Duisburg. Durch den Umbau wird das Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg zu einer noch größeren Staufalle, wie ADAC-Zahlen im Vergleich eindrucksvoll belegen.

Autobahn-Vollsperrungen für den Um- und Ausbau des Kreuzes Duisburg-Kaiserberg wie zuletzt im vergangenen Dezember auf der A40 wegen eines Brückenabrisses sind die Ausnahmen. Die Arbeiten erfolgen ansonsten „unter fließendem Verkehr“. Dennoch werden die Nerven der Autofahrer seit dem offiziellen Start des Mammutprojekts vor über einem Jahr auf eine sehr harte Geduldsprobe gestellt – vor allem auf der A3, wie Stauzahlen im Vergleich eindrucksvoll verdeutlichen, die der ADAC auf Nachfrage der Redaktion zusammengestellt hat.

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Der größte Verkehrsclub Europas mit Sitz in München hat dazu die beiden Autobahnen rund um das Kreuz Kaiserberg auf der A3 zwischen dem Kreuz Oberhausen und dem Kreuz Breitscheid sowie auf der A40 zwischen dem Kreuz Moers und der Anschlussstelle Mülheim-Winkhausen betrachtet. Als Vergleichszeiträume wählte der ADAC exemplarisch einmal den Oktober 2022 vor dem Start des Umbaus und den Oktober 2023 – der Monat, in den der große Abriss einer A3-Brücke fiel. Dafür wurden damals zwei Wochen lang die darunter liegenden Gleise gesperrt, mit massiven Folgen für den Zugverkehr in der Region (wir berichteten), allerdings keine Autobahn.

Kreuz Duisburg-Kaiserberg wird durch Umbau zur noch größeren Geduldsprobe für Autofahrer

Wie der Vergleich zunächst zeigt, sind die Auswirkungen der Mega-Baustelle im Kreuz Kaiserberg auf der A40 offenbar nicht ganz so groß. Teilweise gab es auf den untersuchten Abschnitten in beiden Richtungen sogar leichte Rückgänge bei der Anzahl der Staus und der Länge. So verzeichnete der ADAC im Oktober 2022 auf der A40 Essen Richtung Venlo 396 Staus mit einer Länge von insgesamt 732 Kilometern und ein Jahr später „nur“ 380 Staus, die insgesamt 712 Kilometer lang waren. In der Gegenrichtung verringerte sich die Zahl der Staus von 273 auf 257 und die Gesamtlänge von 305 auf 280 Kilometer.

Der Automobilclub erklärt dazu, dass bei großer Verkehrsbelastung kleine Staus zu großen „zusammenwachsen“ und nicht mehr einzeln gezählt werden. Dadurch könne die Zahl der Staus zurückgehen. Außerdem gebe es für einen Vergleich eine viel wichtigere Größe: die Staudauer. Diese sei in beiden Richtungen auf der A40 gestiegen – auf der Autobahn Venlo Richtung Essen von 415 auf 492 Stunden und in Gegenrichtung von 203 auf 216 Stunden.

Staudauer vor allem auf der A3 stark gestiegen

Auf der A3 sind die Auswirkungen der Baumaßnahmen im Kreuz Kaiserberg in jeder Hinsicht noch viel deutlicher zu erkennen. Die Staudauer stieg auf über das Dreifache – auf der Autobahn Arnheim Richtung Köln von 220 auf 676 Stunden und in der Gegenrichtung sogar von 217 auf 740 Stunden.

Es gab im Oktober 2023 auf der A3 auch mehr Staus – in Richtung Köln 293 im Vergleich zu 259 ein Jahr zuvor und in Richtung Arnheim 332. Hier waren es im Vorjahresmonat 290. Die Gesamtlänge der Staus stieg im Vergleich im vergangenen Oktober in Richtung Köln von 666 auf 813 Kilometer und in der Gegenrichtung von 804 auf 835 Kilometer.

Verengte Fahrstreifen und reduzierte Geschwindigkeiten

Bei der für den Umbau im Kreuz Kaiserberg zuständigen Autobahn GmbH hatte die Redaktion ebenfalls Zahlen ihrer Leverkusener Verkehrszentrale für eine erste Staubilanz angefragt, aber keine bekommen. „Durch verengte Fahrstreifen, reduzierte Geschwindigkeiten sowie verkürzte Verflechtungsbereiche wird die Kapazität und Leistungsfähigkeit des Autobahnkreuzes während der Baumaßnahmen vorübergehend weiter eingeschränkt“, teilte Mario Korte, Leiter der Außenstelle Essen, lediglich mit.

