Duisburg. Der langjährige Sportstudio-Chef Hermann Filor ist gestorben, die Trauer ist groß. Sein Kult-Fitnessstudio in Duisburg ist voller Erinnerungen.
Sein Name steht über der Eingangstür, auf den Duschkabinen, auf T-Shirts und Kappen der Sportler. Zwei Schwarz-Weiß-Bilder zeigen ihn mit Ende 20 in Topform, eins steht auf dem Tresen, eins hängt dahinter an der Wand. Das Sportstudio Filor ohne Hermann Filor? Nicht vorzustellen für alle, die mal da waren. Umso schwerer fällt der Abschied.
Hermann Filor ist Ende April verstorben. Seitdem trauern Freunde, Bekannte und Sportler um das Fitness-Urgestein, das über 40 Jahre lang das Sportstudio Filor in Rumeln-Kaldenhausen führte. Zwar hatte er die Studioleitung bereits 2021 an Klaus Hartmann übergeben, verschwunden ist er aus der Kult-Muckibude aber nie.
Freunde über Hermann Filor: „War immer für einen Plausch zu haben“
„Hermann war immer da, immer für einen Plausch zu haben. Er kümmerte sich auch um die Probleme, die nichts mit Fitness zutun hatten“, erinnert sich Wolfgang Hitt. Der 69-Jährige ist praktisch ein Studiomitglied der ersten Stunde, kannte Hermann Filor seit 45 Jahren und kann, wie viele andere Mitglieder, von jede Menge Erlebnisse mit Filor berichten.
Als Hitt zum ersten Mal „im Filor“ trainierte, wie die Rumelner sagen, arbeitete Hermann Filor noch hauptberuflich bei Bayer in Krefeld. Er hatte das Sportstudio am 1. April 1978 eröffnet, damals noch an der Düsseldorfer Straße und erst ab 16 Uhr nach der Arbeit. „Das war mir zu spät. Also hat Hermann mir den Schlüssel gegeben, damit ich früher loslegen und die Jungs reinlassen kann“, erzählt Hitt.
Die ersten Sportgeräte habe Filor selbst aus Rohren zusammengeschweißt und mit Leder überzogen. „Am ersten Tag brachte er einen Holzblock aus einer Eisenbahnschwelle mit und wir dachten: Was soll das denn?“, sagt Wolfgang Hitt. Es stellte sich heraus: Darauf lassen sich prima Hanteln ablegen oder Bänke abstützen. Heute ist der Block ein „ein Stück Geschichte“, meint er.
Filor war Fitness-Urgestein und „Mr. Krefeld“ 1973
Auch Heinz Ficko trainiert im Filor, seitdem es das Studio gibt. Er erinnert sich noch an Hermann Filor als Modellathlet, der 1973 den Titel als „Mr. Krefeld“ holte: „Ich habe ihn angeschaut und mir gedacht: So will ich werden.“
Wie viele im Studio kannte der 62-Jährige den ehemaligen Betreiber nicht nur als Fitness-Ratgeber, sondern als Freund, der immer zur Hilfe eilt: „Vor vielen Jahren ist mir der Auspuff vom BMW abgefallen, da ist Hermann sofort gekommen.“ Er habe ein Rohr mit Draht als Ersatz drangeschraubt. Nicht mal zwei Straßen habe die Konstruktion gehalten, „aber ohne die Hilfe wäre ich gar nicht weitergekommen“, lacht Ficko.
Studio-Mitglieder trauern um Hermann Filor: „Ich war komplett platt“
Die beiden hätten oft über Persönliches geredet, über Probleme oder Sorgen des einen wie des anderen: „Man konnte Hermann alles anvertrauen, er war immer offen und hat es nie weitergesagt.“ Das Familiäre war es auch, das Heinz Ficko schnell wieder zurückholte, als er eines Tages zur Fitnessdiscounter-Konkurrenz wechselte: „Hier fühlt man sich zu Hause, das gibt es woanders nicht.“
Die Nachricht von Filors Tod habe sich dementsprechend schnell im Sportstudio verbreitet und große Trauer ausgelöst, berichtet der 62-Jährige: „Ich saß auf der Hantelbank, als ich davon hörte. Dann war ich natürlich komplett platt.“ Einige Stammgäste seien zur Beerdigung gekommen, zum Beispiel auch Wolfgang Hitt: „Da habe ich 46 Jahre Sportstudio-Geschichte an mir vorbeilaufen sehen.“
Geld für Vereine und Einrichtungen: „Wäre sein Wunsch gewesen“
So ging es auch Klaus Hartmann, der das Sportstudio seit drei Jahren leitet. Er habe Filor vor rund 30 Jahren kennengelernt, als Hartmann Mitglied werden wollte und zum Probetraining vor Ort war. Aus Trainingspartnern wurden schnell Freunde: „Hermann hatte für mich bald eine richtige Vaterrolle.“
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Klaus Hartmann hat im Fitnessstudio und bei der Beerdigung eine Spendenbox aufgestellt und Geld gesammelt. Die 810 Euro, die dabei zusammengekommen sind, hat das Studio-Team im Namen von Hermann Filor an Vereine und Einrichtungen in Rumeln und Umgebung gespendet. „Hermann war immer so engagiert, so bekannt im Stadtteil und fand Leute in Helferberufen so toll. Das Geld zu spenden, wäre sein Wunsch gewesen“, erklärt der 54-Jährige.
Neuer Chef: „Es wird immer Hermanns Studio bleiben“
Er will weder Filors Namen wegstreichen noch die alten Geräte austauschen, die dem Ex-Betreiber wichtig waren. Dazu zählt zum Beispiel eine Beuger- und Strecker-Maschine, an der schon Arnold Schwarzenegger seine Beine trainierte – wenn auch auf einer Fitnessmesse in Essen. „Da, an diesem Gerät war der Junge dran“, habe Filor immer stolz gesagt.
„In meinen Gedanken wird es immer Hermanns Studio bleiben“, erzählt Hartmann. Um an ihn zu erinnern, hat der 54-Jährige die Bilder vom jungen Hermann Filor aufgestellt und aufgehangen. So schaut Klaus Hartmann auf das Foto über der Theke und sagt: „Ach Hermann, von da oben hast du alles im Blick.“
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>> Sportstudio Filor in Rumeln-Kaldenhausen: Sportler sind zweimal umgezogen
- Langjährige Mitglieder wie Heinz Ficko und Wolfgang Hitt kennen das Sportstudio Filor noch an der Düsseldorfer Straße. Dort hat es Hermann Filor am 1. April 1978 eröffnet und knapp zehn Jahre lang betrieben.
- 1988 wechselte er den Standort, und zwar zur leer stehenden Schule an der Kirchfeldstraße. 25 Jahre lang trainierten seine Kunden dort.
- 2013 wurde die Schule abgerissen. Statt in Rente zu gehen, zog Filor mit seinem Studio und seinen Kunden erneut um – in die ehemalige Schlecker-Filiale an der Wagnerstraße.
- 2021 gab Filor sein Studio mit 71 Jahren ab. Mitten in der Pandemie übernahm Klaus Hartmann die Leitung. Er nutzte den Lockdown für einige Umbauarbeiten.