Duisburg. Tolga Ekici verkauft in der Duisburger Innenstadt Cannabis mit dem Wirkstoff CBD – völlig legal, versichert er. Warum die Polizei widerspricht.
„88 Prozent CBD, 100 Prozent legal“, heißt es auf der Website von Tolga Ekici. Er verkauft Produkte mit Cannabidiol (CBD), einem der Wirkstoffe von Cannabis. Auf der Friedrich-Wilhelm-Straße in der Duisburger Innenstadt hat Ekici vor einem Jahr das Geschäft „High Seven“ eröffnet. Verkauft werden hauptsächlich Öle, Blüten und Haschisch. Doch wie legal ist das wirklich? Bei genauerem Hinsehen fällt auf: Der rechtliche Umgang mit diesen Cannabiserzeugnissen gleicht einer Grauzone.
Was ist CBD?
„CBD ist ein Wirkstoff im Cannabis, genauso wie THC“, erklärt Tolga Ekici, der schon länger in der Branche tätig ist. Die Gleichstellung mit THC-haltigem – also psychoaktivem – Cannabis in der öffentlichen Wahrnehmung stört ihn: Im Gegensatz zur berauschenden Wirkung von THC, wirke CBD lediglich beruhigend auf den Körper. Es entspanne und könne dadurch bei allerlei gesundheitlichen Problemen, wie Stress, Schmerzen oder Schlaflosigkeit helfen. „Das ist nicht einfach legales Gras“, so Ekici, „sondern eine natürliche Alternative zu chemischen Tabletten“.
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
CBD-Verkäufer aus Duisburg: „Offiziell darf man nur dran riechen“
Dadurch, dass CBD ein Naturprodukt sei, wirke es bei jedem etwas unterschiedlich: „Das ist wie mit Kaffee, manche sind nach einer Tasse hellwach, andere spüren erst nach der Dritten etwas“, vergleicht der CBD-Verkäufer.
Ist CBD für Kunden wirklich legal?
Öle, Blüten, Haschisch, das alles ist rein rechtlich nicht für den Konsum, also weder zum Rauchen, noch zum Trinken oder Essen vorgesehen: „Offiziell darf man nur dran riechen, das CBD aber nicht aufnehmen. Dann ist das alles legal“, so der Geschäftsinhaber, der versichert: „Dem Endverbraucher droht nichts.“
Die Polizei würde bei einer Kontrolle das Cannabis selbst auf den THC-Gehalt überprüfen. Der sei bei frei verkäuflichem CBD so niedrig, dass keine Konsequenzen zu befürchten sind. „CBD darf ja jeder legal kaufen.“
Ein Drogenermittler der Kripo Duisburg jedoch widerlegt diese Einschätzung auf Nachfrage: „Grundsätzlich ist der Besitz von Cannabis zum Konsum rechtswidrig und wird verfolgt – ob CBD oder THC ist da erstmal egal.“ Das Betäubungsmittelgesetz sehe eben keine Kategorisierung nach THC-Anteil vor. Auch CBD stehe damit auf einer Ebene mit THC-haltigem Cannabis.
In Oberhausener CBD-Shop gab es bereits eine Razzia
Das Betäubungsmittelgesetz gibt Aufschluss: Der Verkauf und Besitz von Cannabis ist grundsätzlich illegal. Die Ausnahme, auf die sich Tolga Ekici bezieht, besteht nur, wenn der „Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) 0,2 Prozent nicht übersteigt“ und das CBD „ausschließlich gewerblichen oder wissenschaftlichen Zwecken dient“.
Der Experte der Duisburger Polizei schlussfolgert daraus: „Mit fünf Gramm CBD in der Polizeikontrolle wird es schwer, glaubhaft zu versichern, dass ich das gewerblich oder wissenschaftlich benutze.“ Nach einer Razzia in einem Oberhausener CBD-Shop erhielten jüngst Kunden polizeiliche Vorladungen (wir berichteten).
Die einzige Ausnahme, so der Ermittler, seien Hygieneprodukte, „Cremes oder Handseifen, die kann man ja nicht konsumieren“. Genau das gibt es in Tolga Ekicis Sortiment aber nicht.
