Duisburg. Ein Jahr nach dem Aus der Waldorfschule in Duisburg sind Forderungen in Millionenhöhe offen. Dabei rücken auch einige Eltern in den Fokus.

Die Waldorfschule in Duisburg ist seit einem Jahr dicht. Die rechtliche Aufarbeitung ist aber noch in vollem Gange und wird voraussichtlich noch zwei bis drei weitere Jahre dauern.

Wie berichtet, hatte die Bezirksregierung der privaten Ersatzschule die Betriebsgenehmigung entzogen, weil es keine Schulleitung gab und für die meisten Fächer Lehrkräfte mit wissenschaftlicher Qualifikation fehlten. Der Trägerverein ging dagegen vor, das Verwaltungsgericht Düsseldorf bestätigte dann aber im Eilverfahren im Juli 2023 die Entscheidung der Bezirksregierung und damit das Aus der Schule.

Ex-Waldorfschule in Duisburg: Insolvenzverfahren dauert noch Jahre

Seit Oktober läuft jetzt das Insolvenzverfahren für den Trägerverein der Ganztags-Waldorfschule Duisburg e. V.. Laut Insolvenzverwalter Dr. Andreas Röpke geht es „um eine etwa siebenstellige Summe, die sich ganz überwiegend auf eine geänderte Festsetzung der förderfähigen Fläche des Schulgrundstücks stützt, nicht um etwaige Fehlverwendungen etc.“. Bereits 2018 hatte die Bezirksregierung nach einer Begehung der Schule eine deutliche Erhöhung der Bedarfsflächen ermittelt und eine Neuberechnung zugestellt, gegen die offenbar nie Widerspruch eingelegt wurde.

Zu Details möchte sich Röpke nicht äußern, weil es sich um ein nicht öffentliches Verfahren handelt. Mit Fehlverwendung meint Röpke aber vermutlich die Vorwürfe, die manche Eltern vor dem Waldorf-Aus erhoben hatten. Sie beklagten, dass Lehrer mit nicht hinreichender Qualifikation unterrichteten und als Voll-Pädagogen gezählt und bezahlt worden seien.

Bezirksregierung Düsseldorf ist größter Gläubiger der Waldorfschule

Eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf erklärt, dass die Behörde „bestehende Forderungen im Rahmen der Ersatzschulfinanzierung zur Forderungstabelle angemeldet“ habe und wegen der bislang noch nicht abschließend zu beziffernden Forderungen aus dem Jahr 2023 in Kontakt mit dem Insolvenzverwalter stehe. Auf gut Deutsch: Die Behörde glaubt, dass sie der Schule über Jahre mehr überwiesen hat, als ihr rechtmäßig zusteht. Und das will sie nun zurück haben.

In welcher Höhe die Forderungen realisiert werden können, lässt sich aktuell noch nicht absehen, so die Behördensprecherin weiter. Der Ausgang des Insolvenzverfahrens bleibe abzuwarten. Dies gelte auch im Hinblick auf mögliche Ansprüche gegenüber Mitgliedern des Vereinsvorstands.

Dabei handelt es sich überwiegend um Eltern, deren Nachwuchs die Schule besuchte. Wer von diesen zu den Drittschuldnern gehört, will Insolvenzverwalter Röpke nicht sagen. Er betont: „Wer von mir keine Zahlungsaufforderung erhalten hat, hat, Stand jetzt, auch keine zu erwarten. Das sollte für Beruhigung sorgen.“

Zu den weiteren Gläubigern gehören vor allem ehemalige Mitarbeiter der Schule, die Lohn- und Lohnnebenkosten aus der Zeit des Insolvenzgeldes fordern.

Die Gebäude der ehemaligen Waldorfschule in Duisburg-Hüttenheim sind denkmalgeschützt. Die Stadt würde sie gern wieder als Schulraum nutzen.
Die Gebäude der ehemaligen Waldorfschule in Duisburg-Hüttenheim sind denkmalgeschützt. Die Stadt würde sie gern wieder als Schulraum nutzen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen die Geschäftsführerin

Schon deutlich länger läuft ein Ermittlungsverfahren gegen die Geschäftsführerin der Waldorfschule. Bereits im Sommer 2022 wurde die Schule durchsucht, ebenso private Räumlichkeiten der Geschäftsführerin. Dabei seien Unterlagen und Datenträger „in erheblichem Umfang“ sichergestellt worden, so Staatsanwältin Marieluise Hepe.

