Duisburg. Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann nicht richtig lesen. Leselernhelfer vom Verein Mentor helfen den Kindern. Ein Besuch in Wanheim.
Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann nicht richtig lesen. Der Verein Mentor möchte das mit gezielter Leseförderung ändern – nun auch in Duisburg. Treffpunkt ist die Bibliothek der Grundschule Wanheim, Am Tollberg. Hier kommen rund 15 Menschen zusammen: Die Schulleiterin, Mentorinnen und auch die Vorsitzende des neu gegründeten Vereins, Brigitte Nitzschner: „Ich habe durch Bekannte von dem Projekt erfahren, ich hatte direkt Lust, die Kinder zu unterstützen und jetzt haben wir auch endlich unseren Verein in Duisburg.“
Der Mentor-Verein in Duisburg ist seit einem Jahr aktiv
Dass die Gründung durchaus anstrengend war, sieht die Mentorin als vorbereitende Geduldsübung. Sie glaubt an das Projekt und seine Notwendigkeit. „Unser Motto ist ja Bildung durch Bindung, das ist mehr, als nur zusammen lesen“, sagt Nitzschner.
Hannelore Fehr ist als Mentorin für den Verein an der GGS Wanheim aktiv. Ein Moment aus dem letzten Jahr bleibt ihr besonders in Erinnerung: „Das war noch ganz am Anfang“, erzählt sie. „Ich habe eine Knieverletzung und kann nicht so gut auf den kleinen Stühlen sitzen. Das hat Mohamed direkt gemerkt und mir einen größeren Stuhl geholt.“
Insgesamt sind „alle Kinder sehr dankbar, jeder freut sich auf die gemeinsame Lesezeit“, berichten die Mentoren. Auch der Zehnjährige Ibrahim hat schon an der Leseförderung teilgenommen. Mit seiner Mentorin hat er „Die drei ???“ gelesen. „So lesen wir auch endlich ein Buch bis zum Ende“, sagt er stolz. Sein Freund Ahmed (9) liest auch so schon gerne und viel, aber die Lesezeit in der Schule ist noch mal anders. „Wir lesen Bücher über Fußball, reden, und spielen. Dann wird es auch nicht langweilig – das ist toll.“
Duisburg-Newslettergratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Stadtseite + Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo I Hbf]
Diese Mischung hebt Helmut Jüngst vom Mentor-Bundesverband besonders hervor: „Das hier ist keine Nachhilfe, sondern Förderung. Fürs Lesen, fürs Verstehen aber auch für das Soziale.“ Eine Lesestunde sei nie nur Lesen, 45 Minuten halte das ja auch kein Kind durch. Das bestätigt auch Mentorin Karin Schultes: „Wir unterhalten uns, spielen, malen, rätseln und lesen natürlich. Ich lese etwas vor, das Kind dann weiter, dann wieder ich – immer abwechselnd.“ Schon als Schülerin habe sie immer viel gelesen, jetzt freut sie sich, ihre Leidenschaft an die Kinder weiterzugeben.
Auch die kommissarische Schulleiterin Sylvia Weirich ist sehr froh über das Projekt. Im normalen Unterricht hätte jedes Kind hochgerechnet fünf Minuten Redeanteil – in den Lesestunden sind es 45 Minuten: „Das können wir als Schule zeitlich und personell gar nicht leisten.“ Wer das individuelle Angebot annehmen darf, entscheiden die Lehrer – abhängig von schulischer und familiärer Förderung: „Wir haben hier in Wanheim einen hohen Bedarf, da gehen uns eher die Räume als die Schüler aus“, scherzt die Schulleiterin.
>>LESELERNHELFER GESUCHT
- Der Mentor-Verein Duisburg sucht noch nach weiteren Leselernhelfern. Bisher sind sie zu zehnt, damit helfen sie an der GGS Wanheim und an der Grundschule Böhmerstraße aus: „Wir wären irgendwann gerne an allen Duisburger Grundschulen präsent, dafür braucht es aber natürlich mehr Mentoren“, erklärt Brigitte Nitzschner.
- Die Vorsitzende lädt alle zur nächsten Schulung am 21. September ein. Interessierte können sich per Mail an mentor-duisburg@gmx.de oder per Telefon über 01575 4030003 an das Projekt wenden.