Ist CBD für Verkäufer legal?
Auch den Verkauf sieht die Polizei nicht vom Gesetz gedeckt: „Verkaufen darf CBD-Blüten nur, wer sich sicher sein kann, dass diese nicht zum Konsum verwendet werden.“ Ein einfacher Hinweis auf der Packung reiche nicht aus. „Wenn sich immer wieder Menschen kleine Mengen CBD kaufen, dann kann der Verkäufer quasi davon ausgehen, dass das konsumiert wird.“
Konsum nicht legal: „Kann mich nicht neben Käufer aufs Sofa setzen“
Solche Schwierigkeiten hatte Tolga Ekici bislang nicht. Der Shopbetreiber sagt: „Das ist ein Rechtsstreit, den wir immer haben. Die Polizei sagt das eine, mein Anwalt das andere.“ Was genau „das andere“ ist, bleibt allerdings offen. Er kritisiert die Gesetzeslage: Es sei eine Grauzone, die Regeln würden sich tagtäglich ändern.
Auf die Einschätzung der Polizei antwortet er mit Unverständnis: „Ich sage klar, dass man das nicht rauchen darf. Aber ich kann mich nicht neben die Käufer aufs Sofa setzen.“
Warum gibt es dann CBD-Shops?
Tolga Ekici preist die beruhigende Wirkung seiner Produkte an, auf der Theke im Verkaufsraum liegen außerdem Utensilien wie Blättchen und Filter – die zum Rauchen benutzt werden. Gleichzeitig weise er aber Käufer darauf hin, dass CBD nicht zum Konsum geeignet sei. Wie passt das zusammen? Darauf angesprochen, verweist Ekici darauf, dass CBD seine Wirkung zum Beispiel schon entfalte, wenn es als Öl auf die Haut aufgetragen oder als Duftspender verwendet werde: „Was die Leute wirklich damit machen, kann ich nicht kontrollieren.“
Letztlich wolle er Menschen helfen, ihnen eine Alternative bieten. „Hier kam letztens eine Frau nach ihrer Chemo rein, CBD sei das einzige, was ihr wirklich hilft. Wie kann ich denn da nein sagen?“ Dafür gehe er auch das Risiko ein. Nach seinen Erfahrungen ignoriere die Polizei CBD-Shops, solange steuerlich alles passt. Die Behörde allerdings bleibt dabei: „CBD ist illegal, die Geschäfte ebenfalls.“
Was wird nach Cannabis-Freigabe aus dem CBD-Shops?
Ein Gang durch die Duisburger Innenstadt zeichnet ein anderes Bild. Schnell lassen sich zwei Läden ausmachen. Die Werbung für CBD hängt offensiv im Schaufenster. Eine richtige Verfolgung gibt es augenscheinlich nicht, obwohl die Pläne der Bundesregierung zur Freigabe von Cannabis längst noch nicht umgesetzt sind. Sollten diese Pläne allerdings realisiert werden, würde damit auch CBD aus der Illegalität geholt, bestätigt die Polizei.
Keine Angst vor Cannabis-Legalisierung
Darin sieht Tolga Ekici keine Gefahr für das CBD-Geschäft. Am Anfang würde es sicherlich kurz einbrechen, sich dann aber schnell wieder erholen: „Die Realität ist ja: Jeder kommt an Cannabis, die Menschen kiffen. Dafür brauchen sie kein CBD, aber meine Kundschaft kommt genau deswegen.“ Es seien auch Menschen, „die früher gekifft haben, aber jetzt ein bisschen mehr Ruhe suchen. Die mögen normales Cannabis eben nicht.“
Außerdem könne er sich gut vorstellen, in Zukunft auch ein lizenziertes Cannabis-Geschäft zu werden, schließlich „hat auch normales Cannabis ja seine Vorteile“. Zurzeit sieht der Plan der Bundesregierung vor, THC-haltiges Marihuana zunächst in speziellen Vereinen verfügbar zu machen. In sogenannten Modellregionen soll aber auch schon der Verkauf in lizenzierten Geschäften getestet werden.