Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Ein Betrieb im Duisburger Westen besteht bereits seit 1887. Bald übernimmt zum ersten Mal eine Frau das Ruder – mit gerade mal 22 Jahren.
„Meine Eltern haben mir damals die Wahl gelassen. Ich durfte werden, was ich wollte. Hauptsache Maler.“ Johannes-Peter Bongartz lehnt sich entspannt in seinem Stuhl zurück und sieht nicht ansatzweise so aus, als ob er seine berufliche Entscheidung jemals bereut hätte. Der großzügige moderne Ausstellungsraum des Traditionsunternehmens ist gespickt mit ausgefallenen und erlesenen Wandverkleidungsvorschlägen, die die Liebhaber von hochwertigen Produktlösungen in Entzücken versetzen. Und Familie Bongartz ist stolz auf das gute Renomee, das sich der Betrieb bereits in vierter Generation sowohl erhalten, als auch mit neuen Schwerpunkten erarbeitet hat.
Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Bereits 1887 kümmerte die Familie sich in Rumeln-Kaldenhausen um Farben, Tapeten und Lacke. Der Stammsitz ist gar nicht weit entfernt vom heutigen Firmensitz an der Düsseldorfer Straße 141. Der wahre Stolz von Firmeninhaber sitzt allerdings gleich links neben ihm und strahlt mit dem Papa um die Wetter. Isabel Bongartz ist nämlich frisch gebackene Junior-Chefin und wird die bongartzsche Welt der Farben in die 5. Generation führen. Und zwar komplett freiwillig. „Ich konnte mich lange nicht entscheiden, was ich nach dem Abi machen wollte, aber irgendwann hat sich die Liebe zu den Farben doch durchgesetzt“, erklärt die zierliche junge Frau fast ein wenig schüchtern ihre Berufswahl.
Malerbetrieb Bongartz aus Rumeln-Kaldenhausen: Tochter hat sich durchgebissen
Die ist tatsächlich bisher kein Spaziergang gewesen und Papa Johannes-Peter verspricht mit einem verschmitzten Lächeln, dass auch die kommenden Jahre wahrscheinlich keine extralangen Strandurlaube verheißen werden. Schließlich kennt er das aus allererster Hand: Der Chef bleibt am längsten und hat am wenigsten Urlaub. Das war schon immer so und ist natürlich auch für seine Tochter kein Neuland, schließlich ist sie im Betrieb groß geworden. Doch erst einmal ist Isabel stolz und erleichtert, ihre Ausbildung hinter sich gebracht zu haben. „Die Lehre als Maler und Lackierer ist anstrengend und ich musste mich ganz schön durchbeißen“, gesteht sie.
Allerdings hat sie die Ausbildung nicht auf die Lehrjahre in einem Betrieb in der Nähe begrenzt. Isabel hat sich für eine triale Ausbildung entschieden und es geschafft, innerhalb von fünf Jahren drei Abschlüsse zu machen. „Ich habe direkt an die Lehre den Meister drangehängt und parallel dazu abends und an den Wochenenden noch studiert“, erklärt sie. Feiern, Freunde treffen, Disco? „Naja, das kam alles ein bisschen zu kurz, aber ich wusste ja, wofür ich das Ganze mache und jetzt ist es vorbei.“ Stimmt, und mit gerade mal 22 ist noch viel Zeit für Partys übrig.
22-jährige Duisburgerin übernimmt Familienbetrieb in Rumeln-Kaldenhausen
Wenn man mit der jungen Dame durch die Ausstellung schlendert, dann wird schnell klar, dass Isabel tatsächlich das Farb-Gen ihrer Familie geerbt hat. Sie erklärt begeistert die neuen Wohntrends und zeigt, was heute alles möglich ist, wenn man nur ein wenig Zeit und Herzblut in die Renovierung steckt. „Neulich haben wir eine vier Meter breite nahtlose Tapete mit der Optik eines Raumschiff-Cockpits an die Wand gebracht, das sah super aus“, schwärmt sie und zeigt ein Video dieses ungewöhnlichen Interieurs. Dabei wird schnell klar, dass diese Art der Wanddeko tatsächlich nicht mehr von einem ambitionierten Baumarkt-Fan in Heimarbeit gestemmt werden kann.
Ungewöhnliches und Hochwertiges braucht Fachpersonal. Aber dafür hat die nächste Generation ja schließlich gelernt und brennt nun darauf, kreativ richtig durchstarten zu können. Und Vater Johannes-Peter macht nicht den Eindruck, als ob er seiner Tochter Daumenschrauben anlegen würde. Schließlich hat sein Vater ihm damals auch vertraut und alles ist gut gegangen. Vielleicht klappts zumindest jetzt für ihn und seine Frau Sabine mit dem extralangen Strandurlaub.