Duisburg-Aldenrade. Die Tischlerei Paschke in Duisburg-Aldenrade besteht seit 1838. Doch Erfahrung und Tradition ist das eine. Was den Betrieb besonders auszeichnet.

Die Tischlerei Fritz Paschke & Söhne an der Kolpingstraße in Aldenrade ist ein Traditionsbetrieb, gegründet schon 1838. Allerdings einer, der die Zukunft immer fest im Blick hat: „Wir sind wie Baden-Württemberg. Wir haben Dinge schon umgesetzt, bevor etwas Thema wird“, sagt Frank Paschke (52) grinsend. Er ist einer der beiden Paschke-Brüder, die das Ruder des Betriebs seit 1999 in der Hand haben. Übrigens in der sechsten Generation. So ist ihre Schreinerei längst ein klimaneutrales Unternehmen. „Wir warten nur noch auf den offiziellen Stempel, uns so nennen zu dürfen“, betont Bruder Thomas Paschke.

Das Thema Nachhaltigkeit verfolgen die beiden seit 2000. Sie benötigen seit neun Jahren kein Gas mehr, um die Werkstatt zu heizen. Sie setzten auf Wärmerückgewinnung. „Mit den Spänen, die in der Produktion anfallen, und nicht mehr verwertbarem Holz wird der Ofen betrieben“, erklärt Thomas Paschke (57). Eine große Photovoltaikanlage liefert den Strom. Die Regenrückgewinnungsanlage wässert das begrünte Dach und reinigt die Solarmodule. Dass es auch schon einige E-Autos im Betrieb gibt, liegt nahe.

Tischlerei in Duisburg-Aldenrade: Nachhaltigkeit ist den Inhabern sehr wichtig

Für die Brüder ist der Schutz der Umwelt und des Klimas eine Herzensangelegenheit. Sie wissen aber auch, dass es Kunden gibt, die verstärkt auf solche Faktoren achten. „Bei großen Firmen wird das immer wichtiger. Da bekommt man einen Auftrag nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Auch wenn das Angebot vielleicht höher ausfällt als das der Konkurrenz“, so Thomas Paschke.

Die Paschkes setzen auf Nachhaltigkeit. Daher betreiben sie eine große Photovoltaikanlage und haben das Dach begrünt.
Die Paschkes setzen auf Nachhaltigkeit. Daher betreiben sie eine große Photovoltaikanlage und haben das Dach begrünt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Intensives Recycling gehört für die Paschkes ebenfalls dazu: „Auf unserem Hof stehen fünf Container, zum Beispiel für Glas, Pappe oder Stahl. Bei vielen Schreinereien landet alles in einem Container“, erklärt Thomas Paschke. Kunststofffenster – ein Schwerpunkt der Tischlerei – werden zu 100 Prozent recycelt. „Wir sammeln die alten Fenster, die eine Firma für uns verarbeitet. Die neuen bestehen innen aus recyceltem Material, von außen bekommen sie eine neue Beschichtung.“

Tischlerei unterstützt Kunden bei Förderanträgen

Entscheiden sich Kunden zum Einbau neuer Fenster oder Türen, um Energie zu sparen, werden sie von den Mitarbeitern der Tischlerei dabei unterstützt, Fördermittel zu bekommen. Ein Service, der sehr geschätzt wird, denn die Anträge sind nicht gerade unkompliziert.

Esther Paschke managt das Bestattungsinstitut der Firma in Aldenrade.
Esther Paschke managt das Bestattungsinstitut der Firma in Aldenrade. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Individuelle Möbel, vor allem Küchen, sind bei den Kunden ebenfalls gefragt: „Auf unserer Webseite gibt es zwei Tools, mit denen selbst Laien sich in zehn Minuten Türen oder Möbel konfigurieren und mit nur einem Knopfdruck den Preis bei uns anfragen können“, erläutert Frank Paschke, der übrigens Obermeister der Tischlerinnung Duisburg ist. Die Teile für Möbel werden mit einem sogenannten CNC-Bearbeitungszentrum gefräst. Die mittels Computer gesteuerte Maschine arbeitet äußerst präzise. „Die Genauigkeit liegt bei 0,1 Millimeter.“

Thomas Paschke: „Gerade sind komische Zeiten. Man kann schlecht kalkulieren.“

Die Paschkes beschäftigen 20 feste Mitarbeiter und zehn Aushilfen. Acht Auszubildende erlernen gerade das Tischler-Handwerk. „Damit sind wir einer der größten Ausbildungsbetriebe im Ruhrgebiet“, sagt Frank Paschke nicht ohne Stolz. Nachwuchssorgen hätten Tischler nicht: „Schreiner ist ein attraktiver, gefragter Beruf.“

Auch über einen Mangel an Arbeit kann die Tischlerei nicht klagen. „Momentan haben alle Betriebe volle Auftragsbücher. Allerdings sind es gerade komische Zeiten. Man kann schlecht kalkulieren. Viele Menschen sparen auf eine neue Heizung. Das könnte für uns zum Problem werden und das Gefüge verschieben.“ Durch die Corona-Zeit sei das Unternehmen gut gekommen: „Da konnte man ja kaum in den Urlaub fahren. Von dem gesparten Geld haben sich viele Menschen eine neue Haustür gekauft“, erinnert sich Thomas Paschke.

Neben Privatkunden sind Unternehmen ein zweites Standbein. So baut die Tischlerei seit 2017 alle Sparkassen-Filialen in Duisburg und Kamp-Lintfort um, die den neuen, einheitlichen Look bekommen. Aber auch Kirchen, Wohnungsgenossenschaften und Thyssenkrupp Steel stehen auf der Kundenliste.

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Die Paschkes haben noch ein drittes Standbein: ein Beerdigungsinstitut. Diese Kombination war früher gang und gäbe, heute ist sie eher die Ausnahme. „Viele Tischler sind irgendwann ganz auf Bestattungen gegangen – dafür gibt es gute Gründe: Man verdient mehr Geld und hat weniger Vorschriften.“

Thomas Paschkes Frau Esther (58) managt das Institut mit Herzblut. „Wir organisieren im Jahr 120 bis 150 Beerdigungen“, berichtet die gelernte Krankenschwester. Selbst in diesem Bereich wird der Umweltaspekt immer wichtiger – längst gibt es Urnen aus natürlichen Materialien wie Lehm, Baumwolle oder Stein.

Inzwischen ist mit Thomas Paschkes Sohn Stephen (32) schon die siebte Generation mit an Bord. Andrea Paschke, die Ehefrau von Frank Paschke, kümmert sich im Hintergrund um Lohnbuchhaltung und Personalfragen. Und auch Generation fünf mischt noch kräftig mit: Wenn der Familienrat morgens den Tag bespricht, sitzen auch Vater Fritz (83) und Mutter Ursula (80) mit am Tisch. Hier schließt sich der Kreis: Tradition und Zukunft arbeiten Hand in Hand.