Duisburg. Bis etwa 1820 war Buchholz ganz von Wald bedeckt worden. Doch dann änderte sich alles. So entstanden die Wohngebiete im Duisburger Süden.
Der heutige Stadtteil Buchholz gehörte als Reichswald dem Herrscher des 962 gegründeten Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Dieser Wald erstreckte sich von Köln bis Kleve. Gerodet wurde er hier erst ab 1820. Danach entwickelte sich die Gegend im Duisburger Süden zum guten Wohnquartier.
Ein Boden, auf dem Buchen gedeihen, ist nicht gut für den Ackerbau. Dafür müsste er intensiv gekalkt werden. Aber Buchenholz eignet sich gut für den Innenausbau von Gebäuden, für Möbel. Das könnten die Gründe gewesen sein, warum der Wald so lange Bestand gehabt hat.
Duisburg-Buchholz: Nur vier Wege durchzogen den einstigen Wald
Um 1750 durchzogen vier Wege vor Ort den Wald: die Wedauer Straße (bis 1521 Grenze zwischen den Ländern Kleve und Berg), die Düsseldorfer Landstraße, die Sittardsberger Allee und der Altenbrucher Damm.
1193 bestätigte Kaiser Heinrich IV. dem Kloster zu Düsseldorf-Kaiserswerth die Nutzungsrechte an zwölf Teilen (Marken) im Reichswald, darunter auch in Buchholz. Soweit das Kloster Bauernhöfe verpachtete, erwarben deren Pächter auch Nutzungsrechte am Wald. Im Wald selbst hat es im 15. Jahrhundert in Buchholz nur einen einzigen Hof gegeben, den Kirchmannshof (13,5 Hektar Land).
Förster des Klosters legte die Regeln fest
1561 erließ der Herzog von Jülich-Kleve-Berg eine neue Waldordnung. Die Zuständigkeit für den Reichswald war also schon auf ihn übergegangen. Demnach waren die Beerbten (wie das Kloster) und die Unerben zu unterscheiden. Gewöhnlich waren die Ländereien des Klosters in Bauern- und Hofstellen unterteilt. Jeder Hofstelle stand eine bestimmte Menge an Holzfuhren zu, die sie aus dem Wald abtransportieren durfte. Auf das Recht, sich auch an Baumstümpfen und Ästen zu bedienen, verzichteten die Beerbten meist zugunsten der ärmeren Bevölkerung der Umgebung.
Zu den Rechten am Wald gehörte auch das Plaggenhauen. Plaggen waren Rasenstücke auf Lichtungen, mit denen Dächer eingedeckt wurden. Kühe, Schafe und Ziegen durften nur an ausgesuchten Stellen grasen. Diese legte der Förster des Klosters fest. Das war meist der Besitzer von Schloss Heltorf in Düsseldorf-Angermund. Als Waldgraf war er es auch, der nach Bränden oder Kriegen den Dorfbewohnern der Umgebung Zugang zum Holz gewährte.
Jagen durften nur die Herrschaften
Zu den Pflichten der Beerbten gehörte es, die Waldwege instandzuhalten, neue Wege anzulegen, Bäche und Gräben freizuhalten und Lichtungen aufzuforsten. An den sonstigen Nutzungsrechten waren Menschen aus allen Orten der Umgebung beteiligt, auch aus Wanheim und Angerhausen.
Die hohe Jagd (Hirsche, Wildschweine) stand dem Landesherrn zu, war aber zum Beispiel 1665 auch für Buchholz auf den bergischen Amtmann zu Angermund übertragen. Die niedere Jagd (Rehe, Hasen und Feldhühner) stand dagegen den Beerbten zu.
Preußen machte den Weg frei für Rodungen
Die Rechte am Wald waren schließlich so kompliziert geworden, dass eine Reform überfällig war. Aber 1803 verlor zunächst das Kloster Kaiserswerth unter der französischen Besatzung diesen Besitz. Der neue Landesherr ab 1815, der König von Preußen, setzte 1816 eine Teilungskommission ein. Sie legte 1831 eine Regelung vor, wie die einzelnen vormals Beerbten abgefunden wurden. Nun konnte eine moderne Waldwirtschaft beginnen – oder auch größere Rodungen.
Die Bergisch-Märkische Eisenbahnstrecke tangierte Buchholz seit 1846. Haltepunkt für den Personenverkehr ist Buchholz allerdings erst seit 1968.
