Duisburg. Es kann Mint, es ist bilingual, es gibt Nutella-Waffeln: Was noch für Duisburgs größtes Gymnasium spricht. Und warum es jetzt noch weiter wächst.

Es ist schon jetzt das größte Gymnasium Duisburgs, mit 1250 Schülerinnen und Schülern, mit 110 Lehrerinnen und Lehrern. 2026, wenn am Mannesmann-Gymnasium alle Jahrgänge wieder im G9-Modus sind, also alle Kinder neun Jahre bis zur Hochschulreife zur Schule gehen, werden im Vergleich zum G8-System 150 Schüler zusätzlich da sein. Gebraucht werden 13 bis 15 Vollzeit-Lehrerstellen on top, ganz zu schweigen vom Raumbedarf für 1400 Kinder und Jugendliche.

Dass die Schulverwaltung wegen der Schulplatznot in ganz Duisburg darüber nachdenkt, das Gymnasium im Duisburger Süden per se siebenzügig zu machen, vernahm der Schulleiter staunend aus dieser Redaktion. „Unter den jetzigen Bedingungen geht das nicht“, betont Dr. Stefan Zeyen, und mit Blick auf das, was ohnehin schon auf ihn zurollt, erst recht nicht. In der 5 und 6 seien alle Klassen mit 30 Kindern ausgereizt, in einer sind es sogar 31.

Ganztagsangebot des Gymnasiums ist ein Zugfaktor

Denn um Zulauf werde er sich auch weiter keine Gedanken machen müssen. Die Neubaugebiete am Rahmerbuschfeld, in Huckingen, an der Wedau liegen im Einzugsgebiet der Schule, des einzigen Gymnasiums im Bezirk Süd. „Langfristig werden wir die Kapazitäten hochfahren müssen“, glaubt der Schulleiter.

Die Schule habe einen echten Standortvorteil, weil sie die einzige ihrer Art im Duisburger Süden ist. „Aber es hat lange gedauert, das Gymnasium zu etablieren. Vor 20 Jahren war der Ganztag ein Problem, schreckte manche Eltern ab“, erinnert sich Zeyen, „aktuell erweist er sich als Zugfaktor“. Die Hände könne er aber nicht in den Schoß legen, „sonst wandern die Schüler in die Innenstadt ab“.

Dr. Stefan Zeyen leitet das Mannesmann-Gymnasium im Duisburger Süden seit 2018.
Dr. Stefan Zeyen leitet das Mannesmann-Gymnasium im Duisburger Süden seit 2018. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

60-jähriges Bestehen wird 2025 gefeiert

Im kommenden Jahr feiert das Mannesmann-Gymnasium sein 60-jähriges Bestehen. Die meisten Gebäude aus den Gründerjahren sind inzwischen energetisch saniert. Probleme bereiten derzeit vor allem die Turnhallen, in denen die Decken runterkommen, die Heizung marode ist. Bauarbeiter sind vor Ort, Gerüste stehen wie ein Wald in der Halle.

Sport sei deshalb auch das einzige Fach, in dem aktuell der Unterricht gekürzt ist, bedauert Schulleiter Dr. Stefan Zeyen. In vielen anderen Fächern zeigen sich die Vorteile eines großen Systems: „Ich habe sieben Physiklehrer, da ist es leichter, Ersatz zu organisieren, wenn mal jemand ausfällt.“ Für eine 150 Schüler starke Jahrgangsstufe könne man auch ein „Riesenangebot an Leistungskursen“ zusammenstellen.

Dass das Gymnasium eins der wenigen Ganztags-Gymnasien ist, sogar das älteste in ganz NRW, merkt man auf dem Gelände sofort. Eine Bäckerei betreibt hier eine Filiale, verkauft Wraps und Brötchen im Europa-Café für Oberstufenschüler, am Außenkiosk für die Jüngeren. Im letzten Altbau der Schule serviert „Onkel Ali“ warmes Mittagessen, verschiedenste Gerichte zwischen Hausmannskost und mediterran, ein meterlanges Salatbüfett, eine Mitarbeiterin backt frische (!) Waffeln und schmiert Nutella (!) drauf. Der ein oder andere kauft zwar trotzdem eine Tüte Pommes oder eine aufgebackene Tiefkühlpizza, aber das Angebot kann sich sehen lassen.

Schulmensa deluxe: Rim Elias backt frische Waffeln für die Schüler des Mannesmann-Gymnasiums.
Schulmensa deluxe: Rim Elias backt frische Waffeln für die Schüler des Mannesmann-Gymnasiums. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Neue Lehrer müssen „umgarnt“ werden

Der Ganztag wurde schon im Gründungsauftrag der Schule verankert, sagt Zeyen, damals dachte man dabei „an die bildungsfernen Schichten im Duisburger Süden“. Bildungsferne wird heute nicht mehr mit den südlichen Stadtteilen verbunden, aber es sei trotzdem schwer, Lehrer zu finden. Anders als früher müsse er heute Bewerber „umgarnen“. Referendare zu halten, wenn sie die Schule und die Stadt erst mal kennengelernt haben, sei einfacher, als Pädagogen von außerhalb nach Duisburg zu locken.