Mario Korte, Leiter der Außenstelle Essen der Autobahn GmbH, nennt keine konkreten Zahlen. Er betont aber, dass die Kapazität und Leistungsfähigkeit des Autobahnkreuzes während der Baumaßnahmen vorübergehend weiter eingeschränkt wird.
Mario Korte, Leiter der Außenstelle Essen der Autobahn GmbH, nennt keine konkreten Zahlen. Er betont aber, dass die Kapazität und Leistungsfähigkeit des Autobahnkreuzes während der Baumaßnahmen vorübergehend weiter eingeschränkt wird. © Duisburg | Frank Oppitz

Und: „Die Autobahn GmbH ist bemüht, einerseits ausreichend Platz für die Baustellenbereiche sowie genügend sicheren Verkehrsraum bereitzustellen“, so Korte. Für 2024 sind weitere größeren Maßnahmen angekündigt (wir berichteten). Die Autobahngesellschaft hat sich insgesamt acht Jahre Zeit gegeben, das auch schon vor dem Umbau sehr störanfällige Kreuz für die Zukunft fit zu machen. Sie will bis dahin alle Strecken, die alten Brücken und die Rampen erneuern. Zudem bekommen die A3 und A40 jeweils pro Richtung einen zusätzlichen Fahrstreifen, um die steigende Verkehrsbelastung durch, wie erwartet, immer mehr Fahrzeuge stemmen zu können.

Bauzeit ist Stauzeit.
ADAC-Sprecher Thomas Müther

Aktuell und die nächsten Jahre heißt es deshalb: „Bauzeit ist Stauzeit“, wie es ADAC-Sprecher Thomas Müther formuliert. „Es gibt derzeit viele Baumaßnahmen auf den Autobahnen, die aber auch dringend nötig sind. Weil zwischenzeitlich Geld gefehlt hat, gab es einen Sanierungs- und Investitionsstau, der nun nach und nach abgebaut wird.“

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>> UMBAU KREUZ DUISBURG-KAISERBERG: HOHER ABSTIMMUNGSBEDARF – LOB UND KRITIK

  • Für den Umbau des Kreuzes Kaiserberg sind laut Autobahn GmbH diverse Abstimmungen mit Verkehrsbehörden, Leitstellen, Sicherheitsbehörden und betroffenen Kommunen nötig.
  • Je mehr sogenannte Baulastträger an einem Projekt wie im Kreuz Kaiserberg beteiligt sind, desto höher sei der Abstimmungsbedarf und die Gefahr, „dass es problematisch werden kann“, sagt der ADAC-Mobilitätsexperte Prof. Dr. Roman Suthold.
  • So hatte die Autobahn GmbH für den Neubau einer A3-Brücke frühzeitig die Sperrung der darunter liegenden Gleise bei der Deutschen Bahn beantragt – jeweils zwei Wochen in den kommenden Oster- und Sommerferien. Es handelt sich um eine der größeren Maßnahmen 2024. Erforderlich ist dafür nun aber „nur“ noch eine Gleissperrung vom 22. Juli bis 2. August.
  • Pech für die Zugreisenden: Die Bahn nimmt die Sperrung in den Osterferien trotzdem nicht zurück – wegen eigener bereits eingestielter und wichtiger Modernisierungsmaßnahmen, wie es heißt (wir berichteten).
  • Die Duisburger Stadtverwaltung stimmt sich nach eigenen Angaben beim Umbau des Kreuzes Kaiserberg gut mit der Autobahn GmbH ab. Es gebe einen konstruktiven Austausch mit den eigenen Fachabteilungen. „Auch kurzfristige Anfragen laufen in der Regel reibungslos ab“, sagt Stadtsprecher Malte Werning.
  • Dagegen haben die Anwohner der Werthacker-Siedlung, hinter deren Gärten Duisburgs wohl größte Baustelle liegt, bereits die Informationspolitik der Autobahn GmbH kritisiert (wir berichteten).