Bis 1975 gehörte auch der Osten von Wanheim zu Buchholz
Die industriellen und gewerblichen Aktivitäten in der Umgebung führten auch in Buchholz zu Ansiedlungen. Die geradlinigen Straßenverläufe deuten auf eine gezielte Planung. Buchholz (in den Grenzen bis 1975, also mit dem Osten von Wanheim) zählte 1895 genau 887 Einwohner, 1925 aber schon 4505, 1939 dann 7505 und 1962 über 20.000 Einwohner. In den heutigen Grenzen leben rund 14.000 Menschen.
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Seit 1900 bindet die Überlandstraßenbahn zwischen Düsseldorf und Duisburg auch Buchholz an. 1926 wurde sie auf einen eigenen Bahnkörper verlegt und ab 1969 im Norden auf eine Hochtrasse. Weiter südlich, am Sittardsberg, wurde sie tiefergelegt.
Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden in großem Stil Wohnsiedlungen
1907 legte die Gemeinde Huckingen, zu der Buchholz bis 1929 gehörte, einen Friedhof an der Sittardsberger Allee an. Er wurde mehrfach erweitert, zuletzt auf ehemaligem Gelände der Hahnschen Werke Großenbaum.
Siedlungen, die in den 1930er Jahren entstanden sind, waren Am Bollheister, Am Hauweg, Am Dickerhorst, Innsbrucker Allee und Im Königsbusch, ab 1936 die Afrika-Siedlung. Bombenabwürfe im Zweiten Weltkrieg haben Buchholz auch in Mitleidenschaft gezogen, aber nicht so wie die Innenstadt und den Duisburger Norden.
Die Stadtautobahn brachte spürbare Entlastung
In den 1950er Jahren entstanden dann weitere Siedlungen, so an Watzmann-, Füssener und Konstanzer Straße. Die Münchener Straße und die Lindenstraße entwickelten sich zu Einkaufsstraßen.
1977 erreichte die Duisburger Stadtautobahn, von Norden kommend, die Sittardsberger Allee. 1991 wurde sie von dort über die Anschlussstelle Altenbrucher Damm bis zur B 288 verlängert. Das brachte eine spürbare Entlastung für die Sittardsberger Allee.
Von drei katholischen Kirchen blieb nur eine übrig
Da es sich bei den früh Zugezogenen meist um Katholiken handelte, wurde schon 1900 eine Notkirche errichtet und 1910 in Ortsmitte die neue Pfarrkirche St. Judas Thaddäus. 1959 folgte im Norden des Stadtteils die Heilig-Geist-Kirche. Sie wurde 2008 geschlossen und 2010 abgerissen. 1962 kam noch die Notkirche St. Nikolaus an der Sittardsberger Allee hinzu, die 1968 durch ein neues Gotteshaus ersetzt wurde. Es wurde 2008 zum Caritascentrum umgebaut.
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Die Evangelischen waren nach Wanheim und (ab 1924) nach Wedau orientiert. Von 1956 an gehörten sie zur Gemeinde Großenbaum. 1962 wurde eine eigene Gemeinde Buchholz gegründet. Denn allein zwischen 1950 und 1959 hatte sich die Zahl der Evangelischen in Buchholz (mit dem Osten Wanheims) von 1500 auf über 7000 erhöht. Für sie wurde 1964 die Jesus-Christus-Kirche an der Arlberger Straße fertig. Von Mitte der 1960er Jahre bis 2006 existierte ferner ein Gemeindehaus am Altenbrucher Damm.
>>95 Jahre lang gab es nur die Schule an der Münchener Straße
Was die Schulen angeht, hier die jeweilige erste und die heutige Nutzung der Gebäude:
1868 katholische Volksschule Münchener Straße, seit 1968 katholische Grundschule, seit 1986 auch Musikschule bzw. Volkshochschule;
1963 katholische Volksschule Lüderitzallee, heute Gemeinschaftsgrundschule Waterbergpfad; Gemeinschaftsvolksschule Lüderitzallee, bis Anfang der 90er Jahre Hauptschule, danach städtisches Fortbildungsinstitut, 2016 abgerissen;
1966 Gemeinschaftsvolksschule Sittardsberger Allee, ab 1968 Hauptschule, seit Ende der 70er Jahre Buchholzer Waldschule für geistig Behinderte;
1968 Gemeinschaftsgrundschule Böhmer Straße.