Sie würden auf ein umfangreiches Mittagspausenangebot treffen: Manche Räume sehen aus wie im Jugendzentrum, mit Airpool und Tischtennisplatte, Spielen zum Ausleihen, einer Bücherei mit gemütlicher Leseecke. Acht bis neun Lehrer bieten im Schnitt zusätzliche Angebote an, kurze Ausflüge zum Spielplatz im Biegerpark, Kunstaktionen oder Softballmatches in der Turnhalle (wenn sie wieder geöffnet wird). Demnächst gehört auch ein Fitnessstudio dazu.

Besondere Angebote für die berufliche Orientierung

Das Schulzentrum, zu dem auch das Bertolt-Brecht-Berufskolleg und die Sekundarschule gehören, wirkt von außen freundlich, sehr grün, gar nicht so groß. Verlaufen kann man sich trotzdem (für Sie getestet). Manche der mächtigen Bäume haben allerdings ihre Altersgrenze erreicht, bedauert Zeyen, denn sie werten das Gelände auf. Lehrer haben auf dem Schulhof zudem in Eigenleistung Bänke aufgebaut, um Ruhezonen zu schaffen.

Einige Lehrer des Mannesmann-Gymnasiums haben Bänke in Eigenarbeit unter den Bäumen postiert.
Einige Lehrer des Mannesmann-Gymnasiums haben Bänke in Eigenarbeit unter den Bäumen postiert. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Berufliche Orientierung steht hoch im Kurs. Grace zum Beispiel gehört zum letzten G8-Jahrgang, der besonders intensiv beraten wurde. Für sie gelten mit Blick auf die Wiederholung einer Klasse besondere Regeln. Aber auch die Eltern werden häufig informiert, betont Moritz (17), „es gibt Veranstaltungen, auf denen alternative Wege zum Abitur erklärt werden, zum Beispiel an Berufskollegs“.

Talentscout der Universität Duisburg bietet Sprechstunden an

Regelmäßig ist auch Mesut Kader an der Schule. Der Talentscout der Universität Duisburg-Essen dirigiert Schüler durch das Dickicht der Möglichkeiten, hilft bei Auswahlverfahren für Stipendien. Es gibt regelmäßige Newsletter an alle, Einladungsmails von externen Anbietern werden weitergeleitet. Längst nicht alle lesen das, aber Samuel etwa landete so auf verschiedenen Studienmessen und entdeckte nach einem Praxistag bei Siemens, dass ein Duales Studium das Richtige für ihn ist. „Ohne die Infos aus der Schule wäre ich da nicht gelandet“, sagt der Abiturient.

Auch interessant

Ruth wird noch eine Weile vom Engagement ihrer Lehrer profitieren. Die 15-Jährige ist sowohl sprachlich als auch naturwissenschaftlich interessiert. Der bilinguale Zweig unterscheide die Schule von anderen, und die außerschulischen Möglichkeiten, die sich durch das Mint-EC-Netzwerk ergeben, seien „ein Vorteil für alle, die sich weiterbilden wollen“. Gerade erst hat sie beim Talentkolleg Ruhr an einem Qualifizierungskurs in Chemie teilgenommen.

Talentscout Mesut Kader (Uni Duisburg-Essen, 2.v.li.) ist regelmäßig am Mannesmann-Gymnasium in Duisburg, um Schülern wie Ruth (.li.) oder Samuel (3.v.re.) zu helfen.
Talentscout Mesut Kader (Uni Duisburg-Essen, 2.v.li.) ist regelmäßig am Mannesmann-Gymnasium in Duisburg, um Schülern wie Ruth (.li.) oder Samuel (3.v.re.) zu helfen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Nachteile eines großen Systems

Für Stefan Zeyen ist die Schule eine tägliche spannende Herausforderung. Er wusste, worauf er sich einließ, als er 2018 die Leitung übernahm. Aber viel Zeit für eigenen Unterricht bleibe nicht: „Es ist alles mehr, mehr Referendare, dadurch mehr Beurteilungen, mehr Unterrichtsbesuche, vor den Einschulungen mehr Elterngespräche“, beschreibt er. Und natürlich auch mehr Abiturienten. Rund 120 Zeugnisse wird er in diesem Jahr unterschreiben.

Ob der 61-Jährige, der Lehrer für Deutsch, Geschichte und Katholische Religion ist, vor dem Ruhestand noch mal einen Leistungskurs Geschichte übernehmen kann, ist daher ungewiss, aber „das reizt mich, daran hätte ich Spaß“.

Weil er wenig im Unterricht ist, kennt er nicht alle Absolventen persönlich. „Aber ich wohne im Duisburger Süden, da trifft man auf viele Schüler, ich grüße immer höflich zurück.“

Auch interessant

>>DAS REINHARD-UND-MAX-MANNESMANN-GYMNASIUM

  • Das Reinhard-und-Max-Mannesmann-Gymnasium ist benannt nach den Brüdern, die ein Verfahren zum Walzen nahtloser Stahlrohre entwickelten und patentieren ließen.
  • Man kann ein bilinguales Abitur machen und dafür ab Klasse 5 verschiedene Fächer in englischer Sprache absolvieren.
  • Die Schule gehört zum Mint-EC-Netzwerk, ist Europaschule, pflegt Austauschprogramme mit Schulen in Italien, Frankreich und den Niederlanden. Außerdem gibt es einen Schulhund.
  • Weitere Infos auf der Webseite der Schule: www.mannesmanngymnasium.de

Auch interessant