Duisburg. 1300 Jugendliche besuchen derzeit das „Landfermann“ in Duisburg. Rektor Christof Haering erklärt, wie sich das Gymnasium immer weiter wandelt.
Das Landfermann-Gymnasium wird 465 Jahre alt. Aktuell besuchen rund 1300 Jugendliche die Schule. 117 haben in diesem Jahr hier ihr Abi gemacht.
Zum Geburtstag haben die Schülerinnen und Schüler mit Künstlicher Intelligenz experimentiert, wie sie sich das Gymnasium der Zukunft vorstellen. Die Klassenzimmer sehen futuristisch aus. Auf dem Pausenhof stehen Baumhäuser und zwischen den Kindern laufen Roboter. Im Gespräch erklärt Rektor Christof Haering, warum die traditionellen Werte, für die das Landfermann steht, immer noch aktuell sind und was er sich für die Zukunft seiner Schule wünschen würde.
Der Landfermann-Besuch war ja früher bestimmten Schichten vorbehalten. Wie elitär ist das Landfermann heute?
Das ist sicher gar nicht mehr so. Das Landfermann ist eine Innenstadtschule und hat beispielsweise einen Migrationsanteil von ca. 65 % - das ist mehr als am Steinbart oder Mannesmann. Die internationalen Klassen sind dabei nicht einmal voll berücksichtigt. Da engagieren wir uns aktuell mit einem besonderen Modellprojekt für über 100 Kinder an der Gneisenaustraße - mit einem sehr schönen Erfolg bei Abschlüssen und bei der Integration der Kinder in Regelklassen.
Wir versuchen außerdem, möglichst viele individuelle Wege durch das Schulsystem zu ermöglichen. Das gilt auch für besonders begabte Schülerinnen und Schüler und Kinder mit Handicaps, zum Beispiel mit Asperger-Symptomen. Außerdem investieren wir in Zusatzförderunterricht, in Deutsch als Zweitsprache und eine große Übermittagbetreuung. Wir achten darauf, möglichst wenige Kinder in der Erprobungsstufe abzuschulen. 2024 sind es nur zwei von 150 Kindern.
Duisburger Gymnasium will Schüler möglichst individuell zum Abi begleiten
Sind die Werte, für die das Landfermann stand, heute noch modern?
Die zentrale Idee war ja: „Werde die, die du bist, werde der, der du bist.“ Früher war das an humanistischer Bildung ausgerichtet etwa Griechisch und Latein. Heute soll mit der gleichen Idee Schule ein angstfreier Ort mit Anregungen, Bildung, Impulsen, Begleitung und selbstständiger Arbeit sein, der jeden und jede erkennen lässt, was eine Idee für das eigene Leben oder seine eigene Entwicklung sein kann. Auf diesem Weg machen wir sehr viele Angebote und begleiten die Schülerinnen und Schüler, damit sie eine weltoffene, tolerante, sich für die Werte unserer Gesellschaft einsetzende Persönlichkeit werden. Das finden wir durchaus modern.
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Wie sieht das konkret aus?
Es gibt bei uns ein besonderes Anti-Mobbing-Konzept und eine Landfermann-Stunde. Im Klassenrat lernen dort die Schüler Respekt, Demokratie, Selbstbewusstsein und den Umgang mit „normalen“ Konflikten, angeknüpft an die jeweils fachspezifischen Methoden eines Faches und verbunden mit Elementen des Lebens und Lernens in der digitalen Welt. Und wir begleiten die Schülerinnen und Schüler durch regelmäßige motivierende Gespräche im Sinne eines Coachings.
Kooperation mit Hochschule: Roboter kommen in die Schule
Spielt digitales Arbeiten eine Rolle?
Im digitalen Arbeiten versuchen wir auch im Unterricht vieles, um die Kinder fit zu machen für Möglichkeiten und Entwicklungen. Zum Beispiel testen wir im nächsten Schuljahr zusammen mit der Hochschule Ruhr-West Möglichkeiten für Roboter in der Schule. Wir wollen offen für Veränderungen sein.
Geburtstagsfeiern sind ja immer ein Anlass, sich etwas zu wünschen. Was wünschen Sie sich für die Schule?
Dazu gehört vor allem der sanierte Schulbau an der Nahestraße samt Sporthalle oder ein Neubau – den braucht es unbedingt und schnell. Und zwar vor dem Sommer 2026, damit wir dann mit dem zusätzlichen G9-Jahrgang alle Schülerinnen und Schüler unterrichten können.