Duisburg-Dellviertel. Schüler des Steinbart-Gymnasiums haben einen besonderen Projekttag organisiert. Warum auch über Mobbing und Steuererklärungen gesprochen wurde.

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. Engagierte Schülerinnen und Schüler des Steinbart-Gymnasiums haben diesen alten Spruch wörtlich genommen. In Eigenregie haben sie für sich und alle Mitschüler einen Projekttag organisiert, an dem mal nicht Kurvendiskussionen und Textinterpretationen auf dem Programm standen. Stattdessen wurden Themen wie „Mentale Gesundheit“ und „Mobbing“ behandelt – oder die Fragen, wie man eigentlich seine Steuererklärung macht und welche Versicherung man wirklich braucht.

Duisburger Steinbart-Gymnasium: Schüler organisieren besonderen Projekttag

„Wir haben im Laufe der Zeit gemerkt, dass wir auf viele Dinge, die uns nach der Schule erwarten, nicht gut vorbereitet sind“, erklären der 18-jährige Mika Schilling und die 17-jährige Alina Thamm. Die beiden gehören zu dem Team, das sich den Projekttag an der eigenen Schule nicht nur ausgedacht, sondern von Anfang an konzeptionell begleitet und organisiert hat.

„Der Tag wurde komplett von Schülern gestaltet“, sagt Alina. „Zuerst hatten wir in der Schülervertretung die Idee, dann haben wir in allen Gremien über das erste Konzept und die Themen abstimmen lassen, Feedback von Schülern, Eltern und Lehrern eingeholt, alles durchgeplant und am Ende auch die Referenten eingeladen.“

Sebastian Brück ist ehemaliger Steinbart-Schüler und kehrte als Referent für das Thema „Versicherungen“ an seine alte Schule zurück.
Sebastian Brück ist ehemaliger Steinbart-Schüler und kehrte als Referent für das Thema „Versicherungen“ an seine alte Schule zurück. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Es gebe tatsächlich „nichts“, was die Gruppe nicht selbst gemacht hätte, erklärt Stefanie Letzner, die am Steinbart Sozialwissenschaften und Deutsch unterrichtet. In ihrem Projektkurs verfolgten die Zwölftklässler die Idee des Projekttages konsequent weiter. Letzner ist stolz auf ihre Schüler: „Solch einen ganzen Tag zu planen, das war ein großer Brocken. Auch weil sie nicht immer ernst genommen wurden, als sie zum Beispiel die Kontakte zu den Referenten geknüpft haben. Da gab es schon manchmal frustrierte Gesichter.“

Mit Würmern in den Klassenraum

Doch das Schülerteam ließ sich auch durch Rückschläge nicht entmutigen – und am Ende war tatsächlich jeder Vortrag oder Workshop mit einem Speaker besetzt. In den fünften Klassen erklärten zum Beispiel zwei Mitarbeiterinnen der Wirtschaftsbetriebe, wie man Müll richtig trennt, und welche Abfälle in die Biotonne gehören. Um den Kindern möglichst spielerisch an das Thema heranzuführen, hatten die Abfallberaterinnen echte Regenwürmer und Kellerasseln mit dabei. „Die Würmer waren total glitschig auf der Hand“, erzählt die zehnjährige Jonna. Geekelt habe sie sich aber nicht. „Die machen die Erde!“

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In der Aula ging es für die Klassen der Mittelstufe derweil um die Frage, was für sie eigentlich Stress ist: „Hausaufgaben“, „Training und Wettkämpfe“, „Lernen“ und „Eigenerwartung“. In einem zweiten Schritt sollten die Jugendlichen herausfinden, welche individuellen Kraftquellen jeder Einzelne hat. „Es geht mir darum, den Gymnasiasten zu erklären, woran ich im Körper merke, dass ich Stress habe, und wie ich heute Ressourcen für morgen aufbaue“, so Emotionscoach und Heilpraktikerin für Psychotherapie Bettina Tittel, die für den Projekttag ebenfalls ans Steinbart gekommen war.

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Eine gute Vorsorge für sich und die eigene Psyche zu betreiben, sei auch schon für junge Menschen wichtig. „Denn ob Auslandsaufenthalt oder Bewerbung – da kommt in Zukunft noch eine Menge auf sie zu.“

Was bleibt eigentlich netto vom ersten Gehalt übrig?

Das Thema Zukunft stand auch für die Oberstufenschüler auf dem Programm: Der ehemalige Steinbart-Schüler Sebastian Brück, der sich heute beruflich mit Versicherungen beschäftigt, war für einen Vortrag an sein altes Gymnasium zurückgekehrt und gab den jungen Erwachsenen ganz praktische Lebenshilfe. Was bleibt eigentlich netto vom ersten Gehalt übrig? Wieso muss man in Deutschland Sozialversicherung bezahlen? Welches sind die Pflichtversicherungen? Und woran merken wir, dass wir in einem Sozialstaat leben? Diese und andere Fragen beantwortete Brück anschaulich und konnte auch noch den einen anderen handfesten Tipp weitergeben: „Wir müssen wahrscheinlich bis 67 Jahre arbeiten, also sucht euch etwas, das Spaß macht, aber auch Geld einbringt.“

Im kommenden Jahr soll der Projekttag wieder stattfinden

Ob Unterstufe oder Zwölftklässler – am Ende des Projekttages hatten sich alle Steinbart-Schüler mit Themen beschäftigt, die sonst nicht auf dem Lehrplan stehen, und wohl viel Neues gelernt. Für Mika Schilling und Alina Thamm war der Tag jedenfalls ein „Riesenerfolg“. Im kommenden Jahr soll der Projekttag wieder stattfinden – damit am Steinbart noch mehr fürs Leben gelernt wird.