibilität der Mitarbeiter
Auch Gabi und Peter Weiser sind traurig. Sie kamen oft auf eine Pizza oder ein Fischgericht vorbei. Peter Weiser hebt die hohe Flexibilität von Küche und Service hervor. „Ich mag meinen Mojito mit weniger Rohrzucker als üblich, das brauchte ich nur einmal sagen, dann hat der Gigi das immer gemacht. Und er hat mir den ganzen Fisch ohne Kopf serviert, weil er wusste, dass ich nicht vom Fisch angeguckt werden möchte.“
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Gabi Weiser bekam anstandslos eine doppelte Portion Vorspeise als Hauptgericht serviert, wenn sie wollte. Auch über die neuen Ideen, die Gigi oft hatte, waren die Gäste erfreut. „Es gab dann zum Beispiel zweimal in der Woche italienische Tapas, das war wie ein Büfett am Tisch, eine tolle Idee“, erinnert sich Gabi Weiser.
Wirt wählt ernste Worte: „Walsum hat sich sehr verändert“
Der hochgelobte Wirt hat den Traum von der Selbstständigkeit nicht aufgegeben. Er wird ein neues Lokal aufmachen. Wo das sein wird, will er nicht verraten, bevor der Vertrag unterschrieben ist. Aber er kehrt Walsum beruflich den Rücken, das steht fest.
Privat wohnt er zunächst weiter hier. „Walsum hat sich sehr verändert in den zehn Jahren, die ich hier lebe“, sagt er nachdenklich. „Es fallen hier im Umfeld immer mehr Leute auf, die sich absolut nicht benehmen können oder wollen.“
Die nächsten 14 Tage werden hektisch für die Familie Riggio. Gigi muss ausräumen, seine Küchenausstattung wird er mitnehmen. Aber die vielen Tische und Stühle aus dem Außenbereich muss er verkaufen. „Viele Stammgäste werden wir hoffentlich mitnehmen können, auch wenn wir nicht mehr in Duisburg sind, aber natürlich werden wir nicht alle wiedersehen,“ sagt er und sieht schon wieder so aus, als müsse er mal kurz in die Küche flüchten.
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