Duisburg. „Peter Pomm“ ist weit über Duisburgs Stadtgrenzen hinaus bekannt. Was den Imbiss in Marxloh so besonders macht. Besondere Ehre für Inhaber.
Der Imbiss „Peter Pomm’s Pusztetten-Stube“ ist Kult in Marxloh, ebenso wie die namensgebenden Hackbällchen. Das einstige Duisburger Gastro-Imperium mit einem Dutzend Filialen ist Ende der 90er auf einen einzigen Standort am August-Bebel-Platz zusammengeschrumpft. Doch die Beliebtheit des Verkaufsschlagers ist seither ungebrochen und sogar gewachsen. Für den Imbiss gibt es jetzt eine besondere Ehre: „Peter Pomm“ gilt als Ursprung der Currywurst.
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Kult ist aber mittlerweile ein anderes Gericht: Die patentierten Pusztetten werden nicht nur frisch zubereitet mit Pommes Frites im Marxloher Imbiss verkauft, sondern in rote Dosen zum Mitnehmen abgefüllt. „Ich verschicke meine Dosen nach ganz Deutschland, in die Schweiz und sogar nach Amerika“, sagt Inhaber Willem Tauber und erzählt von einem indigenen Stamm, dessen Mitglieder schon lange auf den Geschmack gekommen seien.
Hackfleischbällchen schufen einst ein Gastro-Imperium mit zwölf Filialen in Duisburg
Mit seinem Schwiegervater, dem Metzger Peter Johann Hildebrand, habe der Gastronom 1958 Duisburgs ersten Imbisswagen ans Pollmannkreuz gestellt. Hildebrand sei ein Pionier und ein Genie gewesen. Der Niederländer habe 1936 nicht nur die Currywurst nach Deutschland gebracht. Später habe er für seine Imbisse auch eine Fritteuse in Auftrag gegeben, als es sie hierzulande noch nicht zu kaufen gab.
Die Pusztetten hat er erfunden, kleine Bällchen aus Rind- und Schweinefleisch, verkauft in pikanter Tomatensoße nach Geheimrezept. Als noch zwölf Filialen beliefert wurden, hat die Familie sie in einer eigenen Metzgerei noch selbst hergestellt, inzwischen übernimmt das eine lizenzierte Fleischerei.
An der Fritteuse steht der Niederländer Willem Tauber, auch liebevoll „Onkel Pomm“ genannt, selbst nicht mehr. Den Kultimbiss hat jetzt seine Tochter Andrea Schulte fest im Griff. „Ich bin Imbissverkäuferin mit Leidenschaft“, sagt Schulte und hängt nicht an die große Glocke, dass sie die Enkelin des verstorbenen Betriebsgründers und die Tochter des Inhabers ist. Sie will durch ihre Arbeit überzeugen, nicht durch ihren Stammbaum.
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Für einen Plausch mit ihren Gästen findet sie immer Zeit. „Wir haben total nette Kunden, viele kenne ich von klein auf“, sagt Andrea Schulte, die in den Pommesbuden aufgewachsen sei und schon als Teenagerin mitgeholfen habe. „Als junges Mädchen wollte ich Metzgerin werden“, verrät sie ihren früheren Traumberuf. Aber eine Allergie habe ihr diese Karriere versperrt. So stieg sie nicht als Pusztetten-Produzentin ins Familiengeschäft ein, sondern als Verkäuferin und hat bis heute fast 40 Jahre Erfahrung gesammelt.
„Onkel Pomm“ kennt unzählige Anekdoten – auch mit Götz George und Helmut Horten
Wenn es aber um Anekdoten von früher geht, da kann niemand „Onkel Pomm“ das Wasser reichen. So erzählt er vergnügt, wie sich in den 50ern kurz vor der Sperrstunde regelmäßig lange Menschenschlangen vorm Imbisswagen sammelten oder wie während der Kartoffelkrise in den 70ern die Preise explodierten.
Als Helmut Horten 1967 sein Kaufhaus am August-Bebel-Platz eröffnete, das heutige Marxloh-Center, sei er mehrfach selbst in der Pusztetten-Stube zum Essen gewesen und habe natürlich die Spezialität des Hauses bestellt. „Weil er in seinem Kaufhaus auch ein Schnellrestaurant hatte, habe ich ihn gefragt, ob er mich denn ruinieren will“, erinnert sich Willem Tauber. Wenig später, erzählt er weiter, habe Horten das Restaurant geschlossen.
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Weniger freundlich lief dagegen – zumindest anfangs – ein Zusammentreffen mit dem Schauspieler Götz George. So habe Teuber in den 80ern gerade den Bürgersteig vor der damaligen Filiale an der Weseler Straße geputzt, als es dem WDR für Tatort-Dreharbeiten plötzlich zu sauber war. Also habe das Drehteam vor seinem Laden Müll hinschmeißen wollen.
Dagegen habe sich der Gastronom erbittert gewehrt und sei dabei mit Götz George, der als Kommissar Horst Schimanski vor der Kamera stand, aneinandergeraten. „Ich habe mich mit Schimmi gekloppt“, sagt Willem Tauber verschmitzt und nicht ohne Stolz. Doch die Situation ließ sich aufklären, und Götz George habe anschließend in der Pusztetten-Stube gegessen. Erinnerungsfotos hängen noch heute samt Autogramm an der Wand.
Zu den Stammkunden für prall gefüllte Pommesschalen zählen immer noch einige Marxloher mit türkischem Migrationshintergrund. „Es kommt aber kaum noch Laufkundschaft“, bedauert Andrea Schulte, dafür gebe nicht mehr genug vernünftige Geschäfte zum Einkaufen. Jedoch kommen viele hungrige Gäste gezielt mit dem Auto aus ganz Duisburg und aus der Region. Die werden aber, ergänzt Tauber, auch immer älter. Die Zeiten, dass früher die Familien ganzer umliegender Wohnviertel Appetit auf die Hackbällchen, Currywurst oder halbes Hähnchen hatten, seien vorbei.
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Klares Bekenntnis für Marxloh: „Der Laden wird nicht verkauft, solange ich lebe“
„Der Laden wird nicht verkauft, solange ich lebe“, bekennt sich Willem Tauber zum Stadtteil, und auch die Preise für Pusztetten und andere Speisen wie halbe Hähnchen, Schnitzel oder die ebenfalls patentierten Curryletten, also gekochte Currywurst nach Geheimrezept, werde er stabil halten.
[Der Artikel ist in einer ersten Version am 24. Juli 2023 erschienen]