Inzwischen sind fast zwei Jahre vergangen, die Ermittlungen laufen aber immer noch, „wir können keinen neuen oder geänderten Sachstand mitteilen“, sagt Hepe. Weitere Strafanzeigen hinsichtlich anderer Personen im Zusammenhang mit der Schließung der Schule seien nicht eingegangen.

Ermittlungen laufen auch gegen Eltern der Waldorf-Schule

Ebenfalls nicht beendet ist ein Verfahren rund um bedrohliche Nachrichten, die an die Geschäftsführerin gingen. Die anonymen Beleidigungen mit zum Teil drastischer Wortwahl konnten durch den niederländischen Provider einem Duisburger Elternpaar zugeordnet werden, das daraufhin angezeigt wurde. Ihnen wurde Hausverbot erteilt, die Polizei machte zeitnah eine „Gefährderansprache“.

Die Ermittlungen laufen weiter, im Falle einer Verurteilung wegen Bedrohung stehen Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr im Raum.

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So geht es den Kindern an ihren neuen Schulen

Viele Schulen in Duisburg und Umgebung haben die rund 180 Kinder der ehemaligen Waldorfschule ad hoc aufgenommen. In den letzten Sommerferien mussten sie kurzfristig viel Platz schaffen. Ein Schulleiter einer weiterführenden Schule sagt, dass die Schüler, die er aufgenommen hat, im Schnitt ein Jahr verloren haben. Viele seien in Absprache mit den Eltern zurückgestuft worden, um Unterrichtsstoff nachholen und sich an der neuen Schule eingewöhnen zu können.

Pavle Madzirov, Leiter der Sekundarschule am Biegerpark in Duisburg, hat über 50 Kinder der ehemaligen Waldorfschule aufgenommen.
Pavle Madzirov, Leiter der Sekundarschule am Biegerpark in Duisburg, hat über 50 Kinder der ehemaligen Waldorfschule aufgenommen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Über 50 Kinder wurden in der Sekundarstufe Biegerpark aufgenommen, vor allem in den Klassen 5 bis 8. Die Kinder seien in gut funktionierende Klassengemeinschaften gekommen und die Klassenleitungen hätten viel organisiert, damit sie schnell integriert werden. „Die Kinder sollten möglichst wenig leiden“, sagt Schulleiter Pavle Madzirov. „Das war ein Kraftakt, aber wir waren sensibilisiert.“

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An der Sekundarschule kann man bis zur Jahrgangsstufe 9 nicht versetzt oder zurückgestuft werden. Das offene Lernen in Lernbüros sei den Waldorfschülern ebenfalls entgegengekommen, so Madzirov. Aber es habe sich gezeigt, dass sie über ein Jahr lang keinen regulären Mathematik-Unterricht hatten, entsprechend seien viele Defizite zutage getreten, die sie jetzt aufholen.

Dass die Entscheidung für das Aus im letzten Sommer so kurzfristig fiel, habe alle vor große Herausforderungen gestellt. „Wir waren dann für die Kinder da, zumal die meisten auch in der Nähe leben, aber noch mal würde das nicht funktionieren.“ Die Schule ist mit über 850 Kindern an ihrer Belastungsgrenze, zumal der geplante Neubau Am Knevelshof noch nicht begonnen hat. „Wir sind voll, das waren wir noch nie.“

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>>PLÄNE FÜR DAS SCHULGELÄNDE

  • In Duisburg ist der Mangel an Schulplatz groß. Deshalb stand schnell der Plan im Raum, die denkmalgeschützte Waldorfschule an der Heinrich-Bierwes-Straße in Hüttenheim auch weiterhin als Schule zu nutzen.
  • Ursprünglich sollte hier schon zum kommenden Schuljahr eine Dependance der Förderschule Buchholzer Waldschule aufgemacht werden. Aufgrund der vielen baulichen Mängel wird das aber noch dauern.

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